Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

wartebereich

Beim Austausch von ein paar Sätzen können Gemeinsamkeiten gefunden werden, aus einer kurzen Begegnung heraus. Eine Treppe dazu, ist man bereit von sich etwas zu erzählen. Keine Mauer zu errichten und nicht alles für sich zu behalten. Dies verlangt nicht, dass man seine tiefsten Erlebnisse preisgibt, sondern stufenweise vorgeht. Zumeist ist es so, gegenüber einer fremden Person, von der man annimmt sie nie wieder zusehen, erzählt man schnell etwas Erlebtes. Im Bewusstsein dies wird eine einmalige Begegnung bleiben. Zurückhaltender ist man zumeist, wenn es sich um weitschichtige Bekannte handelt, denen man wieder über den Weg laufen kann. Beim Warten auf eine Untersuchung im Krankenhaus ist es nichts Ungewöhnliches, wenn ich mit anderen Patienten in das Gerede komme. Schon an der Körperhaltung kann ich erkennen, ob bei jemandem das Bedürfnis zu einem Gespräch besteht. Manches Mal führt die Plauderei zu einer Erleichterung, sie lenkt von den Sorgen vor einer Untersuchung ab und verkürzt die Wartezeit. Beim Gegenüber im selben Wartebereich könnte es sich um eine Person mit ähnlichen Beschwerden handeln, eventuell ist diese Person hier zu einer Nachkontrolle und ist schon genesen.

Überraschung besteht, komme ich neben einem Patienten zu sitzen, der in der nächsten Ortschaft daheim ist. Die Frau, welche auf die Nachkontrolle einer Hüftoperation wartet, ist vis a vis von Ferndorf, in Paternion zu hause. Das verbindet und die Erinnerung aus der Jugend, dass es eine Fähre, Überfuhr, über die Drau gegeben hat. In der Lang, dort konnten die Leute schnell von der Schattseite in die Sonnseite übersetzen. Anderseits benützten auch Schichtarbeiter vom Heraklithwerk die Überfuhr. Bei der Errichtung der Drau Kraftwerke wurde in Paternion eine Straßenverbindung über die Drau errichtet.

landgemeinden

Bei einer Jause anlässlich eines Familientreffen wurde vor kurzem über Mobilität diskutiert, über den Umstieg auf die propagierten öffentlichen Verkehrsmittel. Im konkreten über die Situation in den sogenannten Landgemeinden, in den kleinen Ortschaften, welche eine Landgemeinde ausmachen. Dazu gab es eine eindeutige Meinung, ohne eigenes Auto geht es nicht, auch wegen des unterschiedlichen Alters der Bewohner. In den Häusern leben zumeist zwei oder drei Generationen unter einem Dach. Dabei ist die älteste Generation, die des Öfteren keinen Führerschein besitzt darauf angewiesen, dass die Jüngeren mit dem Auto Fahrdienste leisten, um an einem Seniorennachmittag oder am Sonntagsgottesdienst teilzunehmen. In diesem Lebensabschnitt stehen Arzttermine an der Tagesordnung, beim Hausarzt, dem Augenarzt, dem Urologen und dem Orthopäden oder ein Termin bei einem Hörakustiker. Im Alter fehlt die Fitness eine dreiviertel Stunde zur Bus- oder zur Bahnhaltestelle zu gehen. Die Gehöfte liegen in vielen Bundesländern zerstreut in Hanglagen. Den Weg in das Tal zu einem öffentlichen Verkehrsmittel wäre von manchen noch zu schaffen, der Rückweg auf den Berg würde an den körperlichen Einschränkungen scheitern. Mit Müh und Not können manche Rentner fünf Minuten lang bergangehen.

Die Umstände der Mobilität am Politzner Berg kenne ich aus meiner Jugend. Über Jahre bin ich eine dreiviertel Stunde zum Bahnhof nach Ferndorf gegangen, frühmorgens bei Sonnenschein, aber auch im Halbdunkel im Winter. Die Kälte im Winter, morgens beim Weggehen und abends beim Heimkommen, ist mir in Erinnerung geblieben. Zumeist war ich gegen sie unzureichend geschützt, egal ob beim Schuhwerk oder bei der Bekleidung. Es waren dieselben Schuhe, Sommer wie Winter. Keine warme Jacke, auch im Winter einen Sakko, der zumeist zu klein war und die Knöpfe vorne geöffnet.

autokauf

Wahrscheinlich werde ich, passiert nicht etwas Unvorhergesehenes mit 75 Jahren der Meinung sein, für einen Verkehrstest ist es mit 80 Jahren früh genug. Mit 80 Jahren sagen, mit 85 Jahren ist es früh genug und so weiter. Soweit in die Zukunft zu planen wage ich nicht, dafür habe ich zu viel Demut gegenüber dem Geber und dem Nehmer alles Leben.

Zum Mobilitätsverhalten der Landbevölkerung kommt mir eine Begebenheit in Oberösterreich in den Sinn. Dorthin wurde eine Holzverarbeitungsmaschine geliefert, ich fungierte als Beifahrer. Der Käufer war ein Bauer in einer ländlichen Gemeinde. Dort angekommen verlangte es die Höflichkeit, dass man die Brettljause, welche von den Bauersleuten angeboten wurde, gerne angenommen hat. Ein wenig später betritt ein älterer Herr die Küche und setzt sich ganz selbstverständlich zu uns an den Esstisch. Er wurde als guter Bekannter aus dem Nachbarort vorgestellt. Mit sichtbarer Freude erzählt er von seinem neuen Auto, einem Renault. Wie sehr er das neue Auto schätzt, so bleibt er in seinem Alter mobil. Es ist ihm möglich eigenständig Bekannte und Freunde oder Feste zu besuchen, unabhängig ob jemand aus der Familie gerade Zeit hat, ihn mit einem Auto irgendwo hinzufahren. Das Auto ist ein Garant dafür, dass er sein Pensionisten Dasein mit Leben füllen kann. Der Rentner stellt uns die Frage, wie alt wir ihn einschätzen? Nach kurzem Nachdenken, bis zu welchem Alter würde ich mir ein Neues Auto kaufen und damit unterwegs sein antworte ich: Etwa um die 75 Jahre. Er lacht darüber, dies wäre er gerne, er ist geradewegs zehn Jahr älter. Als damals 40jähriger kommen mir gleich einmal Zweifel an seiner Fahrtauglichkeit und überhaupt macht es noch Sinn mit 85 Jahren ein neues Auto anzuschaffen? Diese Bedenken habe ich laut ausgesprochen, seine Antwort wirkte wie eine kalte Dusche. Jetzt, wo die Beine beim Gehen müde werden, braucht er sein Auto notwendiger als vor dreißig Jahren.

verkehrstüchtigkeit

Ab welchem Alter einen verbindlichen Test zur Fahrtauglichkeit ?

Wer als Pensionist die Augen und Ohren offenhält der wird die vielen Tipps in den Zeitschriften und im Radio nicht übersehen und überhören können. Ratschläge für gesundes und sinnvolles Älterwerden, durch Bewegung, richtige Ernährung, spirituelle Übungen und gemeinnützige Tätigkeiten. Als unterstützendes Mitglied bei verschiedenen Vereinen und Institutionen erhalte ich monatlich Zeitschriften, welche sich im Besonderen an ältere Mitglieder wenden. Ein Beitrag in der Monatsschrift des Kneipvereins Kneipp bewegt ermuntert mich, mit einem ansteigenden Fußbad gegen eine Erkältung vorzubeugen. Im Granatapfel, ein Mitteilungsblatt der Barmherzigen Brüder, welche öffentliche Krankenhäuser betreiben, gibt es Ratschläge wie der Rentner der Frühjahrsmüdigkeit entkommen kann.  Ein Großteil ihrer Patienten ist im fortgeschrittenen Alter, wenn man sich auch schon schwer bückt, beim Aufklauben von Krankheiten fehlt es uns an nichts.

Ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung ist die Frage, wie lange darf der Rentner mit dem Auto fahren, ab welchem Alter sollte es eine Überprüfung seiner Verkehrstauglichkeit geben? Deshalb ist dies auch ein Dauer Thema in der Auto Turing Zeitschrift des ÖAMTC. An erster Stelle stehen Tipps, wie ältere Fahrer etwas zur eigenen Verkehrssicherheit beitragen können. Letztendlich kommt die entscheidende Frage, ab welchem Alter soll es einen verbindlichen Test zur Fahrtauglichkeit geben? Dazu gibt es Statistiken welche eines eint, dass die Autolenker über sechzig Jahren die wenigsten Verkehrsunfälle verursachen. Soll der Fahrtauglichkeitstest mit 70, 75 oder 80 Jahren verpflichtet sein? Je näher ich einer dieser Jahreszahlen komme, umso weiter verschiebe ich das Alter für diesen Test nach oben. Ich muss ehrlich sein, mit 65 Jahren habe ich gedacht, ein Mobilitättest wäre ab siebzig Jahren gesetzlich notwendig und jetzt schiebe ich das Alter immer weiter hinauf. Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass beim Autofahren in den Jahrzehnten bei den Abläufen vieles automatisiert wurde. Viele Handlungen und Reaktionen passieren beim Lenken ganz von selbst. In anderen Situationen des Alltags überlege und zögere ich länger. Meine Handlungen erfolgen in keinem anderen Bereich so präzise und schnell wie im Straßenverkehr. Nach meinem Dafürhalten gibt es im Gehirn ein eigenes Zentrum, welches sich auf die Verkehrstüchtigkeit spezialisiert hat.

europa

Die Natur ist Ausgangsbasis für unsere Ernährung.

Wie soll das Argument einer Elite verstanden werden, dass diese und jene Partei kein Recht zum Regieren hat, obwohl sie von vielen Millionen Wähler gewählt wurde? Haben sich diese Menschen bei der Stimmabgabe geirrt?  Menschen stimmen aus ihrer persönlichen Erfahrung für diese und jene Partei. Wer hat dabei immer nur das Gute und Staatstragende im Sinn? Ist es legitim, dass sich die Elite nach Selbsteinschätzung bemüht, aus dem Rest der Bevölkerung bessere Menschen zu machen.  Diese Absicht kann auch in das Gegenteil umkippen. Was ist mit dem besseren Menschsein gemeint? In der Grünbewegung gibt es das Phänomen der Gewissensentscheidung.  Es ist legitim, dass demokratische Gesetzte gebrochen werden. Das „grüne Gewissen“ Gesetze übertritt, wenn es um das Gemeinwohl der Pflanzen und Tiere geht. Die Natur ist die Ausgangsbasis für unsere Ernährung, wir haben dies kommerzialisiert, wie wir unser ganzes Leben kommerzialisiert haben.  Der Kauf von fair trade oder Öko Produkte ist oft eine Frage der Finanzen, wer kann sich die Produkte leisten? Zuerst einmal ergehen sich die Parteien in Versprechungen, dass durch sie dies und jenes in Angriff genommen wird. Manche Funktionäre wagen sich weit aus dem Fenster sie versprechen, in der kommenden Regierungsperiode werden sie dafür sorgen, dass alles besser wird. Einige Male bleibt es bei den Versprechen, diese sind eine Vorgabe für die nächste Regierung. Wie im Fußballspiel, ein Mittelfeldspieler gibt einem Stürmer eine Steilvorlage und erwartet, dass dieser den Ball in ein Tor umwandelt. Kann der Stürmer die Steilvorlage nicht verwerten, dann bleibt bei diesem der Nimbus des Versagers.

Die politischen Verhältnisse in Europa sind nicht vergleichbar mit denen in Indien, der USA oder China. Obwohl es auch bei uns gesamteuropäische Wahlen für das Europaparlament gibt. Die Europäische Union leidet daran, dass sie aus durch Jahrhunderte geprägte Nationalstaaten besteht. Wir sind kein bunter Haufen von Einwanderern wie in den USA, ein Volk wie die Inder oder die Chinesen. Wir haben eine Tradition von eigenständigen Staaten, welche es in dieser Beständigkeit sonst nirgends gibt. Ein Außenminister der USA hat es so ausgedrückt: Haben wir ein Problem mit Indien oder China, dann melde ich mich bei deren Präsidenten, bei Europa melden sich mehrere Nationalpräsidenten.