warte:zimmer II

Wehrhaft zeigen sich viele, wird vom Arzt bei der Untersuchung empfohlen auf ein Medikament zu verzichten. Darüber freuen sich wenige, denken nicht daran dies könnte eine Entlastung für den Magen bringen, sondern sehen dahinter die Absicht der Gebietskrankenkasse bei den Ausgaben zu sparen. Bei dieser Vermutung ist die Stimmung besonders gereizt. Von der Regierung wird aktuell verlangt, wir Bürger sollen an allen möglichen, unmöglichen, manchmal auch an komischen Stellen Energie sparen. Männern mit einer Glatze wird empfohlen auch in der Wohnung eine Mütze zu tragen, da wegen des fehlenden Haupthaares zu viel Körperwärme entweicht. Jeder sollte versuchen die Zehen in den Hausschuhen in ständiger Bewegung zu halten, dies fördert den Blutkreislauf und erwärmt so den Körper von innen her. Bei dem Dauerfeuer an vorgeschlagenen Energiesparmaßnahmen kommen schnell Parallelen zu den Einsparungen bei den Tabletten.

Unangenehm ist es bei der Anmeldung zum Arzt hält der nächste Patient keinen Abstand, welcher der Privatsphäre geschuldet ist, ein. Manchmal ist der Platz um die Rezeption sehr klein oder andere sind einfach neugierig welche Beschwerden plagen den Vordermann. Eine Zeitlang war durch die Coronaabstandsregeln die Privatsphäre gegeben. In einer Vorlesung zur Menschenwürde wurde darauf hingewiesen, dass es der Respekt gegenüber anderen Personen verlangt, gerade in so einem sensiblen Bereich, für eine Intimsphäre zu sorgen. Bei einem Zahnarzttermin ist es vorgekommen, dass die Ordinationsassistentin von mir bei der Anmeldung verlangt hat den Mund zu öffnen. Mit dem Zeigefinger musste ich den schmerzhaften Zahn lokalisieren. Irritierend ist, wenn gleich neben der Aufnahme die ersten Apparate für die Untersuchungen stehen.

Manchmal ist die Ordinationsschwester beim Abarbeiten ihrer Zuständigkeit, Infusionen, Blutabnahme, Blutzucker- und Blutdruckmessung schneller als der Arzt mit seinen Anweisungen. Bei einer Vorsorgeuntersuchung habe ich darauf bestanden, dass die Assistentin reichlich Blut abnimmt um alle gewünschten Parameter erfüllen zu können.

warte:zimmer

So sehr ich mir Mühe gebe es vergeht kein Jahr, wo ich nicht zwei bis dreimal den Hausarzt oder einen Facharzt aufsuchen muss. Mit dem Fortschreiten des Alters steigt die Zahl der Arztbesuche. Für manche kommt es soweit, dass sie mindestens einmal im Monat einen Arzt konsultieren. Wer ab Siebzig Plus nur einmal im Monat einen Doktor aufsucht, gilt als gesund. Bei praktischen Ärzten mit Krankenkassenverträgen habe ich es noch nicht erlebt, dass ich mich nicht in eine Warteschlange einreihen musste. Mit unseren Versicherungsbeiträgen bezahlen wir die Gesundheitsleistungen. Der erste Kontakt in der Ordination sind Ordinationshilfen, solche welche sich einem freundlich zuwenden oder sofort nach der E-card verlangen. In Coronazeiten ist die Anmeldung um eine Facette reicher, es kann auch ein gültiges Impfzeugniss oder ein PCR-Test verlangt werden. Durch die übliche FFP2-Maskenpflicht verschwindet viel von den Gesichtszügen der Ordinationshilfen.

