BAHN . FAHRTIst man über fünfzig und surft im Internet oder veröffentlicht selbst Texte im Internet, dann stellt sich manchmal die Frage, wie real ist diese Welt. In der Jugendzeit wurden wir vor jedem Kinobesuch darauf aufmerksam gemacht, dass die Handlungen im Kino nur gespielt und frei erfunden sind, dies galt auch für die Fernsehfilme. Im Fernsehen begannen sich die Konturen zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu vermischen, weil die Nachrichtenbilder oder die Bilder  bei Reportagen aus fernen Ländern beanspruchten den Wahrheitsgehalt. Manchmal waren die gezeigten Bilder oder Situationen für uns, weil sie stark von unseren Alltagserfahrungen abweichten, kaum vorstellbar. Heute sind die Bilder bei den Nachrichtensendungen manchmal so schrecklich und grausam, dass man sich wünscht, sie wären frei erfunden. Als real galt damals, was man selbst gesehen oder anfassen konnte. Die Fernsehfilme haben heute oft schlimme Folgen, wenn die Jugendlichen untereinander oder gegenüber älteren Menschen ebenso brutal vorgehen, wie sie es in einem Film gesehen haben. Manchmal führt dies zu  tödlichen Verletzungen.
 
Ein Jugendlicher wird heute in keinem Fahrplan mehr blättern, höchstens im Internet. Die Zugsverbindungen sind online abrufbar.
 
Die virtuelle Bahnfahrt.
29.3.07 12:39 verlinken / 5 Kommentare / kommentieren

 

GOLD . SCHATZSeitdem es geregelte Arbeitszeiten gibt, haben die Arbeitnehmer mehr Freizeit und viele haben ein Hobby. In der  Partnerschaft kann es zu  Konflikten darüber kommen, wie viel Zeit das Hobby beanspruchen darf. Der PartnerIn besteht darauf, dass man in der Freizeit  etwas gemeinsam unternimmt. Bei einem Vortrag am Barcamp in Klagenfurt über Zeitmanagement hat die Vortragende darauf bestanden, dass man sich im Terminkalender auch die Zeiten einträgt, welche man mit dem Partner oder Partnerin verbringen will. Es besteht sonst die Gefahr und es ist die Regel, dass die Zeiten für die Zweisamkeit gekürzt werden, wenn es andere berufliche Vorhaben erfordern. Menschen die keinen Terminkalender besitzen und ihre Termine im Kopf haben sind Exoten.
 
Zu den klassischen männlichen Hobbys zählen, Mitglied bei der Feuerwehr, Fischer, Anhänger eines Fußballvereins oder Mitglied bei einem Blasorchester zu sein. Seit es das Internet gibt, sind neue männliche Hobbys dazugekommen. Eine Bekannte hat von ihrem Schwiegervater erzählt, der an einem Internetspiel, „Schiffe versenken” teilnimmt. Er muss sich zu einer bestimmten Zeit in das Internet einwählen und dann erscheinen im Spiel die Schiffe, die es gilt zu versenken. Das Kuriose ist, dass die Zeit, wann das Spiel im Internet gespielt werden kann, vom Spielbetreiber festgelegt wird. Oft  stellt sich der Schwiegervater einen Wecker, weil manchmal kommen die Schiffe auch nachts und er steht dann vom Schlaf auf. Wenn tagsüber Besuch da ist und es kommt die „Schiffszeit”, verlässt er die Besucherrunde. Er verreist nicht mehr ohne Laptop, weil das Schiffe versenken darf nicht unterbrochen werden.  
Der Goldschatz am Meeresgrund.   
26.3.07 18:22 verlinken / 2 Kommentare / kommentieren

 

HAUS . VERSTANDIn Österreich macht eine große Lebensmittelkette Werbung für biologische und naturnahe Lebensmittel mit dem Slogan „Ich bin dein Hausverstand”. Bei dieser Werbung weiß man nicht ob es der Firma ein echtes Anliegen ist die Leute zu überzeugen, dass biologische Lebensmittel in der Herstellung arbeitsintensiver sind, daher mehr kosten, dafür aber gesünder sind, oder ob es sich um einen neuen Kaufanreiz handelt. Bei der Diskontpreisschiene sind die Umsätze ausgereizt, billiger geht es nicht mehr und es ist für die Produzenten und für den Händler nichts mehr zu verdienen. Jahrzehntelang haben die großen Lebensmittelketten Werbung mit dem billigstem Preis gemacht, egal ob es dabei um Gebäck, Milchprodukte oder Fleisch gehandelt hat. Niemand hat gefragt woher die Produkte kommen und wie es mit der Qualität bestellt ist, Hauptsache der Preis war billig. Mein Hausverstand sagt mir, dass es bei dieser Werbekampagne darum geht eine neue Marktnische zu öffnen.
 
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. 
22.3.07 12:31 verlinken / 6 Kommentare / kommentieren

 

DIS . KONTERDie  wirtschaftliche Lage für die Fachgeschäfte wird immer schwieriger. In den Flugblättern der Lebensmitteldiskonter werden nicht nur Lebensmittel zu Diskontpreisen angeboten, sondern auch Waren aus anderen Sortimentsbereichen. Dazu gehören Bekleidung, Farben, Schuhe, Werkzeug, Spielzeug, Möbel, Autozubehör und vieles mehr. Meistens sind die Artikel abgestimmt auf die Jahreszeit, alles was gerade aktuell ist. Dadurch kommen viele Fachgeschäfte in Zugzwang und bieten zu den umsatzstärksten Zeiten ihre Waren zu Diskontpreisen an. Ein Fachgeschäft bietet ein gutes Service und eine große Auswahl das ganze Jahr über. Die Beratung, das Service und das Lager hat seinen Preis. An der Herausforderung, „Diskonter und Fachgeschäft” in einem zu sein, sind schon viele Fachgeschäfte gescheitert, in den Konkurs gegangen.
 
Diskont den Diskontern. 
19.3.07 08:07 verlinken / 5 Kommentare / kommentieren

 

KALT . WARM IIIJe öfter man das Wort Entspannung hört, Anleitungen zum Loslassen liest, umso mehr verspannen sich die Rückenmuskeln. Die  Wiederholung des Wortes Entspannen erzeugt Spannung. Der Wille sich zu entspannen bringt neue Verspannungen. In Regionen wo die Politiker ständig vom Frieden sprechen, dort gibt es in nächster Zeit einen Krieg. Wer den Frieden verkündet, bereitet im Kopf die nächste Auseinandersetzung vor. Wo die gute Nachbarschaft gelobt wird, kommt es bald zu einer Grenzstreitigkeit. Für eine Verkehrsberuhigung ist die Vorraussetzung ein  großes Verkehrsaufkommen. Drei mal täglich, am Morgen, zu Mittag und am  Abend.
 
Wer von der Hilfe für den Nächsten spricht, hat oft am wenigsten Mitleid. Wer darauf aufmerksam macht, dass man da und dort  die Menschen unterstützen soll, hilft oft nicht dem Schwächsten des Dorfes. Er unterscheidet zwischen Sympathie und Antipathie. Wer das Wort Liebe ausspricht ist manchmal am wenigstem bereit Liebe zu geben. Man erfährt Ärger und Abneigung, statt Zuneigung.
 
Kalt und warm.   
15.3.07 12:19 verlinken / kommentieren

 

KALT . WARM IIDie Durchschnittstemperatur des heurigen Winters beträgt in Österreich vier Grad plus, dies ist der wärmste Winter seit 130 Jahren. Die Gewinner sind die Konsumenten durch geringere Heizkosten, für die Gemeinden gibt es Einsparungen bei der Schneeräumung. Verlierer sind Skiliftbetreiber wegen des Schneemangels, oder der Sportartikelhandel durch Umsatzverluste. Vor einem Jahr war es umgekehrt, da war der Winter kalt und schneereich. Der Bedarf an Wärmeenergie ist gestiegen und die Hotels waren durch Wintertouristen ausgebucht. Gegen Ende vom Winter hat man vom Fernwärmelieferanten ein Schreiben erhalten in welchem darauf hingewiesen wurde, dass es einen sehr kalten Winter gegeben hat. Es wurde vorgeschlagen die monatlichen Teilzahlungen für die Fernwärme zu erhöhen, im eigenem Interesse und ähnlichen Formulierungen.
 
