brut:pflege I

Als Erwachsener ist man oft der Meinung schon alles zu wissen. Woher diese Auffassung stammt, eventuell handelt es sich um einen Irrtum, liegt im Dunkeln. Möglicherweise sollte ich zwischen Wissen und Erfahrung eine Unterscheidung treffen. Alles zu wissen ist heute schwieriger als es noch vor einem halben Jahrtausend war. Wir sind davon überzeugt, das Allwissen immer bei uns zu haben, in unserer Hosentasche. Ich spreche vom Handy mit Internetverbindung. Über dieses Gerät lassen sich sehr schnell und viele Fragen beantworten. Egal, ob man sich dabei der Suchmaschine Google bedient oder gleich bei Wikipedia nachschlägt. Wobei ich hier einwerfe, dass dabei eine Frage beantwortet wird, es aber wenig um Wissen, Erkenntnis im Sinne von Hintergrundwissen und Zusammenhänge geht. Zum Beispiel lässt sich bei Wikipedia in Sekundenschnelle ermitteln, wie viele Einwohner hat Villach. Am 1. Jänner 2017 waren es 61.662 Einwohner. Dazu findet man weitere  Hinweise, wie sich die Bevölkerung  in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, teilweise auch die soziologischen und wirtschaftlichen Ursachen. Diese Zahl sagt nichts über das Lebensgefühl der Villacher/innen aus, welche Distanz oder Nähe sie zu ihrer Stadt haben? Wie sie sich als Einwohner der südlichsten Stadt Österreichs fühlen? Die Antwort bei der Frage nach der Zahl der Einwohner erschöpft sich in einer Zahl.

Wir scheuen immer mehr die Anstrengung uns Wissen zu erwerben. Die Bemühungen um eine Gesamtschau und sei es nur die Idee einer Gesamtschau. Im Unterricht sieht man heute die Aufgabe darin, möglichst früh zu spezialisieren. Schon nach dem vierzehnten Lebensjahr werden die Schüler aufgesplittert, sei es in einen sportlichen, in einen gesundheitlichen oder in einen naturwissenschaftlichen Zweig. Dies, was einmal ganz oben im Ranking der Gymnasien stand, eine humanistische Bildung und Weltsicht zu vermitteln, ist in das Out gedrängt worden. Als Schüler einer katholischen Koranschule bedaure ich dies zu tiefst. Die vielen Informationen, wie wir sie heute haben, vielmehr als vor dreißig oder fünfzig Jahren, würde eine Bildung notwendig machen,um entscheiden zu können, was ist wichtig?  Was verbirgt sich hinter dieser Story, was ist das Umfeld und wie konnte es geschehen?

Suchmaschine.

2 Gedanken zu „brut:pflege I

  1. Filtern der Informationen, das leisteten die Leher sicher damals. Vom Deutschlehrer aus ist mir Kafka und Musil in Erinnerung. Ich denke, er hat mit den interessierten Schülern auch privat Literatur und Philosophie diskutiert.

  2. Hallo Gerhard!

    Filtern der Informationen, das wäre wichtig. Ich glaube die Lehrer sind selbst entweder berauscht oder überfordert von den vielen Informationen.

    Gruss schlagloch

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