PLATZ:karte

Um eine Veranstaltung zu besuchen braucht es eine Eintrittskarte, dabei stellt sich die Frage, welchen Platz soll man nehmen. Sind die Plätze nummeriert, dann ist mit dem Kartenkauf die Entscheidung gefallen und nicht mehr veränderbar. Meistens möchte man, kommt man den Saal, den Platz noch tauschen. Schwieriger ist es bei der freien Platzwahl. Jeder hat seine Vorlieben. Manche sitzen gerne vorne bei der Bühne, andere lieber in der Mitte, auf der rechten Seite, andere links. Oft will man den Platz noch einmal wechseln, weil sich die Sichtverhältnisse durch neu hinzukommende Besucher verändert haben. Bei mir ist es schon vorgekommen, dass ich den Platz zwei- bis dreimal gewechselt habe, bis die Partnerin sich geweigert hat, noch einmal hin- und herzuwandern. Ausdauer zeige ich auch, wenn es um den Bezug eines Hotelzimmers geht, in den seltenen Fällen gefällt mir das zugewiesene Zimmer. Ein Zweites anzuschauen gehört zum Alltag. Es gibt auch Situationen, dass kein anderes Zimmer frei ist, dann hat das Zugeteilte zu passen. Leichter ist es im Parkcafé, dort weis ich, wo ich in Ruhe die Zeitung lesen und meine Notizen schreiben kann und dabei trotzdem die Menschen beobachten.

Zur schönen Aussicht.

CAFE:kultur

Die Wiener sprechen gerne von einer Kaffeehauskultur. Gemeint ist damit in Ruhe einen Kaffee zu trinken, eine Tageszeitung zu lesen oder sich mit Freunden zu unterhalten. Der Ober begrüßt einen mit dem Namen und man bekommt seinen Kaffee serviert. In Wien gibt es einige Kaffeehausinstitutionen wie das Café Sacher, das Café Landmann und das Café Hawelka. Das Café Sacher ist eine touristische Institution und gehört zu Wien wie der Stephansdom. Dort herrscht ein Besucheransturm und mit der Gemütlichkeit ist es vorbei. Legende ist das Café Hawelka, wo viele Künstler, Schriftsteller, Maler und Schauspieler seit seinem Bestehen verkehren. Die Einrichtung, die Wände und die Decke, alles ist in schwarz gehaltenen. Dort werden sich die zum Schwarzsehen geneigten Künstler wohlfühlen. Gerne erwähnt wird, dass sich viele Wiener Literaten in die Caféhäuser zurückziehen und dort ihre Texte schreiben. Vieles, das beim Wiener Kaffeehaus angepriesen wird ist nostalgieverhaftet und wird nicht von allen geschätzt. Die Jugend hat es lieber modern gestylt, mit einer Videoleinwand und lautstarker Musik.

Im Café Mitsche, im Stadtteil Völkendorf in Villach, wird auf einem Folder auf diese Kaffeehauskultur hingewiesen: „Ob in einem Café zu schreiben, wie es viele berühmte Literaten dieses Landes taten oder zu lesen, beides ist für uns Ausdruck österreichischer Kaffeehauskultur. Deshalb bieten wir in unserem Lokal neben den Tageszeitungen auch Bücher an, um darin zu lesen und zu schmökern. Es ist erlaubt ein Buch mit nach Hause zu nehmen und zu behalten, wenn man im Gegenzug ein Buch dem Café zur Verfügung stellt.“ Für Völkendorf ist dies ein Novum. Es ist zu wünschen, dass sich die Bücher austauschen und mancher Besucher außer zu der Tageszeitung auch zu einem Buch greifen wird. Vielleicht gibt es den einen oder anderen Villacher Literaten, der hier seine Gedanken zu Papier bringt.

Lesekultur.

