GE:druckt

 

In den Informations- und Medienbereichen hat die Geschwindigkeit zugenommen, auch im Druckereigewerbe. Besucht man ein Druckzentrum für Tageszeitungen wird einem bei der Geschwindigkeit, mit der die Zeitung hergestellt wird, unheimlich. Der Rotationsdruck entzieht sich ob der Geschwindigkeit dem menschlichen Auge. Die Redaktion ist vom Druckereizentrum weit entfernt. Die Beiträge entstehen direkt am Ort der Veranstaltung, am Laptop, immer mehr steht online im Internet.   

 

Mein Lehrbetrieb umfasste eine Buchhandlung, eine Setzerei, eine Buchdruckerei und eine Buchbinderei. In der Setzerei wurden die Buchstaben händisch aus einem Setzkasten zu einer Seite zusammengefügt. Für längere Texte gab es eine Setzmaschine, wo die Buchstaben eingetippt und die Bleilettern gegossen wurden. Bei den Buchdruckmaschinen, Marke Heidelberg, verursachte der Einzug des Papieres  ein saugendes Geräusch, ich kann es vierzig Jahre später noch hören. Bei einem Spaziergang durch die Stadt Putje höre ich dieses saugende Geräusch. Durch das Fenster sehe ich dieselben Druckmaschinen, wie sie vor vierzig Jahren in meinem Lehrbetrieb verwendet wurden.

 

Druck machen.

7 Gedanken zu „GE:druckt

  1. Und es gibt Orte und Momente, da weiß man, daß die zeit stehen geblieben ist. Daß es Paralelluniversen gibt, die gleich nebenan liegen
    man muss nur einen Schritt zur Seite machen, den Duft einer bestimmten Blüte erhaschen oder das Lied von damals hören.
    das saugende Geräusch gehört dir.
    elisabeth

  2. Hallo Schlagloch!

    Zu dem Text lässt sich vieles sagen:

    In manchen Dingen wird man zurückkehren zu alten Verfahren.

    Die Geschwindigkeiten in Produktionswerkstätten ist manchmal unheimlich. Ungefähr erinnere ich mich, daß Dutzende Bonbins in 1 sec gegossen werden können. Wo ist da die physikalische Grenze?

    Wohl dem, der solch eine Erinnerung wie dieses Geräusch wieder erleben darf. Ich habe u.a. mal einen Duft gerochen, von dem ich wusste, daß ich ihn mal in der Kindheit gerochen hatte. Wußte aber nicht, was es war.

    Gruß
    Gerhard

  3. Hallo Gerhard!

    Wie ich das erstemal die Strasse in Putje entlang gegangen bin, habe ich dieses Geräusch gehört und wusste woher es stammt. Es war spät am Abend, also keine “normale Arbeitszeit”. An einem Nachmittag bin ich in die Druckerei eingetreten und habe zu den Heidelberg-Buchdruckmaschinen noch eine Falzmaschine und eine Schneidmaschine gesehen, “wie früher”. Putje ist ein Ort in Ostslowenien.

    Gruss schlagloch.

  4. Hallo Elisabeth!

    Vielleicht bildet sich in jedem Lebensjahrzehnt ein persönliches Universum, sodass wir nicht nur aus einem Leben bestehen, sondern aus mehreren “Lebensuniversen”. So können wir verschiedene Eindrücke aus früheren Universen abrufen.

    Gruss schlagloch.

  5. Hallo Schlagloch,
    es ist auch interessant, wie sich Bewegungen einprägen können.
    Vor 2 Jahren sah ich jemand von hinten für ein, zwei Sekunden gehen und erkannte, daß es jemand sein müsste, den ich vor 30 Jahren zuletzt gesehen hatte. Und es war kein Freund, sondern jemand aus der gemeinsamen Kompanie bei der Bundeswehr.
    Er war es tatsächlich!
    Gruß
    Gerhard

  6. Hallo Schlagloch!
    Es muss immer schneller immer mehr Geld verdient werden.
    Die vielen Leute wollen “unterhalten” sein, und “”unterrichtet” werden von allen, was es so Neues gibt. Nur, sind die Neuigkeiten “neu”? Ist es wirklich auch “das”, was passiert ist, was da steht??
    Ich hab´noch nie gern Zeitung gelesen, halt mich eher an Bücher.
    Liebe Grüße
    Grey Owl

  7. Hallo GreyOwl.

    Die Technik hat mit der Geschwindigkeit kein Problem, wir kommen mit dem Schauen “nicht mehr mit”. Nicht versäumen, Mondlandung.

    Gruss schlagloch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert