Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

würde:alkohol

Soll der Staat Alkohol höher besteuern?

Die Besteuerung von Alkoholika ist in der Europäischen Union unterschiedlich. Am höchsten werden alkoholische Getränke in Norwegen und Schweden besteuert. Österreich liegt derzeit bei der Alkoholsteuer im Mittelfeld. In Österreich werden, außer der 20 % Mehrwertsteuer, auf Bier, Sekt oder Schnaps zusätzliche Steuern eingehoben. Für einen Liter reinen Alkohol sind zwölf Euro Alkoholsteuer zu bezahlen. Je höher der Alkoholgehalt, Bier 5,5 %, Wein 13 % und Schnaps 42%, umso mehr Alkoholsteuer ist zu bezahlen.

Von Staats wegen handelt es sich um eine Lenkungssteuer. Dieser liegt die Annahme zu Grunde, dass ein übermäßiger Alkoholkonsum die Gesundheit des Bürgers negativ beeinflusst. Dies könnte eine höhere Inanspruchnahme der Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhaus und Kureinrichtungen zur Folge haben. Dazu kommen die größeren Ausgaben für Arzneimittel. Es wäre legitim, dass wer sich einer größeren Gefahr aussetzt, in diesem Fall Gefährdung der eigenen Gesundheit, einen höheren Steuerbeitrag leistet. Für eine höhere Besteuerung alkoholischer Getränke würde auch sprechen, wenn diese Einnahmen zweckgebunden verwendet werden. Eine solche wäre eine Aufklärungskampagne, vom Schüler bis zum Senior, welche schädlichen Folgen ein übermäßiger Alkoholkonsum hat. Beim Zigarettenkonsum zeigten diese Aufklärungsprogramme Wirkung.  

Eine andere Gangart wäre, dass bei Extremsportarten, übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum das Solidaritätsprinzip der Gemeinschaft außer Kraft gesetzt wird. Die Eigenverantwortlichkeit zum Prinzip gemacht wird und der Verursacher die Mehrkosten selbst trägt.  

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte

würde:rechte

Ab wann sind Privilegien weniger, gegenüber anderen Menschen ungerecht?

Eine Grundforderung der katholischen Soziallehre ist, dass alle für ihre Arbeit einen gerechten Lohn erhalten. Es ist vernünftig anzunehmen, dass das Pensionsantrittsalter und die Höhe der Pension eine Fortsetzung des gerechten Lohnes sind. In diesem Sinne empfinde ich die Pensionsprivilegien der Eisenbahner und der Nationalbankangestellten für ungerecht. 

In Österreich gab es bis zur Jahrtausendwende immer wieder Debatten über die unterschiedlichen Pensionsregelungen. Der Unmut entzündete sich vor allem am Pensionsantrittsalter und der Pensionshöhe in staatsnahen Betrieben. Die Pensionsregelungen bei den Eisenbahnern waren ein Privileg gegenüber anderen Berufsgruppen. Die Eisenbahner hatten bis Mitte der 1990er Jahre die Möglichkeit nach fünfunddreißig Berufsjahren mit 83% ihres Letztgehaltes in Pension zu gehen. Im besten Fall bedeutete dies, ist jemand nach dem Pflichtschulabschluss bei der ÖBB eingetreten, konnte er mit fünfzig Jahren in Pension gehen. Die Beschäftigten in der Privatwirtschaft konnten im Regelfall erst nach fünfundvierzig Berufsjahren in Pension gehen.

Ein anderes Beispiel für begünstigte Pensionsprivilegien, gegenüber den Pensionisten nach dem ASVG (Allgemeines Sozial Versicherungsgesetz), sind die Angestellten der österreichischen Nationalbank. Angestellte, welche vor 1993 in die Bank eingetreten sind können nach 35 Dienstjahren, ab einem Alter von 55 Jahren, in Pension gehen. Sie erhalten 85 % ihres Letztbezugs. Im Durchschnitt erhielten 1300 ehemalige Mitarbeiter der Österreichischen Nationalbank im Jahr 2021 eine Pension von 92.362 Euro. Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Alterspension in Österreich etwa 19.700 Euro pro Jahr.

