Hotlines

Seit der Jahrtausendwende wird bei Behörden, Institutionen und Firmen im Kundenverkehr eine Hotline, ein telefonischer Auskunfts- und Beratungsdienst, eingesetzt.  Die zuständigen Gesprächspartner sind nicht direkt zu erreichen. Die wenigsten Anrufer wollen erfahren, was die Institution für Dienstleistungen oder die Firma für Produkte anbietet. Zumeist ist man über das Gegenüber informiert, weil man schon öfter mit ihm zu tun hatte oder sich vorab im Internet informiert hat. Von der Telefonstimme kommt zuerst die Aufforderung, dass man sich auf der Webseite über dieses und jenes selbst informieren könnte oder selbst aktiv werden könnte. Bei der Sozialversicherungsanstalt werde ich mit der Signage: „Ihre SVS ist um ihre Gesundheit bemüht. Beweisen sie, wenn es um ihre Gesundheit geht, Selbstständigkeit. Dies und jenes können sie selbst auf unserer Homepage erledigen. Haben sie noch etwas Geduld, wir sind um ihr Anliegen bemüht.“ Damit sind nicht ein paar Minuten gemeint, es sind schon zehn Minuten vergangen. Inzwischen kenne ich alle Tipps auswendig, auch den Hinweis, dass es wegen des erhöhten Kundenaufkommen zu einer längeren Wartezeit kommt. Gesünder ist es, wenn man zurückgerufen wird, drücken sie die drei um einen Rückruf zu aktivieren. Ich atme erleichtert durch, als es endlich heißt: „Legen sie nicht auf, ihr Anruf ist bereits gereiht, ihr Gesprächspartner meldet sich in Kürze. Um ihr Anliegen schneller erledigen zu können, drücken sie bitte für Fragen zur Bewilligung einer Therapie die Eins, für Auskünfte zur Beitragsvorschreibung die Zwei, für alle anderen Anliegen bleiben sie in der Leitung, die Vermittlung meldet sich in Kürze“. 

franz kafka

Ist es notwendig einen praktischen Arzt aufzusuchen, so hat sich dort fast alles vom Zuhören und vom Abhorchen zum Digitalen gewendet. Nach den Fragen was, wo und wie es einem wehtut, hat der Arzt früher mit einem Stethoskop den Patienten abgehorcht. Eine Röntgenassistentin hat festgestellt, dass die Überweisungen von seitens der Praktischen Ärzte immens zugenommen haben. Wenige hören den Patienten zu und horchen sie ab. Die Verantwortung für die Diagnose überträgt man auf die Röntgenbilder und den Ultraschall. In ihrer Jugendzeit hat der Gemeindearzt nach dem Zuhören und dem Abhorchen gewusst, was ihr fehlt und welche Therapie sie braucht.

Vom Hören gibt es viele Varianten, schlampig hinhören, das Falsche hören oder nur das hören was man hören will. Beim schlampigen Hinhören kann man etwas falsch verstehen. Wer den Namen Kafka kennt, sich aber nicht eingehender mit seinen Texten beschäftigt hat, kann bei einem Future über Franz Kafka manches falsch verstehen. In einer Radiosendung zu seinem hundertsten Sterbetag gehört zu haben, welches schlechtes Verhältnis er zu Frauen oder zu seinen Mitmenschen hatte. Sein Umgang mit dem Vater war gestört, sodass vom zuhören Entsetzen über seine Menschlichkeit die Folge ist. Seine Persönlichkeit entsprach nicht der Norm. Ohne sagen zu können, zu klären, was ist die menschliche Norm oder was zeichnet den normalen Menschen in der Gesellschaft aus. Gab es Maler, Komponisten, Dichter und Bildhauer, welche nach der Norm gelebt haben? Waren sie jemals bestrebt nach der Norm zu leben oder haben sie einfach nicht können? Kreativität entspringt nicht aus dem Leben nach der Norm, die Abkehr von der Norm. Eine Erweiterung der Weltwahrnehmung, wer in sich hineinhorcht.