Nach der Ansage man möchte zum Arzt kommt die Gegenfrage, welche Beschwerden gibt es? Es wird in den Raum gestellt, braucht es überhaupt den Doktor oder lässt sich dies durch die Ordinationshilfe oder die tätige Krankenschwester abklären. Infusionen, Blutabnahmen, Bestrahlungen und Ultraschallmassagen werden am Arzt vorbei behandelt. Die kurzweiligsten Patienten sind jene, welche nur ein Rezept wollen und diese Medikamente schon über Jahre einnehmen. In seltenen Fällen wird empfohlen sich wieder einmal beim Arzt blicken zu lassen um zu überprüfen, ob die verschriebenen Medikamente noch aktuell sind. Durch die jahrelange Medikamenteneinnahme stumpft man ab und hat sich an die Pillen gewöhnt, wie an das Glas Wasser zum Kaffee. Es macht Sinn, dass die verordneten Arzneimittel jährlich einmal überprüft werden. Dies zeigt sich zumeist nach einem Krankenhausaufenthalt, wo plötzlich die Medikamentenliste eine ganz andere ist oder haben die Kliniken eine andere Vertrauensbasis mit manchen Pharmafirmen?

kas:nudeln

Wer in der Landwirtschaft arbeitet erlebt das Werden und Vergehen im Jahreskreislauf.

Vor kurzem bin ich nach Gurk gefahren. Vor der Abfahrt in die Diakonie nach Waiern hatte ich morgens in der Zeitung gelesen, dass es eine Ausstellung in Straßburg gibt.  Anderseits brachte ich ein Familienmitglied zu einem Aufenthalt in die Klinik in Waiern. Es war ein Frühsommertag im Mai und sollte, im Nachhinein, für mehrere Wochen auch der einzige bleiben. Um die spontane Kurbewilligung mit einem Gebet zu unterstützen, bin ich von Waiern nach Gurk weitergefahren. Von Feldkirchen ist es wesentlich näher, als hätte ich diesen Besuch von Villach aus unternommen. Wie war es mit dem Satz im Gastzimmer des Kronenwirtes, wo ich vor dem Dombesuch als Mittagessen einen gemischten Nudelteller zu mir nahm.

Ein älterer Herr erzählte den Wirtsleuten, dass der eh bekannte Sepp mit fast fünfundachtzig Jahren vor vierzehn Tagen verstorben sei. Akkurat in der selben Woche haben zwei Enkellinnen jeweils ein Baby bekommen. So ist das Leben, die einen müssen die Welt verlassen, die anderen kommen auf die Welt und hat dabei seine rauen Hände auf den Stammtisch gelegt. Wer in der Landwirtschaft arbeitet erlebt das Werden und Vergehen im Jahreskreislauf, beim Sähen, Wachsen und Ernten. Zwangläufig wiederholt sich bei den Haustieren der Lebenszyklus öfter, wenn Nachwuchs bei den Hasen, den Kühen oder Pferden kommt. Umgekehrt erlebt man es am Bauernhof öfter, dass die Nutztiere geschlachtet oder an einen Fleischhauer zu Verwertung verkauft werden. Spricht ein untersetzter Bauer und sei er jetzt in der Rente den Satz, so ist das Leben, dann ist dies näher beim Alltag.

heilige:hemma II

So ist das Leben.

Ein stereotyper Satz, den ich in Gesprächen immer wieder höre. Aber wie ist das Leben und gilt dies für jederlei Leben? Für eine Zeit Soldatin, einen Kfz-Techniker, für eine Heimhilfe oder einen Steinmetz gleichermaßen? Wahrscheinlich sind damit, betrachte ich den Ausspruch genauer, Ähnlichkeiten in unserem Alltag als Mitteleuropäer gemeint. Die Umstände, so ist das Leben, in Nordafrika, im Vorderen Orient oder an der Südspitze von Südamerika kann ich nicht beurteilen. Diese kenne ich gerade einmal aus Fernsehdokumentationen oder aus Büchern mit Reiseberichten. So ist das Leben, hat auch zumeist einen drückenden Beigeschmack.                                                                                                                          

So ist das Leben, habe ich vor kurzem in der Gaststube des Kronenwirt am Domplatz in Gurk aus dem Mund eines älteren Gasthausbesucher gehört. Ich besuche den Gurker Dom nicht jährlich, es könnte sein, dass es Jahrzehnte zurückliegt, dass ich in Gurk gewesen bin. Beim Erfassen meiner Tagehehefte bin ich vor ein paar Tagen auf einen Eintrag gestoßen, dass ich vor dreiunddreißig Jahren in Gurk war. Geht es um eine krisenhafte Situation, passiert irgendwas Unvorhergesehenes in meinem Leben, drängt es mich in den Gurker Dom. Anders die Situation in der Jugend. Damals sind wir als Internatszöglinge zum Ende des Schuljahres, am Namenstag der Heiligen Hemma, den 27. Juni, von Tanzenberg nach Gurk gefahren. Dies war für uns ein schulfreier Tag und im Dom haben wir die Heilige Messe gefeiert. Der Ausflug hat uns viel Spaß gemacht, eine Unterbrechung des strengen Internatsalltag. Bestimmt habe ich zu diesem festlichen Anlass meinen Kärntner Anzug und ein weißes Hemd getragen. Wie auf dem Foto in der Geschichte, Der Schnee ist nicht weiß, zu sehen. Um zu Beten für eine gute Schulnote bei einer Schularbeit, dürfte es zu diesem Zeitpunkt zu spät gewesen sein. Eine Woche vor Schulschluss standen die Zeugnisnoten schon fest, der Klassenvorstand hatte ein Machtwort gesprochen, da kämen alle Fürbitten an Gott zu spät.

dom:gurk

Die Frauen erfahren von den Männern, was der Iman in der Moschee gepredigt hat.

Die Terrasse vom Dom Café in Gurk liegt im Klosterinnenhof, der ist weitläufig und es ist wunderbar ruhig. Diese Beschaulichkeit und so viel Platz habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Diese Stille kann ich gut brauchen, weil sich die täglichen Vorkommnisse bei mir auf körperliche Weise bemerkbar machen. Von Kopf bis zum Fuß, ohne hier einen Arztbrief zu veröffentlichen. Blitze im Auge, Hautausschlag, eine nervöse Blase und ich will mich nicht zu viel mit dem Kranksein befassen. Wer sich ein Leben lang beschwerdefrei fühlen will, der darf nicht altern.

Bei Kaffee und Kuchen greife ich zu meinem Tageheft und darin der Eintrag vor zwei Tagen, dass ich von einer Bekannten eine arabische Süßspeise bekommen habe. Diese hat sie zum Ende vom Ramadan gebacken. Die kleinen Häppchen bestanden aus Sirup, Honig, Nüssen und etwas Blätterteig.  Dazu bemerkte die Bekannte, dass die Süßspeise nichts für Diabetiker ist. Am Ende des Ramadans gehen die Männer in die Moschee, die Frauen beten zu Hause und bereiten ein Festmahl vor. Die Frauen erfahren nach dem Nachhause kommen von den Männern, was der Iman in der Moschee gepredigt hat. Die Übermittlung der Predigt erfolgt von den Männern nach ihrem Gutdünken und was sie für notwendig halten. Auf den ersten Blick würden wir EU-Bürger entrüstet sagen wie rückständig, wie können sich Frauen so unterwerfen und weitere Vorurteile.

Mir ist dies aus unserer Kultur bekannt vorgekommen. Meine Seminararbeit zur Lehrveranstaltung „Sinn des Lebens, Sinn der Welt“ habe ich einem Verwandten zum Lesen gegeben. Dabei erwähnt, dass seine Frau für diese Arbeit auch Interesse hat. Ich war überrascht, als ich die Seminararbeit nach wenigen Tagen zurückbekommen habe. Wie ist dies möglich, hat er vergessen sie an seine Frau weiterzugeben? Auf meine diesbezügliche Frage hat er dies damit begründet, dass er findet, der Inhalt sei für die Frau zu schwierig. Er habe ihr einige Passagen erläutert, für das Verständnis der Frau aufbereitet.