Die Pensionsregelungen der Eisenbahner und der Nationalbankangestellten werden seit der Jahrtausendwende schrittweise an die Gesetze der ASVG angepasst. Papst Paul VI hat in seiner Enzyklika Populorum Progressio Gerechtigkeit als das Mindestmaß der Liebe bezeichnet, Ungerechtigkeit widerspreche ihr. Die Liebe schließe, auf das Wohl des anderen zu achten, mit ein.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte


herr:frau

Es war Usus, dass die Frau vom Gemeindearzt mit Frau Doktor angeredet wurde.

In meinen Jugendjahren war es Usus, dass auch die Frau vom Gemeindearzt mit Frau Doktor angeredet wurde. Herr und Frau Doktor haben regelmäßig den Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Paul ob Ferndorf besucht. Für das Arztehepaar war ein Platz in der Kirche reserviert. Als Ministrant machte ich vor Beginn der Heiligen Messe aus der Sakristei einen Blick in die gefüllte Kirche um nachzusehen ob der Herr Doktor mit Gattin eingetroffen ist? War es der Fall, konnte der Gottesdienst beginnen. Der Herr Doktor besaß neben dem Betriebsleiter des Heraklithwerk eines der wenigen Autos in der Gemeinde, einen VW-Käfer.  Dieser leistete gerade im Winter gute Dienste, denn in diesen Jahren war der ganze Berg noch tief verschneit. Die Güterwege, so nannte man die Zufahrtsstraßen zu den Gehöften, waren nicht asphaltiert nur geschottert. Die Schneeräumung erfolgte zumeist von einem Bauern mit dem Traktor.  Die geräumte Fahrspur war gerade einmal autobreit, ein Ausweichmanöver auf den steilen und schmalen Bergstraßen war eine fahrerische Höchstleistung.

Beim Betreten des Frühstückraumes in einem Hotel in Salzburg wurde ich mit Herr Supersberger begrüßt, obwohl ich erst den zweiten Tag im Hotel nächtigte. Bei den vielen Hotelgästen war ich davon total überrascht und hatte dafür keine Erklärung. Meine erste Vermutung war, dass die Servicedame aus dem Raum unteres Gailtal stammt und mich aus der Zeit als Kaufmann in Arnoldstein kannte. Das Geheimnis wurde bei einem kurzen Gespräch gelüftet. Schon am Vortag sei ihr mein Name aufgefallen, da sie bei einem HNO – Arzt mit demselben Namen einmal in Behandlung war. Eine Google Recherche lieferte die Bestätigung, es gibt einen HNO- Arzt mit demselben Namen in der Stadt Salzburg. gibt. Im Frühstücksraum wurde es sehr hektisch, es gibt die eine ideale Frühstückszeit, wo alles an das Buffett drängt. Die Sitzplätze wurden rar und der Gruppe am Nebentisch habe ich die freien Plätze bei mir angeboten. Sie kommen alle aus demselben Ort erzählten sie, einige von ihnen sind Nachbarn. Dies bedeutet aber nicht, dass sie sich mögen und gut vertragen würden, merkte einer von ihnen mit einem zwinkernden Auge an.

von:vulgo

Der Vulgo Name ändert sich nicht, dies bedeutet Stabilität.

