ewig:leben I

Bei der Zeitumstellung von der Winter- auf die Sommerzeit mache ich mir Gedanken darüber, was ist eine Stunde im Leben des Menschen, was bedeutet mir eine Stunde. An diesem Tag hat der Tag nicht vierundzwanzig Stunden, sondern ist um eine Stunde kürzer. Was hätte ich alles in dieser einen Stunde machen können? Die Frage nach der einen Stunde beginnt bereits, wenn man bei einem Arzt eine Stunde warten muss. Im Wartezimmer gibt es deshalb einen Aufstand. Zumeist hat man neben dem Arztbesuch noch einige Besorgungen in der Stadt und plötzlich bekommt man das Gefühl gerade diese eine Stunde wird einem am heutigen Tag fehlen. In einem Sprichwort heißt es: Wer keine Zeit für die Gesundheitsvorsorge hat, der wird viel Zeit für seine Krankheiten aufbringen müssen. Das Wort Zeitumstellung Ist ein Paradox, man kann Möbel oder die Ernährung umstellen, aber die Zeit? Das Phänomen Zeit erschließt sich uns nur wenig. Haben wir zu viel Zeit, langweilen wir uns, haben wir zu wenig Zeit, beklagen wir uns. Ich kenne niemanden, der von sich sagt, er kann mit der Zeit vernünftig umgehen. Er hat genug Zeit oder er hat genauso viel Zeit zur Verfügung wie er es braucht. Mit unserem “Latein” sind wir am Ende, wenn wir uns Zeitspannen vorstellen sollen, welche das Alter der Sonne oder der Galaxien betreffen. Dabei haben unsere Vorstellungen gleich einmal ein Ende, sie reichen bis zu der Zahl hundert an Lebenszeit.Oftmals kommen sich über neunzigjährige als von der Zeit stiefmütterlich behandelt vor. Entscheidend ist auch, ob sie ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben führen können.

In einer Zeitungsnotiz habe ich gelesen, dass ein Sechzigjähriger von seinem Leben zirka achtzehn Jahre verschlafen hat, neun Jahre vor dem Fernseher gesessen ist, ein Jahr länger als er an Arbeitsstunden geleistet hat. Von den seichten und harmlosen Freizeitbeschäftigungen will ich nichts Weiteres aufzählen. Nichts habe ich darüber gelesen, wie viele Jahre wir mit dem Lernen oder mit dem Lesen von Büchern verbringen. Neue Studien geben einen Überblick wie lange wir uns täglich mit dem Handy beschäftigen oder wie lange wir im Internet surfen. Wobei das Gefälle zwischen den Generationen, ich möchte sagen zwischen den drei Generationen die gerade die Erde bevölkern, sehr unterschiedlich sein wird.

Zeitmessung

familien:messe

Wer im Handel gearbeitet und im Verkauf tätig war, weiß um die Tricks der Verkäufer auf Warenmessen. Ein beliebter Ort um Verkaufsstudien zu betreiben sind die Frühjahrs- und  Herbstmessen. Manches Mal stehen sie unter einem bestimmten Motto, wie Familienmesse, Brauchtumsmesse oder Häuslbauermesse. Damit wird versucht ein bestimmtes Publikum anzusprechen. Bei einer so umfassenden Bezeichnung wie Familienmesse deutet alles darauf  hin, dass es für jeden in der Familie etwas zum Schauen, zum Ausprobieren und zum Kaufen gibt. Zumeist verbringt man einen Tag mit der ganzen Familie, mit dem Opa, der Mama und dem kindergartenpflichtigen Kind auf dem Ausstellungsgelände. Es ist ein Ersatz für einen gemeinsamen Spaziergang oder für einen Verwandtenbesuch. Das SMS am Handy verspricht, wir treffen uns bei der Familienmesse in der Halle B. Eventuell hat man sich auch mit Freunden aus der Nachbarschaft verabredet. Die Möglichkeit man könnte sich in einer der Messehallen über den Weg laufen schließt man keinesfalls aus. So ist es üblich, dass man mit einem Auge die Messestände entlangstreicht und mit dem anderen Auge die entgegenkommenden Messebesucher observiert. An einer Hand hält man den Nachwuchs fest, bei dem Trubel könnte er schnell Abhandenkommen. In der Meute der Messebesucher würde er sich nicht mehr zurechtfinden. Von Vorteil ist, wenn er bereits seinen ganzen Namen kennt, also Vornamen und Familiennamen. Somit besteht bei Verlust die Wahrscheinlichkeit, dass er von einer der bildhübschen Messehostessen aufgegriffen und zum Informationstand gebracht wird: „Die Eltern von Erich Farbenfroh sollen zum Informationsstand kommen“, verhindert das Schlimmste. Ganz ungetrübt verläuft der Rest des Messtages dann nicht mehr.

