literatur:tage

Bei den Vorauer Literaturtagen 2016 ist im offiziellen Kreis, beim Diskurs der Bücher, “Becketts Endspiel; Händler Wenn wir sterben und Shan Sa Die Gospielerin” kein Wort zur aktuellen Integrationsthematik der Flüchtlinge gefallen. Wohl intern bei den Tischgesprächen oder den Kamingesprächen am Abend. Eine Freiwillige, die sich in den Dienst der Sache gestellt hat und von Passionswegen in einem karitativen Zentrum Deutsch für Flüchtlinge unterrichtet hat, hat aus der Schule geplaudert. Sie habe sich an die vorgegebenen Zeiten gehalten, von den Asylanten sind diese grob vernachlässigt worden und zum Teil sind sie nach zwei drei Unterrichtseinheiten überhaupt nicht mehr gekommen. Bis auch sie nach ein paar Monaten überhaupt nicht mehr gekommen ist.

Geteilt habe ich mit der Teilnehmerin Erinnerungen an die Volksschulzeit. Sie erzählte, wie sie ihr Bauernbrot mit anderen Mitschülern gegen das Brot oder Süßgebäck von der Dorfbäckerei getauscht hat. Bei mir war es ähnlich. In der Volksschule in St. Paul ob Ferndorf gab es bei den Schülern drei Gruppen, von der Art des Elternhauses. Dies waren die Bauernkinder, von den Berg- und Talbauern, die Arbeiterkinder, deren Väter zum Großteil im Heraklitwerk Ferndorf beschäftigt waren und der kleinste Teil, Kinder anderer Berufsgruppen. Wir  Bauernkinder hatten fast täglich ein Speckbrot und je nach Jahreszeit etwas Obst zur Jause. Die Arbeiterkinder hatten ein weiches Bäckerbrot mit Butter und Wurst, zumeist Salami oder Extrawurst. Mit meinem Sitznachbar tauschte ich in der Woche ein- bis zweimal die Brote. So verschafften wir uns etwas Abwechslung. Dazu fällt mir ein, es gab damals keine Fünftageschulwoche, wir hatten auch am Samstagvormittag Unterricht.

Aus dem Tagebuch…

seh:test

Einen direkten Weg bestreiten Firmen mit dem Vertrieb ihrer Produkte, wenn sie Verkaufsveranstaltungen im Speisesaal von Seniorenheimen und Altersheimen abhalten. Hier braucht es keinen gratis Tagesteller. Nach einem kurzen pseudo medizinischen Vortrag geht es gleich zum Wesentlichen, dem Verkauf. Für die Bewohner wurde die Firma von der Heimleitung eingeladen, dann wird es seine Richtigkeit haben. Dazu gehören mobile Einsatzfahrzeuge für einen Seh- und Hörtest, welche vor den Seniorenresidenzen parken. Begonnen wird nach dem Mittagessen mit einem Vortrag über das verminderte Sehen und Hören im Alter. Danach besteht die Möglichkeit sein Seh- und Hörvermögen prüfen zu lassen. In Abständen von maximal fünf Minuten. Ein Schelm, wer zwischen dem Vortrag und der unverbindlichen Überprüfung von Aug und Ohr und dem Verkauf von einer Brille oder eines Hörgerätes einen Zusammenhang sieht.

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist bei vielen das Hör- oder Sehvermögen etwas eingeschränkt, die wenigsten leben freiwillig in einem Seniorenheim. Durch diesen Test vor Ort könnte man sich den  lästigen Weg zu einem Ohr- oder einem Augenarzt ersparen. Das Heim zu verlassen ist zumeist mit einigem organisatorischem Aufwand und körperlicher Anstrengung  verbunden. Freiwillig zum Arzt geht man schon lange nicht mehr. Als Zuckerl gibt es zu jeder Bestellung eine Werbezeitschrift, da bestellt man lieber gleich, die meinen es ja nur gut mit uns.