„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne, dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.” F. K.

atrio warmbad

In der Vorweihnachtszeit hat sich beim Kauf einer wintertauglichen Jeanshose meine Operationsnarbe und der Quadrizeps bemerkbar gemacht. Während des medizinischen Prozedere in den vergangenen Monaten habe ich an Körpergewicht verloren. Der Bauchumfang hat sich verringert. Voller Elan stöberte ich beim Kastner & Öhler, unterstützt durch eine Verkäuferin, durch das Angebot der verschiedenen Modemarken. Zum Anprobieren ging ich mit zwei Jeanshosen in die Umkleidekabine. Etwas passte nicht, entweder waren die Hosen zu lang, zu eng oder zu weit. Die Verkäuferin brachte mir weitere Jeans und ich übte mich im An- und Ausziehen.  Nach der fünften Jeans merkte ich, dass das viele An- und Ausziehen der Hosen und der Schuhe einige Beschwerden in der Oberschenkelbeuge verursachte. Nach meinem Empfinden war es an der Zeit, meine Geduld begann darunter zu leiden, dass der Hosenkauf ein Ende findet. Ansonsten wollte ich mich für den Weihnacht- und Silvester Aufenthalt mit den vorhandenen Hosen aus dem Kleiderschrank begnügen. Nachdem ich doch noch eine passende Jeans gefunden hatte, vom Umfang und von der Länge, habe ich zwei Stück Jeans in verschiedenen Farben gekauft.

Während der Reha habe ich mir bei den Übungseinheiten des Öfteren gedacht, dass die ständigen Wiederholungen ziemlich eintönig sind. Beim Hosenkauf habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Kaufen einer Hose, das An- und Ausziehen von Kleidungsstücken für Reha Patienten denselben therapeutischen Effekt wie die medizinischen Gymnastikübungen hätten. Shoppen im Einkaufszentrum Atrio wäre eine willkommene Abwechslung im Klinikaufenthalt. Manche Reha Patienten könnten an dieser Art von Therapie Gefallen finden. Therapieplan: Donnerstag, 9.30 Uhr, Shoppen im EKZ Atrio, Therapiedauer 60 Minuten.

auge gottes

Die Ostukraine verwandelt sich in einen Blutacker.

Beim Abwärtsgehen, auf dem Rückweg vom Harzberg nach Bad Vöslau, ist mir das Gehen mit dem neuen Hüftgelenk leichtgefallen. Von vielen Befürchtungen befreit und mein Horizont hat sich erweitert. Will bedeuten, ein mehr an Beanspruchungen ist mit meiner neuen Hüfte möglich. Fast zwangsläufig kommen die Wanderer und Spaziergänger zur Jubiläumswarte bei der Kapelle „Das Auge Gottes“ vorbei. Zumeist wird man auf dem Rückweg mit der Nase auf diese Andachtsstelle gestoßen.  Gott hat geholfen, Gott hilft, Gott wird helfen. Diese Aussage steht auf dem oberen Sims der Kapelle. Vor der Kapelle verrichtet die Frau von einem Ehepaar gerade ein stilles Gebet. Ich spreche das Ehepaar auf den Spruch an der Oberkante von der Kapelle an: „Hilft beten?“ Die Frau antwortet: „Aus ihrer Krankheitserfahrung weiß sie, das Beten hilft“. Sie räumt ein, dass manche in die Kirche gehen, ein kurzes Gebet sprechen und schon hilft Gott. Andere beten ewig und ihre Bitte wird nicht erhört. Wie lässt sich die Wirkung des Gebets nachvollziehen, diese Frage haben sich schon viele gestellt?

