ZEIT:krank

Die Beschäftigung mit der Zeit ist ein immer wiederkehrendes philosophisches Thema. Wir wissen, dass sich Augustinus eingehend mit der Zeit beschäftigt hat. Er wollte ergründen, wie es möglich und vorstellbar ist, dass Gott ewig ist und das er schon immer war. Vor unserer Zeit und nach unserer Zeit. Für viele ist dies nicht nachvollziehbar, wo wir im besten Fall 100 Jahre alt werden können. Dabei ist es nicht sicher, ob dies wünschenswert ist.

Im Erwerbsleben ist die Arbeitszeit vorgegeben, für die meisten ist eine freie Zeiteinteilung innerhalb der Wochenstunden möglich. Bereits in der Übergangsphase zu einem neuen Lebensabschnitt beschäftigt man sich mit der Zeit. Tritt man in eine neue Lebensphase ein, dann wird man mit der Herausforderung konfrontiert, den Tagesablauf selbst einzuteilen. Es muss die Frage geklärt werden, wie lange man eine Tätigkeit ausüben will. Meistens gönnt man sich am Morgen und am Abend mehr Zeit zum Genießen.

Die nächste Phase gehört der Frage, für was verwendet man die neu zur Verfügung stehende Zeit. Man denkt an etwas Sinnhaftes, etwas was man schon immer machen wollte, sodass das Leben bereichert wird. Früher ergab sich der Sinn aus der Erwerbstätigkeit, jetzt muss man um einen Sinn ringen. Dabei kann es zu großen emotionalen Schwankungen kommen, man streitet innerlich darüber, was eine erfüllende Tätigkeit ist. Verschärft wird dieser Konflikt dadurch, dass man eingestehen muss, dass die  Zeit auch nach dem Berufsleben begrenzt ist. Sinnvoll leben kann man erst dann, wenn man den Zeitfaktor ganz hintan stellt.

Irrläufer.

ER:holung

Von Erholung sprechen wir, wenn wir uns von einer anstrengenden Aufgabe oder Arbeit ausruhen müssen. Es gibt auch angenehme Beschäftigungen wie Tanzen und Essen, wo wir dann sagen, jetzt müssen wir uns erst einmal erholen. In den reiferen Jahren hat ein Kuraufenthalt den größten Erholungswert. Vorausgesetzt, dass man nicht über die Stränge schlägt, während des Kuraufenthaltes die Nacht zum Tag macht. Während der Zeit unterhält man sich gerne darüber, wie der Kuralltag in anderen Kurhäusern abläuft. Wesentliche Dinge sind dabei, wie es andere Kurhäuser mit der Nachtruhe und der Verpflegung handhaben. Dabei machen die unterschiedlichsten Geschichten, meistens sind es Gerüchte, die Runde. Die Regel ist, dass um 22 Uhr  Nachtruhe ist und alle Kurgäste im Kurheim sein müssen. Bei manchen Kuranstalten wird die Eingangstüre abgesperrt und dies zusätzliche kontrolliert. Nur durch die Verständigung der Nachtschwester ist es möglich das Heim zu betreten. Die Missachtung der Nachtruhe bedeutet den Ausschluss aus dem Kurheilverfahren. Diese Vorschrift löst das meiste Unbehagen unter den Kurgästen aus, dazu gibt es die meisten Unmutsäußerungen. Es kursieren Geheimtipps von Kurhäusern, wo dies nicht so streng gehandhabt wird. Dabei sind es wenige, welche sich nicht an die offizielle Nachtruhe halten. Wer fleißig am Kurprogramm teilnimmt freut sich auf die Nachtruhe, für „Nachteulen“ sind die Zimmer mit den modernen Medien ausgestattet.

Die Krankenkassenkuren werden zumeist von den Menschen fünfzig plus in Anspruch genommen. Viele nützen diese Möglichkeit um mit einem zufriedenstellenden Gesundheitszustand in Pension zu gehen. Andere wollen sich nicht in Vorschriften einfügen und zahlen den Kuraufenthalt selbst und genießen mehr Freiheiten. Dabei ergibt sich die Frage, ob es für Menschen im Ruhestand einen staatlich finanzierten Kuraufenthalt braucht? Worin bestehen die Anstrengungen in der Pension, die eine Krankenkassenkur rechtfertigen? Braucht es in diesem Lebensabschnitt eine Kur oder einen Urlaub, wenn Erholung das Tagesprogramm ist? Im Vordergrund steht ein Tapetenwechsel, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen. Mit allen Sinnen den Tag und die Umgebung neu wahrnehmen.