Danach kann man sich wieder unbeschwert den Angeboten der Firmen zuwenden. Die aufmerksamen Standverkäufer deuten jeden Blick, welchen man auf ihr Produkt wirft. Sie finden schnell die passende Einstiegsdroge für ein Verkaufsgespräch. Um einen zu überreden einen Schritt in die Verkaufskoje zu wagen und ihnen die nächsten drei Minuten zuzuhören. Im besten Fall für den Verkäufer die Jacke zu probieren oder auf den Matratzen einmal Probe liegen.

Klobürste.

literatur:tage

Bei den Vorauer Literaturtagen 2016 ist im offiziellen Kreis, beim Diskurs der Bücher, “Becketts Endspiel; Händler Wenn wir sterben und Shan Sa Die Gospielerin” kein Wort zur aktuellen Integrationsthematik der Flüchtlinge gefallen. Wohl intern bei den Tischgesprächen oder den Kamingesprächen am Abend. Eine Freiwillige, die sich in den Dienst der Sache gestellt hat und von Passionswegen in einem karitativen Zentrum Deutsch für Flüchtlinge unterrichtet hat, hat aus der Schule geplaudert. Sie habe sich an die vorgegebenen Zeiten gehalten, von den Asylanten sind diese grob vernachlässigt worden und zum Teil sind sie nach zwei drei Unterrichtseinheiten überhaupt nicht mehr gekommen. Bis auch sie nach ein paar Monaten überhaupt nicht mehr gekommen ist.

Geteilt habe ich mit der Teilnehmerin Erinnerungen an die Volksschulzeit. Sie erzählte, wie sie ihr Bauernbrot mit anderen Mitschülern gegen das Brot oder Süßgebäck von der Dorfbäckerei getauscht hat. Bei mir war es ähnlich. In der Volksschule in St. Paul ob Ferndorf gab es bei den Schülern drei Gruppen, von der Art des Elternhauses. Dies waren die Bauernkinder, von den Berg- und Talbauern, die Arbeiterkinder, deren Väter zum Großteil im Heraklitwerk Ferndorf beschäftigt waren und der kleinste Teil, Kinder anderer Berufsgruppen. Wir  Bauernkinder hatten fast täglich ein Speckbrot und je nach Jahreszeit etwas Obst zur Jause. Die Arbeiterkinder hatten ein weiches Bäckerbrot mit Butter und Wurst, zumeist Salami oder Extrawurst. Mit meinem Sitznachbar tauschte ich in der Woche ein- bis zweimal die Brote. So verschafften wir uns etwas Abwechslung. Dazu fällt mir ein, es gab damals keine Fünftageschulwoche, wir hatten auch am Samstagvormittag Unterricht.

Aus dem Tagebuch…

seh:test

Einen direkten Weg bestreiten Firmen mit dem Vertrieb ihrer Produkte, wenn sie Verkaufsveranstaltungen im Speisesaal von Seniorenheimen und Altersheimen abhalten. Hier braucht es keinen gratis Tagesteller. Nach einem kurzen pseudo medizinischen Vortrag geht es gleich zum Wesentlichen, dem Verkauf. Für die Bewohner wurde die Firma von der Heimleitung eingeladen, dann wird es seine Richtigkeit haben. Dazu gehören mobile Einsatzfahrzeuge für einen Seh- und Hörtest, welche vor den Seniorenresidenzen parken. Begonnen wird nach dem Mittagessen mit einem Vortrag über das verminderte Sehen und Hören im Alter. Danach besteht die Möglichkeit sein Seh- und Hörvermögen prüfen zu lassen. In Abständen von maximal fünf Minuten. Ein Schelm, wer zwischen dem Vortrag und der unverbindlichen Überprüfung von Aug und Ohr und dem Verkauf von einer Brille oder eines Hörgerätes einen Zusammenhang sieht.

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist bei vielen das Hör- oder Sehvermögen etwas eingeschränkt, die wenigsten leben freiwillig in einem Seniorenheim. Durch diesen Test vor Ort könnte man sich den  lästigen Weg zu einem Ohr- oder einem Augenarzt ersparen. Das Heim zu verlassen ist zumeist mit einigem organisatorischem Aufwand und körperlicher Anstrengung  verbunden. Freiwillig zum Arzt geht man schon lange nicht mehr. Als Zuckerl gibt es zu jeder Bestellung eine Werbezeitschrift, da bestellt man lieber gleich, die meinen es ja nur gut mit uns.

Nix vastehn.