Nix vastehn.

rheuma:decke

Können ältere Menschen von Verkäufern, welche Gesundheitspräparate und Gesundheitswäsche verkaufen, leichter beeinflusst werden als Jüngere? Bis zu welchem Alter soll ein Mensch für sich entscheiden, ob er dies wirklich braucht? Sollte man bei einer größeren Anschaffung jemanden beiziehen oder sich zumindest drei Tage lang Bedenkzeit ausbitten? Zumeist gibt es im Kaufvertrag eine gesetzliche Rücktrittsfrist. Von den Senioren, die wenig mit kaufmännischen und schriftlichen Dingen zu tun hatten, beschreitet kaum jemand diesen Weg. In den meisten Fällen lässt man sich vom Firmenschreiben, dass soundso hohe Stornogebühren anfallen werden, einschüchtern. Oder die Firma lehnt es von vornherein ab, die Bestellung zu stornieren. In den örtlichen Gasthäusern  finden mehrmals im Jahr Werbeveranstaltungen statt. Am Flugblatt wird in großer Schrift versprochen, dass jede teilnehmende Person gratis ein Wienerschnitzel mit Pommes und Salat bekommt. Unabhängig von jeder Bestellung. Nach dem Essen werden gesundheitsfördernde  und wärmende Unterwäsche für die kühlen Märztage präsentiert. Gleichzeitig bietet diese Unterwäsche einen Schutz vor Erkältung in der nassen Jahreszeit. Ergänzend dazu gibt es Rheuma lindernde Bettwäsche und -decken.

Vorher denken die Meisten, dass sie gegen die Tricks von Verkaufsprofis resistent sind. Sie wollen einfach ein wenig Zerstreuung und sich ein Mittagessen schenken lassen. Als ältere Person überschätzt man zumeist seine Widerstandskraft bei den Verkaufsshow. Mit ihrer Suggestionskraft bearbeiten die geschulten und aufdringlichen Verkäufer, zumeist zu zweit, ihre potenziellen Abnehmer. Geht Einem die Luft oder die Argumente aus, kann der Zweite weitermachen, ohne dass die Zuhörer Zeit haben über das Gesagte nachzudenken. Letztendlich sieht man die Schuld bei sich, wenn man sich in der nasskalten Jahreszeit erkältet. Hier bietet sich die Möglichkeit vorzubeugen und die wärmende Unterwäsche zu kaufen. Wer in den nächsten Wochen mit einer Erkältung im Bett liegt, ist selbst schuld.  Nochdazu stellt man fest, dass man keine Rheuma lindernde Bettwäsche hat. Um kein Risiko einzugehen greift man lieber etwas tiefer in die Geldtasche. Lieber gesund, als zu viel Geld in der Brieftasche. Im örtlichen Fachhandel wäre die Unterwäsche um einiges günstiger gewesen.

Hasenfell

im:rahmen ll

In der Nähe von markanten Ausflugszielen oder berühmten historischen Gebäuden stehen seit jüngster Zeit große rote hölzerne Rahmen. Hier können sich die Besucher in die Bildfläche stellen und ein Foto machen. So hat das Foto gleich einen Rahmen. Diesen Trend gibt es auch in Kärnten. Am Pyramidenkogel steht am Rande der Terrasse vom  Aussichtsturm, bei den Imbissstuben, ein solcher Rahmen. Fotografiert man eine Person, hat man auch einen Ausschnitt vom Wörthersee auf dem Bild. Mit dem Lift fahren die Besucher auf den siebzig Meter hohen Turm für den Rundumblick auf die Täler, Berge und Seen Kärntens. Die wenigsten wollen dem Himmel näher kommen, dafür gibt es höhere Bauten oder beim Fliegen. Was bleibt vom Gedanken Gott näher zu kommen, soweit man Gott im Himmel der sich über uns spannt, wähnt.

Beim Blick über die Landschaft über Gott und die Welt nachdenken. Eine sinnlose Formel und doch bewegen wir uns ständig in diesem Fokus. Der Rahmen für unser Denken ist vorgegeben. Es passiert selten, dass man sagen kann, er hat den üblichen Rahmen gesprengt. In der Einfassung war vielleicht ein Haarriss. Ständig sind wir auf der Suche nach den letzten Dingen. Bei der Suche nach Orten, welche sie noch nicht kennen, sind manche rastlos. Das Ziel haben, die letzten unbekannten Orte in Kärnten zu besuchen. Für Österreich wird es darin um einiges schwieriger. Sinnlos, obwohl man darin etwas sinnhaftes entdeckt hat.

Politzen & Beinten