In Österreich wurde der Zusatz „von“ im Namen, ein Hinweis auf eine adelige Herkunft, im Jahre 1919 vom Parlament abgeschafft.  Dies geschah unter dem Eindruck, dass die Habsburger Monarchie zusammengebrochen ist und die 1. Republik ausgerufen wurde. Die junge österreichische Republik wollte verhindern, dass sich Personen aus der Familie der Habsburger in die Innenpolitik der Republik einmischen. Diese Verordnung wurde oberflächlich überwacht und sanktioniert. In regelmäßigen Abständen gab es auch in der 2. Republik Diskussionen darüber, ob dies beibehalten wird und ob Verstöße gegen dieses Gesetz geahndet werden sollen. Der Adel selbst äußert sich unterschiedlich dazu, die jüngere Generation legt keinen Wert mehr darauf, bis zu tiefstem Bedauern bei älteren Semestern. Die Jahrhunderte mit den „von“ Titeln sind in Österreich vorbei. Innerhalb der Adelskreise wird an der Bezeichnung „von“, sowie an den Bezeichnungen Graf, Fürstin oder Herzog festgehalten.

In der bäuerlichen Welt bedeutet der Hausname, der Vulgo Namen, viel. Kein Partezettel eines Altbauern oder Altbäuerin wo nicht der Vulgo Name angeführt wird. Zum Beispiel vulgo Unterzmölnig, vulgo Anderlebauer, vulgo Oberdabernig oder vulgo Unterdabernig. Die Gehöfte haben zumeist eine wechselvolle Geschichte, sie werden vererbt, verkauft, die Besitzer haben neue Namen. Der Vulgo Name ändert sich nicht, dies bedeutet Stabilität. Auf dem Bergbauernhof, mit dem vulgo Namen Unterdabernig bin ich aufgewachsen. Das Gehöft wird schon im Jahre 1282 in einer Urkunde vom 4. Feber, des Klosters Millstatt, urkundlich erwähnt. Der Bestand dieses Bauernhofes und seine Mauern liegt weit vor die Zeit von Christoph Columbus. Zweihundert Jahre später, im Jahre 1492, hat Christoph Columbus Amerika entdeckt. Der Bauernhof vulgo Oberdabernig wird in der genannten Urkunde auch erwähnt. Der Unterdabernig befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Klosters Millstatt. Der Oberdabernig war zu diesem Zeitpunkt von Ulrich und Bernhard von Treffen an das Kloster Millstatt verpfändet. Beide Höfe haben sich bis heute erhalten…

würde:rechte

Verstößt die Zentralmatura gegen das Subsidiaritätsprinzip, ja oder nein?  

Weder als Lehrer, noch als Elternteil, noch als Schüler habe ich direkte Erfahrungen mit einer Reifeprüfung, jetzt Zentralmatura genannt. Ich kann nur aus Recherchieren, Gelesenem und einem Gespräch mit einem Lehrer urteilen. Der Internetrecherche entnehme, dass mit der 14. Novelle des Schulorganisationsgesetzes im Jahre 1993 versucht wurde parteipolitische und bürokratische Vorgaben zurückzudrängen, damit pädagogische Initiativen aus dem Lehrkörper heraus möglich werden. Danach und dadurch konnten sich besondere Bildungsschwerpunkt an zahlreichen Schulen bilden.

Bei einem Gespräch mit einem Lehrer stellte dieser fest, dass im Großen und Ganzen der Lehrstoff zentral vorgegeben wird. Der Inhalt wird dabei hauptsächlich vom Bedarf in der Wirtschaft und der Arbeitswelt bestimmt. Die Vorgaben von oben kommen so massiv, dass für individuelle Gestaltung wenig Raum bleibt. Letztendlich geht die Entwicklung dahin, aus den Jugendlichen brauchbare und gefügige Staatsbürger zu formen. Einer seiner Schuldirektoren sagte in einer Lehrerkonferenz, nach dem Vorlesen einer Verordnung des Unterrichtsministerium: „So ist es und will noch jemand diskutieren“?

Aus diesem und weiteren Gesprächen folgere ich, dass die Schulautonomie in den 1990er Jahren richtungsweisend angedacht wurde. Seither aber durch Erlässe und Vorschriften wieder stückweise beschränkt wird. Die Einführung der Zentralmatura ist ein weiterer Schritt dazu. Die Frage: Verstößt die Zentralmatura gegen das Subsidiaritätsprinzip, beantworte ich mit ja.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte