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Kennen sie die Situation, sie werden im Rahmen einer Seminarwoche einen Power Point Vortrag halten? Mein Vortrag ist optimal am Laptop abgespeichert, aber zur Sicherheit übertrage ich die Datei auf einen USB Stix. Diesen transportiere ich separat, in einem Brustbeutel, zur Veranstaltung. Für Aufregung sorgt bei Älteren schon der Anschluss des Laptops an das örtliche Kommunikationsnetz. Das Zeitalter, wo eine Flipp Chart Präsentation genügte, geht zu Ende. Wie die Künstliche Intelligenz die Erstellung und die Präsentation von wissenschaftlichen Referaten noch verändern wird, kann ich nicht vorhersehen. Eine Unterstützung wäre, den Text mit Quellenhinweise zu ergänzen, um den oft an den Pranger gestellten unzureichenden Quellen- und Zitatangaben vorzubeugen. Vertrauen hieß das Thema im Sommer bei den Salzburger Hochschulwochen. Eine rare Ressource und vor allem öffnet sich damit ein Feld wo man leicht verletzt, enttäuscht werden kann.  

Die Neugierigen unter der älteren Generation denken in solchen Fällen daran, gerne würden sie es erleben was und wie sich die Technik und die Mobilität in fünfzig, hundert oder dreihundert Jahren entwickelt hat. Dabei taucht der Wunsch nach einer zweiten Chance, nach einem zweiten Leben auf der Erde auf.  Die Option eines zweiten Lebens um die Neugierde zu befriedigen. Wäre ich nach einer zweiten Chance, nach dem zweiten Leben, wirklich zufrieden? Ich glaube am Ende des zweiten Lebens gäbe es dieselbe Situation, wieder würde ich gerne wissen, wie dies und jenes sich weiterentwickelt. Der Wunsch nach einem weiteren neuen Leben würde in die nächste Runde gehen, endlos. Es hat seine Richtigkeit, dass wir generell mit einem Leben ausgestattet sind.

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Im Verkehrswesen wird die KI bei der Steuerung eines Jumbos den zweiten Piloten, bei überregionalen Busverbindungen den zweiten Chauffeur ersetzen. Auf den Transitstrecken dürfte das autonome Fahren zuerst Einzug halten. Das Verkehrsgeschehen ist hier leichter zu entziffern, als bei der Fahrt durch die Begegnungszone in der Villacher Bahnhofsstraße. Dort heißt es, alle haben dieselben Rechte. Die Rad- und Autofahrer, die Fußgeher und die Scooter. Gleiche Rechte bedeutet zumeist es gibt keine Regeln und jede Regel kann durch eine andere Regel aufgehoben oder unterlaufen werden. Für das autonome Fahren braucht es eindeutige Regeln, keine Regeln für die KI macht diese unberechenbar. Wie stark in der älteren Generation der Mensch als oberste Instanz verankert ist zeigten die Reaktionen als ich erzählte, dass ich in Nürnberg mit einer fahrerlosen U-Bahn gefahren bin. Die Aussagen reichten von: „Ich wäre froh darüber gewesen, wenn es wieder zum Aussteigen käme, bis niemals würde ich in eine fahrerlose U-Bahn einsteigen, was dann?

In einer Übergangsfrist befindet sich die herkömmliche Radiologie. Die Radiologin erwartet, dass die KI massiv zum Einsatz kommen wird. Das unermessliche Datenmaterial der KI für eine Diagnose steht einer menschlichen Radiologin nicht zur Verfügung. Bei der Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung erfolgt die Abklärung durch einen zweiten Radiologen. In vielen Fällen steht bereits die Software zur Verfügung, dass die KI den zweiten Blick auf das Röntgenbild macht.  Die Radiologin vertraut mehr auf den Zweitbefund einer Kollegin. Geht es um den technischen Fortschritt bei den PC-Anwendungen befinde ich mich als ältere Person auch in einer Übergangsphase. Eine beliebte Meinung, die Jungen wachsen schon mit dem Smartphone und dem Laptop auf, die haben es leicht. Ich kann mir vorstellen, dass sie in dreißig oder vierzig Jahren vor derselben Schwelle stehen werden, dass sie mancher digitalen Entwicklung nicht folgen können. Dabei werden sie ebenso darauf verweisen, dass die nachfolgende Generation einen Vorteil hat, diese wächst mit den neuesten Erkenntnissen auf. Dieses Spiel wird sich von Generation zu Generation wiederholen.

