kurzmeldung

In Treibach-Althofen stürzte ein Dachdecker trotz eines Sicherheitsgitter vom Dach sechs Meter in die Tiefe. Der Schwerletzte wurde mit dem Rettungshubschrauber in das Klinikum Klagenfurt transportiert. Übersieht diese Zeitungsnotiz ein Leser in Feistritz im Drautal? Macht er sich Sorgen um diesen Dachdecker? Vielleicht kennt er in seiner Gemeinde oder in der Verwandtschaft einen ähnlichen Fall? Wurde er von seiner Frau schon davor gewarnt im fortgeschrittenen Alter die Obstbäume von einer Leiter aus, im Frühjahr, auszuputzen. Von einem netten Bankbeamten, welcher beim Kundenschalter in der Raiffeisenbank Feistritz im Drautal gearbeitet hat weiß ich, dass er beim Obstpflücken von der Leiter gestürzt ist. Er konnte seinen Beruf nach einer Beckenzertrümmerung nicht mehr ausüben. Bezieht man solche Erinnerungen in das Lesen einer Kurzmeldung ein, dann gewinnen diese Nachrichten an Gewicht.

Fehlt einem jeder persönliche Bezug zu einer Kurzmeldung, dann neigt man dazu diese Zeitungsnotizen als Nonsens abzutun. Schade um den Platz in der Zeitung, dieser könnte mit Wichtigerem gefüllt werden, aber was wäre dieses Wichtige? Braucht es in diesem Fall etwas Toleranz, da es sich um eine Regionalzeitung handelt, wo diese Nachrichten das Salz für die Leser sind. Vor dem Verurteilen oder dem Kritisieren sollte man für die eigene Meinungsbildung verschiedenes in Betracht ziehen. Lobt man etwas, dann kann man in der Meinungsfindung und in den Aussagen sehr großzügig sein. Großzügigkeit ist dünn gesät, zumeist bevorzugen wir es, über andere scharf und manchmal ungerecht zu urteilen.    

unbefleckt

Wer es über Jahre gewohnt ist die Regionalzeitung morgens vor der Wohnungstüre zu finden, der möchte diese nicht mehr missen. Manche zögern das Holen der Zeitung bewusst hinaus, sie möchten den neuen Tag nicht mit einer schlechten Meldung belasten. Es kann sehr schön sein eine Weile zu beobachten wie sich die Dämmerung verflüchtigt oder dem Aufgehen der Sonne zuzusehen. Von draußen dringen Vogelstimmen in das Wohnzimmer. Beim Aufstehen kann ich mit den Vögeln nicht mithalten, dies schafft nur die Katze Sissi. Sie liebt die Morgenstunden und sprintet nach dem Aufwachen ein paar Mal durch die Wohnung, von einem Balkon zum Nächsten, immer den Vögeln nach. Solange die Regionalzeitung vor der Tür liegt, bleibt der Tag unbefleckt von schlechten Nachrichten.  Eine Ausnahme, man hat ein Ärgernis vom vergangenen Tag des Nachts über mitgeschleppt und es meldet sich jetzt wieder. Wer gut drauf ist, macht es wie die Sonnenblume und wendet sein Gesicht der Sonne entgegen.

Beim Blättern in der Regionalzeitung stolpere ich über eine Vielzahl an Kurzmeldungen. Hier ist Platz für die Meldung, dass in Kötschach Mauthen eine junge Katze in der Nähe vom Pfarrhof mit einen Luftdruckgewehr angeschossen wurde. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste. Ist diese Nachricht auch für die Leser in Völkermarkt interessant, frage ich mich? Wer selbst eine Hauskatze hatte und sie nach achtzehn Jahren wegen Nierenversagen einschläfern musste, kann sich in diesen Fall etwas einfühlen. Wie traurig es für die Katzenbesitzerin ist, dass die vergötterte Katze wegen einem bösen Menschen oder einem Nachbarn, welchen die Katze gestört hat, eingeschläfert werden muss.

widerspruch

Als außenstehender Beobachter denke ich, dass es bei einem Meinungsaustausch nicht darum geht, dass jemand recht hat. Wichtig ist, dass jeder Beteiligte seine Meinung äußert, ohne jemand anderen zu bevormunden oder seine Meinung aufzuzwingen. Eine andere Meinung zu haben oder das Thema mit anderen Ansichten zu erweitern bedeutet nicht, es geht um des Widersprechens willen. Ich kann mir vorstellen, dass es einen Konsens gibt, für ein gepflegtes Erscheinungsbild und über die Ausführung des Daches und die Fassadenverkleidung trifft nicht aller Geschmack. Muss immer jemand Recht haben und Recht behalten?  Zu einer Sache kann es ein breites Spektrum an Ansichten geben, was kann falsch sein, wenn man eine Sache anders beurteilt. Wie soll ein Wissensaustausch funktionieren, wenn jemand den Anspruch stellt, dass nur sein Standpunkt richtig ist.