Sinneswahrnehmung.

ROST:ansetzen

Früher hörte man oft  den Ausspruch: „Dieses Auto hält nur noch der Rost zusammen“. Die Autos begannen an den Unterkanten der Autotüren und an den Kanten der Kotflügel zu rosten. Ist man näher an das Auto herangetreten konnte man manches Mal ein Loch in der Karoserie erkennen. Es hat oft ein Fingerdruck genügt und das Blech ist eingebrochen. Heute ist der Zustand der Autos durch die jährliche, gesetzlich vorgeschriebene, Überprüfung der KFZ um vieles besser. Die Verkehrstauglichkeit wird von der Autowerkstätte bestätigt. Versucht man im Rahmen eines Neuwagenkaufes sein Auto einzutauschen, kann man eine Überraschung erleben.

Vor Jahren hatte ich einen zehn Jahre alten Mitsubishi Kombi, der meinem  Gefühl nach seinen Zweck als Transporter für das Geschäft erfüllte. Beim Besuch einer Automesse sah ich die neuen Modelle mit den Extras, wie Servolenkung, Bremskraftverstärker und Klimaanlage. Dabei kam der Wunsch, ein neues Fahrzeug anzuschaffen. Als Erstes erkundigte ich mich welchen Preis ich bei einem Neukauf für mein altes Auto bekommen würde. Das Autohaus verlangte einen Ankaufstest, das Auto sollte in der Werkstatt durchgecheckt werden. Ich fuhr mit meiner Lebensgefährtin nach Spittal/Dr., um diesen Check durchführen zu lassen. Das Ergebnis war ernüchternd, der Autoverkäufer legte uns eine Mängelliste vor, wonach am  Auto nur noch der Motor funktionierte. Weder Bremsen, Getriebe, Lenkung und Karosserie entsprachen, nach Aussage des Verkäufers,  der Verkehrssicherheit. Bei einem Neuwagenkauf wollte er für das alte Auto maximal fünftausend Schilling geben, das sind heute dreihundert Euro. Mir war dies wirtschaftlich zu wenig, die Lebensgefährtin hatte einen technischen Schock. Sie hatte Bedenken in das Auto einzusteigen und bat mich, mit reduzierter Geschwindigkeit nach Hause zu fahren. Bei einem anderen Autohändler gab es für dasselbe Auto, das Fünffache.

Die derzeitige Praxis ist, dass jedes Autohaus beim Eintausch von einem Gebrauchtwagen einen Ankaufstest macht. Dabei liegen die Prioritäten bei jedem Autohändler woanders. Die einen legen ihr Augenmerk auf das Fahrgestell, andere auf Getriebe und Motor und wieder andere auf die Karosserie. Bei den Schätzungen kann es zu Unterschieden zwischen ein-bis zweitausend Euro kommen.

Würde ich alle Mängel zusammen zählen, dann hätte das derzeitige Auto gerade noch Schrottwert. Im schlimmsten Fall müsste ich für die Entsorgung des „Autowracks“,  mit dem ich flott unterwegs bin, etwas zahlen.

Autosommer.

DIE:zeit III

Beim Umgang mit der Zeit kommt es für jeden zu Problemen, niemand bleibt davon verschont. Auch einfache Vorhaben sind an gewisse Zeiten gebunden. Es ist nicht möglich zu jeder beliebigen Zeit eine Jause zu kaufen, obwohl viele Geschäfte und Bäckereien, vor allem im Innenstadtbereich, durchgehend geöffnet haben. Bewegt man sich außerhalb der Ballungszentren, dann spielt der Zeitpunkt eine Rolle. Es ist dort nicht selbstverständlich, dass es zu jeder Zeit ein offenes Geschäft für eine Jause gibt. An eine bestimmte Zeit gebunden ist man, wenn man einen Erlagschein einzahlen oder ein Paket aufgeben will. Banken und Postämter haben ihre traditionellen Öffnungs- und Schließzeiten, dazu zählen auch die Fahrkartenschalter der Bundesbahnen. Wobei einzuwenden ist, dass es für die oben genannten Bereiche Automaten und Onlinedienste gibt, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Bei einer Autofahrt am Sonntag in ein abseits gelegenes Tal ist es ratsam, vor der Abfahrt die Tankfüllung zu kontrollieren. Es könnte sein, dass die Tankstelle im Tal am Wochenende geschlossen hat. Der Zeitpunkt spielt in den Ballungszentren und im Umland unterschiedliche Rollen.