HARN:drang

Es wird darüber gelächelt, wenn Menschen erzählen, dass sie eine Zeitung, eine Illustrierte oder ein Buch auf die Toilette mitnehmen. Hier können sie ungestört lesen,  abgeschieden vom Treiben des Hauses, abgekoppelt vom Lärm des Tages. Schöpferische Menschen sagen, dass sie hier kreativ denken können. Oftmals findet man auf dem stillen Örtchen einen Block mit Bleistift, wo man die Blitzgedanken niederschreiben kann. In den sechziger und siebziger Jahren wurden alte Zeitungen als Kloopapier verwendet. Da passierte es, dass man in einer Zeitung einen interessanten Artikel entdeckt hat und der Aufenthalt am Klo dauerte länger. Heute ist das Rauchen an vielen Orten verboten, so wird am Klo schnell eine Zigarette geraucht. In vielen Betrieben wird verlangt, dass für das Klogehen die Zeitkarte abgestempelt werden muss. Als Akkordarbeiter in einer Schuhfabrik, am Montageband, musste ich dem Meister Bescheid geben, wenn ich das  WC aufsuchen wollte. Er übernahm für kurze Zeit meine Arbeit am Montageband. Es durfte keine Unterbrechung bei der Montage geben.   

Bei einem Wochenendaufenthalt in einem frisch renovierten Hotel in Kroatien wird man damit überrascht, dass sich ein Internetanschluss im Bad, neben dem WC befindet. Es entspricht dem Trend, dass man nicht mehr eine Zeitung am WC liest, sondern den Laptop auf das WC mitnimmt. Das Internet prägt auch den Urlaubsaufenthalt, dies kann man in der Hotelhalle bei den frei zugänglichen Internetplätzen beobachten. Nach der Anmeldung bei der Rezeption führt bei vielen der erste Weg zum PC -Terminal. Dort kommt es zu Wartezeiten, sodass die Urlauber in der Hotelhalle auf- und abgehen, als müssten sie dringend auf das WC gehen, aber es ist besetzt. 

Harndrang im Internet.  

BLOG:nachbar

Unser Leben wird auch geprägt und gestaltet von verschiedenen Nachbarschaften. Glauben auch manche, dass sie auf keine Mitmenschen, Nachbarn angewiesen sind, so stoßen wir doch in unserem Alltag auf Nachbarn. So verschieden wie wir selbst sind, so verschieden sind die Nachbarn. Mit manchen versteht man sich gut oder es gibt höflichen Abstand. Andere lehnen jeden Kontakt ab und man wird gestört oder belästigt. Bei manchen kann man trotz Freundlichkeit keinen Kontakt herstellen. Die Nachbarn einer Strasse treffen sich zu einem Straßenfest, andere Nachbarn treffen sich vor dem Gericht zu einer Verhandlung über die Grundgrenze. 
 
So wie es Hausnachbarn und Wohnungsnachbarn gibt, gibt es auch Blognachbarn. Im deutschsprachigen Raum gibt es geschätzte mehrere Millionen Blogs. Fast jeder Blog hat seine Linkliste, wo er auf andere Blogs aufmerksam macht, sozusagen Blognachbarn. So wie man Freundschaften im normalen Leben durch Besuche, Telefonanrufe pflegt, so muss man auch die Blogfreundschaften pflegen. Dies passiert durch den Besuch von verlinkten Webseiten. Die Telefonanrufe sind die Kommentare und die Antwort auf die Kommentare. Wer dies außer Acht lässt, wird auch im Web bald alleine dastehen. Über die Beziehungen  im Web hat jeder Blogger seine eigenen Erfahrungen. Manche Blogs bezeichnen sich als Diskussionsforum, haben aber keine Zeit für den Webnachbarn. Konkurrenz-  und Zeitdruck gibt es auch im Web.
 
Eine Vermutung.
12.2.08 08:05
 
 

 2 Kommentar(e)    

Mo / Website Hallo Herr Nachbar 😉

Du stellst mal wieder einen sehr treffenden Vergleich an, wie ich finde.

Bach 2,5 Wochen in meiner neuen Wohnung erkunde ich meine Nachbarschaft und sie scheint tatsächlich so vielfältig zu sein, wie Du sie beschreibst.

