vitalfunktion

Einen lautlosen Tod verhindern.

Für Aufsehen hat der Todesfall eines bekannten Schauspielerehepaar gesorgt, welches innerhalb einer Woche, von den Mitmenschen unbemerkt, in ihrem Haus verstorben ist. Keinem der Nachbarn, Familienangehörigen und Kollegen ist ihre Abwesenheit aufgefallen, sie hatten ihre menschlichen Kontakte eingeschränkt. Die Medien berichteten ausführlich über diesen lautlosen Tod und prangerten die Vereinsamung der Menschen an. Kein menschliches Schicksal kann so tragisch enden, dass nicht clevere Kaufleute dahinter ein Geschäft wittern. Um einem solchen Schicksal vorzubeugen, bewerben jetzt diverse Firmen ihre Gesundheits- und Fitnessuhren. Bei der älteren Generation gilt dies jetzt als musst haben. Plötzlich sieht man bei Menschen, welche seit einem Jahrzehnt die Uhrzeit am Smartphone abgelesen haben, am Handgelenk eine Gesundheits- und Fitnessuhr. Damit können sie den Puls, den Blutdruck, den Zucker, die Schritte und den Kalorienverbrauch ablesen.  Ausgestattet mit dem Hinweis, dass beim Versagen der Vitalfunktionen sofort bei einer Rettungsorganisation oder der Polizei ein Alarm ausgelöst wird. Damit könnte bei Alleinstehenden ein lautloser Tod verhindert werden. Auf den Gedanken durch Familienzusammenhalt oder eine unterstützende Nachbarschaft diese Isolation zu verhindern, kommt in der digitalisierten Zeit kaum noch jemand. Das menschliche Gefühl, wenn jemand über den Handrücken oder die Handinnenfläche streicht, wird sich beim Wischen oder Tippen an der Gesundheitsuhr nicht einstellen. Keine wärmende menschliche Hand kann durch eine Fitnessuhr ersetzt werden.

Es könnte sein, dass die Z- Generation und die Nachfolgenden lieber den Kontakt mit dem Bildschirm vom Smartphone spüren wollen, als das Spüren der Handinnenfläche. Eine römische Weisheit sagt, dass Ratten über weite Distanzen die Beute riechen können.

gugelhupf

Der Mensch verlässt sich auf Gewohnheiten.

Um einen Sonnenschaden auf am Kopf zu beseitigen wurde mir im Krankenhaus auf der Dermatologie ein rundes Stück, in der Größe von einer Euromünze, der Kopfhaut entfernt. Die Entfernung auch von geringfügigen Hautschäden verhindert das Wuchern geschädigter Zellen. Durch das Lymphsystem könnten sie sich im ganzen Körper ansiedeln. Infolge der straffen Kopfhaut war es nicht möglich die Wunde zu nähen, die Wunde wurde offengelassen. Mit einem Gel wird die offene Stelle feucht gehalten und diese mit einer Gummiplatte abgedichtet. Dazu einen optimalen Verband, in den nächsten Wochen zierte meinen Kopf ein Gugelhupf. Auf den sehr auffälligen weißen Verband wurde ich öfters angesprochen. Die erste Woche benützte ich, um den Verband zusätzlich zu schützen, eine Kappe aus einem weißen Gitternetz. Dadurch konnte ich verhindern, dass ich ob der neuen Körpergröße den Wundverband beschädigte. Die Kappe hatte das Aussehen von einem Kopftuch für Terroristen oder Bankräuber. Dieses schützte meinen Kopf beim Einsteigen in das Auto vor dem Anstreifen an der oberen Türkante. Der Mensch verlässt sich auf festgeschriebene Gewohnheiten, bis das Gehirn Veränderungen an Gewohnheiten vornimmt braucht es Wochen.

Das Kopftuch benützte ich bei akuten Einsätzen, beim Durchschlängeln durch eine Menschenmenge im Einkaufszentrum oder in der überfüllten S-Bahn. Auf mich wurde mehr Rücksicht genommen, mir ein Platz für zwei Personen eingeräumt. Nach den hohen Festtagen verlagerten sich die Menschenmassen von den Weihnachtsmärkten, den Festtagskathedralen und vom Silvester Pfad wieder in die Einkaufscenter. Die meisten Bekannten vermuteten als Ursache für meinen übergroßen Verband einen Sturz, ein Gegenstand sei mir auf den Kopf gefallen oder ich bin gegen eine Mauer oder einen Baum gerannt.