Dienstleister in begleitenden Gesundheitsberufen, wie Psychotherapeuten und Klangmasseure  und  Mentaltrainer arbeiten nach Terminen, sie sind eine freie Zeiteinteilung gewöhnt. Übernehmen sie neue Aufgaben oder eröffnen einen Shop, dann müssen sie kundenorientiert denken. Oft bleiben sie in ihren Zeitmustern verhangen und erwarten von den Kunden, die eine Nonstopöffnung gewöhnt sind, offline und online, dass sich diese an ihre arbeitsfreien Tage gewöhnen.

Gewöhnungseffekt.

VORAUS:denken II

Ich habe das Gefühl, dass es vor Jahrzehnten leichter war zwischen dem  zu unterscheiden was man machen kann und was nicht. Meistens orientierte man sich an alten Regeln, an erprobten Mustern. Viele Dinge blieben über Jahre gleich und haben sich nur in kleinen Schritten geändert. Trotzdem wurde immer wieder etwas Neues in die Wege geleitet, hat man neue Ideen kreiert. Man hat selbst Ideen entwickelt, die den eigenen Wirkungsbereich verbessert haben. Heute ist es schwieriger, egal in welchen Bereich man tätig ist, Neues zu entwickeln, weil es auf jedem Gebiet eine Fülle von Spezialisten gibt.  Als kleiner Anwender schafft man es nicht, seine bescheidenen, aber realistischen Ideen in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu kommt, dass heute die aufwendige Werbung mehr Platz einnimmt, als die Idee selbst. Die Vermarktung macht ein Vielfaches von Einsatz aus, als das Vorhaben selbst.

Nach dem der Durchzugsverkehr aus dem Ortsgebiet von Arnoldstein ausgelagert war, stellte sich für die Gastronomie, die Gewerbebetriebe und den Handel die Frage, wie man mit der neuen Situation umgehen soll. Es wurde einige Monate vorher darüber geredet und gerätselt wie die Situation nach der Autobahnfreigabe sein wird. So dramatisch, wie die Umsatzrückgänge dann eingetreten sind, hatte sich vorher niemand vorstellen können. Die Unternehmer erkannten den Wert der heimischen Bevölkerung als Kunden und orientierten sich neu. In Zukunft war nicht mehr Schnelligkeit gefragt, sondern Qualität. Auch die Kunden in den umliegenden Ortschaften, die wegen des starken Verkehrsaufkommens den Ort gemieden hatten, wurden neu angesprochen.

So wurde aus dem Verkehrsvakuum die Idee für eine örtliche Werbegemeinschaft geboren. Wir waren Ideenspender und Umsetzer in einem, wir haben vieles selbst entwickelt und auch umgesetzt. Auch mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln haben wir die Aufmerksamkeit der Menschen erreicht. Zu dieser Zeit war die Werbung noch nicht so schrill und aggressiv wie heute und es gab noch nicht so viele verschiedene Kanäle für die  Werbebotschaften. Der Trend zu einem offenen Samstagnachmittag, dem sogenannten langen Samstag im Monat, zeichnete sich bereits ab. Heute haben die Einkaufszentren und Supermärkte ein Doppeltes an Öffnungszeiten. Damals bin ich dagegen Sturm gelaufen, als einige Kollegen sich wünschten, am Mittwochnachmittag geschlossen zu halten, um Erledigungen durchzuführen. Ich bezeichnete dies in Anbetracht der längeren Öffnungszeiten der Einkaufszentren in einem Lesebrief als kaufmännischen Irrweg. Manches mal gibt es Rückfälle in die gute alte Zeit. Es gibt junge Kollegen die glauben, dass sie die Kunden erziehen können und sich einen Tag in der Woche Auszeit nehmen. Es ist nicht auszuschließen, dass wir bei einer technischen Panne trotz unseres Fortschritts in der Steinzeit enden können.

Kaufmännischer Irrweg.