internetkuhdorf

Neu hinzugekommen ist, dass Friseure, Masseure und Fußpfleger zu einem fixen Termin in das Haus kommen. Dies erinnert ein wenig an frühere Zeiten, wo der Schuster, der Schneider oder der Messerschleifer die Bauernhöfe für ihre Dienstleistungen besucht haben. Aus den Erzählungen der Großeltern weiß ich, dass der Schneider oder der Schuster zwei bis drei Tage am Bauernhof verbracht hat und in dieser Zeit die gewünschten Schuhe oder Kleider angefertigt hat.

Einen Heimvorteil erleben wir beim Einkaufen im Internet. Wir können darauf verzichten einen Laden aufzusuchen, die großen Einkaufszentren kommen zu Besuch nach Hause. Die Vielzahl der zur Auswahl betreffenden Artikel ist groß. Das Angebot übertrifft zumeist den stationären Fachhandel. Auf der Suche nach einem passenden Rollator, gab es blitzartig dreißig verschiedene Modelle. Ist diese Verkaufsschiene eine Rücksichtslosigkeit gegenüber dem ortsansässigen Handel, wo drei Modelle zur Auswahl waren?  Diese Frage stelle ich mir selbst, weil ich selbstständiger Einzelhändler war.  Um die Kunden an mein Geschäft zu binden, habe ich alles darangesetzt einen nicht lagernden Artikel schnellstmöglich zu besorgen. Zu meiner Zeit als Selbstständiger steckte das Internet, das online Shopping, in den Kinderschuhen. Die stärkere Konkurrenz waren damals die neu errichteten Einkaufszentren und Fachmärkte an der Peripherie der Bezirksstädte. Gegen diese Konkurrenz zu bestehen war eine Herausforderung, manchen Einzelhandelskollegen ist dies nicht gelungen. Eine Drogeriekette expandierte extrem und hat in jedem Kuhdorf eine Filiale eröffnet.

Die Empfehlung etwas im Internet zu bestellen bekam ich einige Male vom Personal im Fachgeschäft.  War ein Ersatzteil oder Zubehör zu einem Gerät nicht lagernd, dann kam der Rat, im Internet erhalten ich den Artikel schneller und billiger. Wohl auch der Bequemlichkeit geschuldet, dass ein „Besorger“ mit Mehrarbeit belastet ist. Dies betraf einen Blutsauerstoffmesser, wiederaufladbare Batterie mit einem speziellen Amper Bedarf oder den Filter für einen Luftbefeuchter.

christkindlmarkt

Den Kopf in Richtung Jesuskind geneigt.

Am Spittaler Christkindlmarkt, neudeutsch Weihnachtsmarkt, rund um den Schlossteich vom Schloss Porcia gab es eine Krippe mit lebensgroßen Figuren aus Holz. Der Krippe näherte sich eine, mit bedächtigen Schritten den Schlossbrunnen umrundende Person. In gebeugter Haltung, mit einem dunklen, verschlissenen, bodenlangen Mantel und gestützt auf einen körpergroßen Haselnussstecken. Das Kopftuch verhüllte viel vom Gesicht. Klobige hohe Schuhe, welche zum übrigen Habit dazu passten und das entbehrungsreiche Dasein einer Berglerin betonten. Bedächtig blickte sie zu den einzelnen Standln, mit den Kopf abwägend hin und herpendeln, für was die Waren gut sind oder auch nicht. Ein Standl hat das Angebot von einem Kirchtagsstandl. Davor blieb sie stehen und kaufte sich ein Sackerl mit Kokosbusserln und  drei Schaumrollen. Das klassische Kirchtags Naschwerk seit Generationen. Ihrem bedächtigen Schreiten, als würde ein Minutenzeiger langsam voranschreiten, folgten die Augen vieler Weihnachtsmarktbesucher. Gemächlich erreichte sie die lebensgroßen Krippenfiguren und stellte sich Maria zur Seite, den Kopf in Richtung Jesuskind geneigt. Als hätten die Besucher auf diesen Moment gewartet, gingen die Smartphone in die Höhe, um den lebenden Beweis für die Existenz von Maria einzufangen. Unbeeindruckt von ihrer Rolle als neuer Shootingstar ging sie auf das Eingangstor des Schlosses zu.