Ein aktuelles Beispiel ist die Gebetsoffensive in den christlichen Kirchen, für den Frieden in der Ukraine. Das Ehepaar fragt sich auch, hilft Beten und wie geht Frieden in der Ukraine? Nicht einverstanden sind sie mit der Praxis der permanenten Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie sehen darin die Möglichkeit für die großen Militärmächte ihre Waffendepots leerzuräumen. Damit Platz zu schaffen für neue Waffen und ein Anstoß um effizientere Waffen zu entwickeln. Die massiven Waffenlieferungen verhindern einen Waffenstillstand und blockieren jedwede Verhandlungen. Sind die Waffenlieferungen und die zig Milliarden Euro an die Ukraine Judaslohn? Dreißig Silberlinge, welche Judas für den Verrat von Jesus an die Hohenpriester bekommen hat? Westeuropa kauft sich mit Geld davon frei, das Leben seiner Landsleute auf das Spiel zu setzen. Die Europäische Union lässt die Menschen aus dem Osten für sich töten und sterben. Die Ostukraine verwandelt sich in einen Blutacker.

harzberg

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt .

Von den Weinbergen bei Bad Vöslau führen mehrere Wanderwege auf den Harzberg, mit etwa 475 Meter Seehöhe. Bad Vöslau liegt auf etwa 275 Meter Seehöhe. Der Name Harzberg leitet sich davon ab, dass hier seit alters her von den Föhren Harz gewonnen wird. Im Wald findet man überall Bäume, deren Rinde teilweise entfernt wurde und im Stamm sind Einschnitte zur Harzgewinnung zu sehen. Die würzige Luft der Föhren befeuert den Aufstieg. Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt dachte ich, als ein junger Mountainbike Fahrer sich an mir vorbeiquälte. Er war nahe dran vom Fahrrad abzusteigen. Durch mein aufmunterndes Klatschen, ein zwei drei vier, eins zwei drei vier, schaffte er jeweils eine Kurbelumdrehung am Fahrrad. So erreichte er den nächsten Rastplatz und auch ich, weil das Tempo war in etwa dasselbe. Für einen Jungen, wie sie in der Tagespresse dargestellt werden unüblich, bedankte er sich für meine mentale Unterstützung. Mit sich war er zufrieden, dass er nach einer Corona Infektion es mit dem Fahrrad erstmals wieder bis hier heraufgeschafft hat. Seine Lungenfunktion ist eingeschränkt, er erhofft sich vom täglichen Fahrrad Training eine Besserung. Nach meiner Hüftoperation war es die erste große Wanderung bergwärts und über einen Zeitraum von eineinhalb Stunden ohne Hilfsmittel. Wie wird mein Befinden nach der Tour sein?

Wir waren beide Ersttäter, er mit dem Fahrrad, ich mit der neuen Hüftprothese. Von seinem freiwilligen Einsatz beim Roten Kreuz weiß er, das meine Mobilität nach der Hüftoperation keine Selbstverständlichkeit ist. Er kennt auch einen anderen Verlauf, wo die Beweglichkeit Monate nach der Operation zu wünschen übrig lässt. Bei der Aussichtswarte am Harzberg bietet sich nach dem Jahreswechsel rund um die Jausen Station ein Bild von Gerümpel. Was hier alles rumliegt, kann das Auge nicht schnell genug erfassen. Hier finden sich Getränkekisten und Getränkeflaschen aller Art, leere Blechkübel von Kartoffel- und Bohnensalat. Tetra Pack vom Milch und Apfelsaft. Baugitter um Bereiche mit Unrat einzugrenzen, Biertische und Bänke samt ausrangierten Stühlen. Elektrogeräte welche ausgemustert wurden. An der Tür zum Gastzimmer hängt die Tafel Geschlossen. Der Zugang zum einstigen Känguru Gehege ist mit Spanplatten verriegelt. Ein ausgebleichter Plakatständer erinnert daran, dass hier von den Wirtsleuten hinter dem Haus Kängurus gehalten wurden. Das Pachtverhältnis wurde, nach Aussage vom Stadtführer von der Gemeinde Bad Vöslau, aufgelöst. Die Kängurus bereits an einem Zoo übergeben.