Dieses Jahr gibt es kein Schreiben vom Fernwärmelieferanten, dass man auf Grund des milden Winters die Teilzahlungsbeträge für die Fernwärme senken will. Es verhält sich wie bei den Benzinpreisen, die Ölpreiserhöhungen werden sofort weitergegeben, die Ölpreissenkungen viel später, wenn überhaupt.
 
Das billige  Heizöl.
13.3.07 11:10 verlinken / 1 Kommentar / kommentieren

 

KALT . WARMWer schön ist, wer gut aussieht und wer bewundert werden will, muss zuerst erleben wie es ist, wenn man nicht so gut aussieht, wenn man im Gesicht entstellt ist. In einem Kulturhaus bereiten sich hinter der Bühne die Modells auf ihren Auftritt für die Modeschau vor. Von den Modells wird die Attraktivste ausgewählt, in den Vorraum gezerrt und dort von Unbekannten ihr Gesicht zerkratzt, im Gesicht verletzt  und entstellt. Dann wird sie zurück in den Umkleideraum gebracht und mit dem frisch entstelltem Gesicht muss sie auf den Laufsteg und die Kleider präsentieren. Was bedeutet dieser Traum?, oder ist er ein böser Traum.
 
Bedeutet er, dass wer oben sein will, auch wissen soll wie es ganz unten ist. Wer in der Fülle lebt am eigenem Leib erfahren soll, wie man mit einem Minimum auskommen muss. Wer Gesetze beschließt über Mindestpensionen, selbst einmal eine Zeitlang damit leben muss. Die Gesundheit wird nicht geschätzt und ist nichts wert, bis man einmal ernsthaft krank ist. Wenn man wieder gesund wird, weiß man die alltägliche Gesundheit zu schätzen.
 
Ich bin zufrieden, wenn ich  im Winter eine beheizte Wohnung und warme Kleidung habe. Während der Lehrzeit habe ich die Mittagspausen im Winter damit verbracht, dass ich in Halbschuhen und mit Hemd und Rock bekleidet durch die Stadt spazierte. Von Zeit zu Zeit wärmte ich über einem Kanalgitter meine Füße und Hände. Ein schöner Tag war, wenn am Bahnhofspostamt der beheizte Warteraum offen war.
 
Vom Kalt- und Warmhaben.        
8.3.07 14:12 verlinken / 3 Kommentare / kommentieren

 

ERSTE . ADRESSEDurch die Benützung des Internet gibt es einen schnellen Zugang zu Informationen und Wissen. Trotzdem ist es notwendig in der Schule das Grundwissen zu erwerben und damit die Grundvoraussetzung zu schaffen; um mit den vielen Informationen umzugehen. Beim BarCamp Klagenfurt gab es für mich an einem Tag so viele Vorträge zum Web 2, dass ich Mühe hatte alles zu behalten. Diese Informationsflut ist mir vorgekommen wie eine Beschleunigung eines Autos in drei Sekunden von  0 auf 100 kmh. Benützte man früher bei Vorträgen einen Block und einen Bleistift zum Mitschreiben, so saßen hier die meisten Teilnehmer mit einem Laptop am Schoß und konnten sich über das Internet die Vorträge auf den Laptop laden. Die ganz Flotten kommentierten die Beiträge und stellten sie sofort im Web online.
 
Viel war von den neuen Programmen und Funktionen die das Microsoft Vista bietet die Rede, von den Möglichkeiten die Software des Computers benutzerfreundlicher zu gestalten. Welchen Einfluss das Internet, Web2, auf die Kommunikation zwischen den Menschen, auf das soziale Leben, auf die Politik und die Wirtschaft hat. Der Blogger als Produkttester. Am Rande der Veranstaltung gab es auch einen Wettstreit, wer ist in Kärnten der führende Fachjournalist, wenn es um neue Entwicklungen und Trends bei der Computertechnik geht.
 