Aus den Tageheften…

nadelstiche

Das neue Orakel zu Delphi.

Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit, kann ich drei Wochen nach der Hüftoperation bestätigen. Eine Standardfloskel die ich damit wiederhole. Mit der Beweglichkeit und der Kraft in den Oberschenkelmuskeln geht es aufwärts. Nicht so wie erhofft oder wie es von manchen geschildert wird, die irgendjemanden kennen, der auch eine Hüftprothese erhalten hat. Die Implantat Träger sind meist vorsichtiger mit ihren Ansagen, wie schnell die Mobilität wiederhergestellt wird. Bei mir treten seit einigen Tagen von der Operationswunde ausstrahlend Schmerzen wie feine Nadelstiche auf, den Oberschenkel entlang bis zum Knie. Ist es nützlich, wenn ich selbst im Internet nach den Ursachen der Beschwerden recherchiere? Dabei benütze ich Chat GPT, das neue Orakel zu Delphi.

Meine Anfrage

Nach der Implantation einer HTEP links habe ich im Oberschenkel außen und im linken Gesäß beim Anspannen der Muskeln Schmerzen wie Nadelstiche.  Diese treten beim Niedersitzen und Beugen des Fußes auf. Warum die Nadelstiche, wie lange können sie andauern und was wirkt gegen die Nadelstiche?

Antwort von ChatGPT

Es tut mir leid zu hören, dass Sie Schmerzen wie Nadelstiche im Oberschenkel außen und im linken Gesäßbereich nach Ihrer Hüft-TEP-Operation haben. Dies könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, und es ist wichtig, diese Symptome mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, da nur ein Arzt eine genaue Diagnose stellen kann. Hier sind einige mögliche Ursachen für solche Symptome:

1. **Nervenirritation oder -kompression: ** Nach einer Hüft-TEP kann es zu Irritationen oder Kompressionen der Nerven im Bereich der Operation kommen. Dies könnte die Nadelstich-artigen Schmerzen verursachen.

2. **Muskelverspannungen: ** Muskeln im Oberschenkel und Gesäß können sich aufgrund der Operation und der damit verbundenen Veränderungen in der Anatomie verspannen. Dies kann Schmerzen oder unangenehme Empfindungen hervorrufen.

3. **Entzündung oder Infektion: ** Eine Entzündung oder Infektion im operierten Bereich könnte Schmerzen und unangenehme Empfindungen verursachen.

Aus dem Tageheft von 2023 …

gefühlstsunami

Die Beziehungen sind im Eis festgefroren.

Wahrscheinlich erleben es andere Personen auch, dass sie froh sind, wenn die Feiertage vorbei sind. Zu den sensiblen Feiertagen zählen die Weihnachtsfeiertage und die Tage um den Jahreswechsel. Jährlich bin ich immer wieder überrascht, welchen Tsunami an Gefühlen diese Feiertage auslösen. Damit ist die Wucht der Erinnerungen im Herzen, im Gemüt und im Bauchgefühl gemeint, welche an den Feiertagen ausbrechen und die äußeren Körperregionen erreichen. Dann kann man den Tsunami nicht mehr zur Seite schieben oder kaschieren. Die äußeren Zeichen werden unübersehbar. Ähnlich der Grippe, welche auch in der Winterszeit Saison hat. Ausgehend von den Nasennebenhöhlen, dem Rachenraum und dem Bauch tobt schon ein längerer Kampf zwischen den Grippevieren und den Kämpfern des Immunsystems. Erst nach und nach wird es sichtbar, dass die Grippeviren den Kampf gewonnen haben, mit einem hochroten Kopf, den Schüttelfrost Attacken, Schweißausbrüchen und fiebrigen Augen.