Auch wenn ich mich in den letzten Wochen hier sehr rar gemacht habe, schaue ich gern wieder vorbei, sobald meine Zeit es zuläßt.

Ansonsten muß man sich wohl bei der Vielzahl der Blogs ( lt. einem Beitrag auf Schlafmützes Seite gibt es täglich 750000 neue Blogs im Netz ) seine Favoriten heraussuchen, denen man sich widmen kann/möchte.

Viele Grüße
Mo

schlagloch Hallo Mo!
Es ist gut, wenn du zuerst die Nachbarschaft deiner neuen Wohnung erkundest. Es ist bestimmt etwas interessantes dabei.
Gruss schlagloch.

BLOG:haus

In den Landgemeinden von  Kärnten besteht bei den jungen Paaren der große Wunsch ein eigenes Haus zu bauen. Man hat Sehnsucht nach einem eigenen Heim, wo die Kinder mehr Wohnraum haben und ideale Bedingungen zum Spielen vorfinden. Kinder von einem Bauernhof erhalten oft als Erbe einen Baugrund, andere werden von den Eltern finanziell unterstützt. Nur durch die Mithilfe von Verwandten und Bekannten ist für viele die Errichtung des Hauses möglich. Hier sind jene im Vorteil, die selbst einen Handwerksberuf ausüben und Teile der Arbeit selbst durchführen können. Meistens gelingt der Hausbau nur, wenn man auf verschiedene Vergnügungen und Urlaub verzichtet. Der Großteil der Eigenheime wird von unter Vierzigjährigen errichtet. Mit späterem Alter nimmt man die Strapazen ein Eigenheim zu errichten nicht mehr auf sich.
 
Vergleicht man den Bau eines Eigenheimes mit dem Aufbau eines Weblogs, dann hat es den Anschein, dass auch hier die jungen Leute in der Mehrzahl sind. Jedes Alter hat sein Blogdesign. Die Funktionen eines Eigenheimes und eines Bloghaus sind ähnlich, man wohnt darin, entweder real oder virtuell. Man geht im Eigenheim seiner Alltagsarbeit und im Bloghaus seinen Alltagsgedanken nach. Auch Besucher finden eine ähnliche Situation vor. Egal ob Einfamilienhaus oder Bloghaus, Besucher sind willkommen und sind zu einem Gespräch oder Kommentar eingeladen. Die Tür steht für alle offen.
 
Tritt ein, bring Glück herein.   
6.2.08 18:41
 
 

 5 Kommentar(e)    

weichensteller / Website

Die offene Tür ist aber nur für Weblogs charakteristisch, keineswegs für Eigenheime!
Und die meisten der einschlägigen Fachblogs, die ich besucht habe, reagierten nicht auf Kommentare und schreiben nicht zurück. Also nur scheinbare Offenheit.

Und das mit dem unter 40 möchte ich doch in Frage stellen!

LGW

 

schlagloch

Hallo Weichensteller!

Beim Spazierengehen genügt es manchesmal, dass man die Leute im Garten grüsst und schon gibt es einen Plausch.

Wahrscheinlich ist die Konkurrenz im Web noch größer als im Alltagsleben und die Zeit knapp, sodass man keine Zeit für den “Webnachbarn” hat. Eine Vermutung.

Gruss schlagloch.

 

Gerhard

Die Verschiedenen Blogger kann man vielleicht ähnlich einordnen wie die Musikrichtungen. Techno und Hip-hop, Chillout und Soul, Klassik und Liedgut – alles hat seine Berechtigung und seinen eigenen Reiz. So gerne wie man sich mit Techno-Rythmen aufheizen will, so gerne mag man sich zu anderer Zeit an einem wohlkomponierten Stück begeistern und daran still lauschen.

Gruß
Gerhard

 

schlagloch

Hallo Gerhard!
Deinem Vergleich zwischen Musikrichtungen und Blogrichtungen kann ich nur zustimmen.
(K)ein Kampf der Kulturen.

Gruss schlagloch.


Schlafmütze / Website


Hallo Schlagloch 😉
Ich komme kurz auf einen Besuch vorbei!
Liebe Grüße