Nostalgie an meine Kindheit, wo ich auf einem schneefreien Fleck unter einer Tanne, einen Stall gebaut habe. Den Stall zu Bethlehem aus dürren Ästen und Moos, Maria und Josef aus menschenähnlichen Holzstücken, Ochs und Esel sowie die Schafe waren große und kleine Tannenzapfen. Das Jesuskind gewickelt in Heu und Stroh. Im Re Kaufhaus war ein Tisch voll mit Weihnachtsbüchern, davon ich Zwei mitnahm: „Heller nur die Glocken klingen“ Mit 24 Geschichten durch die Adventszeit und „Fröhliche Weihnacht überall“ Erzählungen und Gedichte. Aus den Tageheften…

volksaltar

Eine Erfahrung mit dem Energiesparen machte ich beim Besuch der Sonntagsmesse in der Stadthauptpfarrkirche in Villach. Auf den hinteren Kirchenbänken lag die Information, dass nur mehr die vorderen Bänke beheizt werden. So versammelt sich der Großteil der Messebesucher in den vorderen Reihen und rückt damit näher zum Volksaltar und zum Pfarrer heran. In der warmen Jahreszeit ist es gerade umgekehrt, da ist das vordere Drittel der Kirchenbänke leer. So kenne ich es aus der Schulzeit, niemand wollte in den vorderen Schulbänken sitzen, am schnellsten besetzt waren die hinteren Bänke. Nur die guten Schüler wagten sich in die Nähe der Professoren. Ist es auch in der Stadtpfarrkirche so, dass die frommeren Gläubigen ganz vorne sitzen? Bei etwa einer Stunde Anwesenheit ist es mir über das Winterhalbjahr angenehmer ein bisschen Wärme zu spüren und ich nehme vorne Platz. Am Beginn des Chorraumes steht in der Mitte der klein dimensionierte Volksaltar und dort verrichtet der Priester seine liturgischen Handlungen. Auf einer seitlichen Bank folgt der ergraute Messdiener dem Geschehen und wird beim Opfergeldsammeln und dem Läuten zur Wandlung aktiv. Die Hocker für die Ministranten sind verwaist. Die Ursache für die Abwesenheit der Ministranten sieht der Stadtpfarrer in dem Umstand, dass in der Inneren Stadt kaum noch junge katholische Familien wohnen. Die Innenstadt von Villach wird hauptsächlich von Familien mit einem anderen Glaubensbekenntnis bewohnt.

Während des Gottesdienstes wird mir bewusst, welch einsame Person der Herr Pfarrer während der Messfeier am Volksaltar ist. Hinter dem Priester dehnt sich der weitläufige Chorraum aus. An der Front vom Chorraum erhebt sich der prachtvolle Altar mit dem imposanten Tabernakel. Darüber die Madonna Statue, die Figuren des Hl. Jakobus, Hl. Laurentius, sowie die Apostel Petrus und Paulus. Über allen das mächtige Kreuz in der Höhe. Zwischen Hauptaltar und Volksaltar stehen links eine Anzahl mit rotem Stoff überzogener Schemel, reserviert für Mitzelebranten und Ministranten. Dazu kommt das Chorgestühl rechts und links für die Mitbrüder.  Diese Sitzgelegenheiten werden schon lange nicht mehr benützt.

Bei den Messfeiern im neunzehnten Jahrhundert dürfte die Situation anders gewesen sein. In der Arnoldsteiner Gemeindezeitung berichtete der Historiker Dr. Peter Wiesflecker von Gailtaler Unternehmerfamilien, welche den Sprung nach Villach schafften. Beim Begräbnis des Matthias Lamprecht, Scherer Wirt und Bürger in Villach, im April 1818 nahmen am Trauerzug elf Priester teil, so steht es im Sterbebuch der Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. Diese große Anzahl an Priestern, welche an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnahmen, war auch ein Zeichen für das Ansehen des Verstorbenen bei seinen Mitbürgern.