Der weihnachtliche Stimmung Tsunami lässt alte seelische Verletzungen in den Beziehungen unter den Familienmitgliedern wieder aufbrechen. Es gibt kaum Verbindungen, welche nicht betroffen sind. Einerlei ob zwischen Kinder und Eltern, welche sich von den Eltern abgewendet haben oder zwischen Eltern und Kinder, welche die mangelnde Fürsorge beklagen. Kinder, welche als Erwachsene mit ihren Eltern abrechnen und ihnen fehlende Elternliebe vorwerfen. Eltern, welche dem geschäftlichen Erfolg nachgejagt sind und die Gefühle zu den Kindern in Banknoten abgestattet haben. Anderseits haben die Banknoten ihnen das Leben erleichtert und sie immer mehr an finanziellen Zuwendungen verlangt. Sind die Beziehungen im Eis festgefroren, wie ein Schiff im Polareis eingeschlossen, dann kommt die weihnachtliche Wärme zu spät. Die Wärme des Neugeboren in der Krippe, nicht die der Weihnachtsbeleuchtung über jeder Straße und in besonders üppiger Form in den Gängen der Einkaufszentren. War es vor Jahrzehnten in den Kirchen noch flackernder Kerzenschein, so dominiert heute das kalte eisblaue Licht. Die heimelige Weihnachtsstimmung entfaltete sich beim Brennen der Wachskerzen am Christbaum. Als Kinder blickten wir fasziniert auf die Kerzen und nicht auf eine elektrische Weihnachtsbeleuchtung. An den Tannenzweigen hingen Engelshaar, Eislametta und Christbaumkugeln verziert mit dem Kerzenwachs der vergangenen Jahre. Dazwischen Likörfläschchen, Christbaumbehang aus Marzipan und Schokolade. Verlockende Süßigkeiten, denen wir Kinder schon am Christtag erlegen sind.

dauerpatienten

Ein Phantom wird behandelt.

Für die Behörden wird es ein Kostenvorteil sein, dass viele Ansuchen, Förderungen und Eingaben von den Bürgern digital erledigt werden.  Dies bringt eine Entlastung für die Bürokratie, damit verschiebt der Staat die Arbeit  an die Staatsbürger. Die Menschen werden für die Staatsbeamten zu einem Phantom. Das Ansuchen um die Ausstellung eines Reisepasses oder deren Verlängerung lässt sich heute online erledigen. Früher betrat ich die Bezirkshauptmannschaft und holte mir beim Schalter für das Meldewesen eine Zählnummer, dann nahm ich auf einen der Stühle, welche im Flur standen, Platz. Bei ein wenig Glück entdeckte ich eine befreundete Person unter den Wartenden und beim Plaudern verging die Zeit im nu. Die Beamtin hatte beim Abgeben  des ausgefüllten Formulars Blickkontakt zu dem Antragsteller, ein echtes Menschenleben vor sich. Bedauerlich ist, dass heute die Geburtsurkunde oder ein Gewerbeschein, ein formloser Word Ausdruck auf einem A4 Blatt mit 80 Gramm, das gewöhnliche Kopierpapier, ist. Mein Gewerbeschein aus den siebziger Jahren weist teilweise verschnörkelte Buchstaben auf. Eine Urkunde wie wir sie heute in Museen bewundern, ausgefertigt in einer wunderschönen Handschrift. Bei der Abmeldung des Gewerbes wurde ich gefragt, ob ich die Originale behalten will oder der Bezirkshauptmannschaft zurückgebe, ich habe sie an das Landesarchiv weitergegeben.

Auch in der Medizin hat die Digitalisierung  Eingang gefunden, so werden Medikamente von der Ordination Assistentin bei Telefonanruf  auf die eCard gebucht.  Dies führt dazu, dass der Arzt den Patienten monateweise, wenn nicht länger nicht zu Gesicht bekommt. Inzwischen können sich die Beschwerden verändert haben oder sie sind verschwunden, werden aber weiter angefordert. Die erkrankte Person kennt der Arzt nur mehr  aus meinen Erzählungen, nur aus meinen Beschreibungen nimmt sie Gestalt an. Ein Phantom wird behandelt und bekommt Medikamente verordnet. Wie soll es so möglich sein die Wirkung,  den Erfolg oder den Misserfolg der Medizin zu überprüfen. Wichtig ist der vierteljährlich mit der eCard einzuchecken. Dauerpatienten scheuen oft den Weg zum Arzt, wichtig sind ihnen die Medikamente als Lebensstütze. Bei der Überweisung an einen Facharzt oder die Einweisung in eine Krankenanstalt genügt zumeist die Vorsprache bei der Assistentin. Die leibliche Anwesenheit des Patienten würde an den Einweisungsgründen nichts ändern, es genügen die im Computer gespeicherten Befunde.