Etliche Jahre wurde der kleinwüchsige Ober ob seines originellen Haarzopfes und seiner Kompetenz gelobt. Seine umsichtige und flotte Art garantierte, dass er das Service im Griff hat. Sein Auftreten gegenüber den Gästen war weder abwertend, noch von einer unnatürlichen Höflichkeit geprägt. Alle extra Wünsche wurden an die Küche weitergegeben, ob Salat ohne Dressing und nur mit Essig und Öl oder das Rinderburger durchgebraten und das Leitungswasser angewärmt. Für alle Wünsche war er offen und man konnte sich darauf verlassen, dass sie erfüllt wurden. Hatte der Gast einen Sager auf den Lippen, so ist er darauf eingegangen, hat nichts zurückgewiesen oder abgelehnt.  All dies wurde an ihm geschätzt, nach dem letzten Besuch im Restaurant war die anschließende Meinung, der Ober sei unfreundlich. Hofiert in übertriebener Art wurde man von ihm nie, man hat sein solides Service geschätzt. Könnte es der Fall sein, dass nicht der Ober einen Minuspunkt verdient, sondern dass man selbst in das Minus gerutscht ist. Beim Restaurantbesuch einen unfreundlichen Tag hatte und dies auf den Ober projiziert hat? Ehrlichkeit tut gut.

hausfassade

Wie könnte man sich eine Meinungsfindung durch den Austausch von verschiedenen Ansichten vorstellen?  Austausch signalisiert, dass man mit jemandem oder unter mehreren teilt. Ich gebe dir aus meinem Gemüsegarten Zwiebel, ich erhalte von deinem Obstgarten Kronprinz-Rudolf-Äpfel. Beim geistigen Austausch von Meinungen zu einem Thema oder einer Frage passiert ähnliches. Einen Meinungsaustausch kann es über ein neues Automodell geben, eine öffentliche Badeanlage oder das Aussehen von einem Einfamilienhaus. Ein Spaziergang an einem schönen, sonnigen und milden Frühlingstag, wie die warmen Tage im Juni genannt werden, führte auf einer Wohnstraße durch eine ruhige Vorstadtsiedlung. Die Einfamilienhäuser, zumeist inmitten einer Grünfläche gelegen, darauf ein paar Sträucher und Obstbäume gepflanzt. Die Häuser unterscheiden sich im Baustil ein wenig, nach dem Äußeren zu urteilen wurden sie in verschiedenen Zeitfolgen gebaut.  Wahrscheinlich wurde von einem Bauern sukzessive Baugrund verkauft, es gibt höchstens etwa drei Häuser in demselben Baustil.

Eine der Spaziergängerinnen stellt an die begleitenden Männern die Frage, „gefällt euch dieses Haus“? Es besticht, dass die Dacheindeckung weit heruntergezogen wurde, auch die Fassade vom ersten Stock ist mit Schiefertafeln verkleidet. Für sie ist das Haus furchtbar, weil sie an der Fassade die dunklen Schiefertafeln stören. Ein Mann äußert sich, für ihn vermittelt das Haus und der Garten einen gepflegten Eindruck. Die Frau ist brüskiert, sie habe danach gefragt, ob er das Haus schön findet? Er bleibt dabei, das Anwesen macht einen gepflegten Eindruck und die Ausführung wird dem damaligen Baustil entsprechen. Der zweite Mann äußert sich, ihm gefällt die Bauweise und der aufgeräumte Eindruck. Der zweiten Frau gefällt der Baustil nicht, es stören sie die Schiefertafeln an der Fassade, der Aussage gepflegter Eindruck stimmt sie zu. Die Meinungen variieren und die Frauen werfen den Männern vor, ihnen immer zu widersprechen.

aktionsapp

In meiner Gesäßtasche steckt der Einkaufszettel, welchen ich gleich nach dem Eintreten in den Supermarkt zücke. Auf dem Einkaufszettel gibt es eine gewisse Ordnung, so wie die Lebensmittel vom Eingang bis zur Kassa gelagert sind, schön nach Warengruppen. Benütze ich immer wieder denselben Supermarkt, lässt sich zu Hause der kürzeste Einkaufsweg planen. Etwa zweimal jährlich verliert der Plan im Kopf seine Gültigkeit, weil die Handelskette die Anordnung der Waren im Supermarkt verändert, auf den Kopf stellt. Umräumen, dabei werden auch Waren, die wenig gekauft werden, aussortiert. Marktschreierisch die Regale durch regionale Waren befüllt. Die Regionalität des Angebots wird gerne betont, in einem durchschnittlichen Supermarkt ist der Aufsteller mit Regionalen Spezialitäten eine Alibihandlung. Die Treuepunkte und die Bonuspunkte und die Pickerln sogen nur für Verwirrung.   

Die Aktionen, welche auf den bunten Prospekten aus dem Brieffach quellen ist etwas für Spezialisten und die Preisvergleiche meist der Mühe nicht wert. Der Zugriff bei den Eigenmarken lohnt sich regelmäßig und man braucht nicht mit dem Aktionszettel oder der Actions App durch das Geschäft balancieren. Es ist raffiniert und psychologisch durchdacht, welchen Namen die Eigenmarke haben. Das S-Budget, da muss ich neidlos anerkennen, dass der Name schon Programm ist. S-Budget wie Sparbudget. Wer fühlt sich nicht angesprochen, wenn eine Lebensmittellinie clever heißt? Jeder würde sich, wird er danach gefragt, als clever bezeichnen. Findige Fernsehreporter haben es auf den Punkt gebracht, dass die Eigennamen der Lebensmitteldiskonter zumeist von einem Markenhersteller produziert werden.  Damit werden Leerzeiten in den Produktionsstätten gefüllt. Mit Stolz endet bei mir der Einkauf, wenn ich die Lebensmittel vom Laufband in den Einkaufswagen befördere und danach die Rechnung kontrolliere. Ganz oben steht am Kassenzettel, die Ersparnis beim Einkauf beträgt heute -.45 Cent.