Bei einem Gespräch in einem Wiener Kaffeehaus wurde ich nach den ersten drei Sätzen gefragt, ob ich in einem Chor mitsinge. Das lust- und leidenschaftliche Singen wird in Österreich den Kärntnern zugeschrieben. Es ist auch das Bundesland mit den meisten Seen. Bei jedem Arnoldsteiner vermuten Außenstehende eine Sängerin oder Sänger vom Grenzlandchor Arnoldstein. Es gibt Mythen, die halten sich über Jahrzehnte hinweg.
Den zugezogenen Inhabern von Marktständen, Imbisskneipen oder kleinen Geschäften schlagen in Wien viele Vorurteile entgegen. In einem Wiener Café- Shop kommt es zu einem Wortwechsel zwischen einer Wienerin und dem ukrainischen Inhaber. Er serviert das Croissant zum Kaffee auf einer Kaffee Untertasse. Die Kundin weist den Teller zurück und bittet um einen Dessertteller, worauf der Inhaber nicht reagiert. Die Frau bleibt hartnäckig, worauf der Cafetier zornig einen Hauptspeisenteller nimmt und das Croissant darauf platziert. Jetzt mischt sich der Mann, welcher ungeduldig am Tisch sitzt, ein. Er plädiert dafür, dass sich die Ostler an die westeuropäischen Standards anpassen sollen, sonst sollen sie zurück in die Ukraine gehen. Es ist unerhört was die Zugezogenen mit uns Wienern aufführen. Der Mann verlässt entnervt das Steh-Café. Die Wienerin setzt sich zu ihrer Freundin auf die Couch. Diese fragt, ist dein Mann immer so leicht aufgebracht? Wär er net a Kärntna, hätt i ehn eh nit gheiratet.
Melange