Die erste Adresse.          
6.3.07 08:06 verlinken / 2 Kommentare / kommentieren

 

PC . ESSENWer aus beruflichen Umständen sein Mittagessen in einem Restaurant einnimmt weiß, wie unterschiedlich sich die Menschen in der Mittagspause beim Essen benehmen. Die einen kommen in einer kleinen Gruppe mit Arbeitskollegen und haben viel Spaß in der Mittagspause. Andere kommen mit Geschäftsfreunden und beim Essen wird das Arbeitsgespräch fortgesetzt. Einzelpersonen haben oft eine Zeitung oder Zeitschrift vor sich und lesen darin, manche auch während sie die Suppe auslöffeln. In einem Gasthof in Möselstein konnte ich beobachten, dass eine Frau während sie auf die Suppe gewartet hat und beim Essen der Suppe auf ihrem Laptop gearbeitet hat. Beim Essen der Hauptspeise hat sie den Laptop zur Seite gerückt und in einer Zeitschrift geblättert, um danach beim Capuccinotrinken die Arbeit am PC wieder fortzusetzen.
 
Viele Menschen leiden an Magen- und Verdauungsproblemen. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn du isst, dann iss, wenn du schläfst dann schlafe”. 
 
Der PC in der Suppe.  
2.3.07 08:20 verlinken / 7 Kommentare / kommentieren

 04.10.2003   KUNST . KINDER 

Nach dem Besuch der Länderpavillons auf der Biennale 2003 in Venedig mache ich eine Pause auf einer Bank in den Giardini. Auf den Bäumen tummeln sich die Vögel, zwischen den Parkbänken jagt eine Katze die Andere. Wie entspannend ist es dem Treiben der Vögel und den Katzen zuzusehen. Das Beobachten der Menschen welche vorbeigehen und das Beobachten der spielenden Kinder im Park bringt viel Abwechslung. Im Vergleich dazu verhielten sich die Kunstobjekte in den Pavillons statisch. Die Ausstellungsobjekte sind die künstlichen Kinder der Künstler. Eine Form der Reproduktion, mit der Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem persönlichen Tod. Am Nachmittag treffen sich die Venezianer im Park vor dem Biennale Gelände zur Siesta. 

Der nächste Ausstellungsort, das Arsenal.

06.10.2003   PAMPERS . PARTY

Die Finanzierung der Pensionen  in Österreich wird im-mer schwieriger. Die Bezieher von Pensionen nehmen in den nächsten Jahrzehnten zu und die Zahl der Erwerbs-tätigen wird abnehmen. Wir werden ein großes Altersheim. Die Politiker fordern die heutige Jugend auf mehr Kinder großzuziehen. Wenn man die Politiker- und die Funktionärspensionen auf das durchschnittliche Pensionsniveau zurückschrauben würde, dann könnte man dadurch auch einige Pensionen sichern.

Statt Hallowendparty eine Pampersparty.

11.10.2003   HOFFNUNG . PENSION 

Im Fernsehen oder in Zeitschriften wird viel über die jungen Alten berichtet. Gemeint sind damit Menschen ab dem sechzigstem Lebensjahr. Gezeigt werden sportlich aktive,  reiselustige und braungebrannte Senioren. Es entsteht der Eindruck, dass das Pensionsalter die goldenen Jahre des Lebens sind. Die Wirklichkeit ist, dass ab dem fünfzigstem Lebensjahr die körperlichen Be-schwerden und Erkrankungen zunehmen. Der Körper baut ab und ist durch die Arbeitsjahre verbraucht. Man könnte sagen, nach so vielen Betriebsstunden braucht der Körper eine Generalüberholung wie eine Wasserturbine. Deswegen sind auch die Kuranstalten ausgebucht. Man kauft sich mit dem erspartem Geld oder der Pension ein Stück Gesundheit und gleichzeitig die Hoffnung, dass die Therapien Wirkung zeigen werden. Die Hoffungs-Verkäufer, die Tourismusmanager, verkaufen die Hoffnung Dekaweise zu einem hohen Preis. Ob sich die Hoffnungen erfüllen zeigt sich erst Wochen nach dem Kuraufenthalt. Die Hoffnung als Ware ist nicht einklag-bar und die Hoffnung in Form von neuen Behandlungen kostet neues Geld.

Ein Werbeplakat der österreichischen Regierung lautet: „Freuen sie sich auf das Älterwerden, es gibt einen staatlichen Zuschuss zur Pensionsvorsorge.” Mit diesem Werbespruch verdrängt man die Tatsache, dass es keine Hoffnung mehr auf eine gesicherte Pension gibt.

In der Pensionshoffnung.

Kommentare:
B. am 12. Oktober 2003 um 08:20
Da mag ich gar nicht drüber nachdenken. Bis ich in Rente gehe gibt es, wenn überhaupt, nur noch die Einheitsrente und ich möchte nicht wissen, wie hoch diese sein wird. Am Besten, man wird nicht alt.

 

13.10.2003   BLUT . WERT

Die Einweisung in ein Krankenhaus wird hinausgezögert bis sie unvermeidbar ist. Bei einem Unfall hat man als Unfallopfer keine Wahl und  wird zwangseingewiesen. Wenn man sich einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen muss, dann wird die Angst mit dem Näherrücken des Aufnahmetermins in das Krankenhaus  immer größer. Von den Bekannten erfährt man die verschiedensten Geschichten über die Untersuchungsmethoden und die Krankheitsfälle. Von nichts anderem erzählen die Leute soviel, als von den Krankheiten. Jeder hat seine Erfahrungen mit Krankheiten. In der besseren Lage sind jene Personen deren Erkrankung man messen kann oder deren Krankheit man durch Ultraschall, Röntgen-aufnahmen und MRT bildlich darstellen kann. Es gibt Erkrankungen die aus den Blutwerten erkannt werden, da sind die praktischen Ärzte gefragt. Die Chirurgen haben mit dem Skalpell die Möglichkeit die Krankheit aus dem Körper herauszuschneiden. Von einer konkreten Krank-heit kann man den Angehörigen berichten. In der schlechteren Lage sind diejenigen Menschen, die an einer unsichtbaren und nicht messbaren Krankheit  wie Schwindelanfällen, Schweißausbrüchen, Angstzuständen oder Verstimmungen leiden. Man kann nichts handfestes vorweisen. Die Ärzte sind ratlos weil die Erkrankung durch den Einsatz von medizinischen Geräten nicht sichtbar wird. Man ist als Patient gleich unglaubwürdig und schweigt. 

Die schweigsamen Patienten sind die Kranken.

19.10.2003   ALT . JUNG

Nichts ist so unbestimmt wie das Alter. Ob man alt oder jung ist entscheidet sich oft nach dem Aussehen. Von den einen Mitmenschen wird man älter eingeschätzt, von den Anderen jünger. Auch der Arbeitsplatz  wirkt auf das Alter. In einem Modegeschäft wie bei H&M wird eine vierzigjährige Verkäuferin den meisten Kunden als alt erscheinen, in einem Geschäft für Krankenbehelfe wird die selbe Verkäuferin den meisten Kunden  jung vor-kommen. Als Konsumenten sind die älteren Menschen gefragt, als Arbeitskräfte stellt man sie oft vor die Tür. Die internationalen Handelsketten beschäftigen wegen der niedrigeren Lohnkosten  hauptsächlich junge Ver-käuferinnen als Teilzeitkräfte. Verkäuferinnen über funfunddreisig  Jahren haben kaum eine Chance einen Arbeitsplatz zu bekommen. Man sollte als Konsument von über fünfunddreißig  Jahren solche Handelsketten boykottieren und nur in solchen Geschäften einkaufen, welche auch älteres Verkaufspersonal beschäftigen. Der selbe Herr der in einer Diskothek als Gruftie bezeichnet wird, wird als Vierzigjähriger in einem Kurheim als Jüngling betrachtet werden. 

Mit der Geburt beginnt das Leben und das Alter.

21.10.2003   URTEIL . DIAGNOSE 

Ein Krankenhausaufenthalt ist eine Ausnahmesituation. Man fährt von zuhause weg und weis nicht wann man wieder zurückkommt und mit welcher Diagnose. Der Hausarzt und die Sprechstundenhilfe wünschen einem viel Glück. Viel Glück für was? Die große Unsicherheit liegt in der Ungewissheit. Die unklare Diagnose des praktischen Arztes lässt alle Möglichkeiten offen, auch für die schlimmsten Krankheiten. Als Laie kennt man nur den harmlosen Schnupfen und den tödlichen Krebs. Es ist wie in der Musik, der Laie hört nur die hohen und die tiefen Töne, die Zwischentöne erkennt nur der Musik-liebhaber. So ist es auch bei der Medizin.

Die Fahrt in das Krankenhaus erinnert an eine Fahrt zu einer Gerichtsverhandlung. Vor dem Aufnahmezimmer im Spital ist man machtlos und stumm. Wenn die Tür vom Aufnahmezimmer hinter einem zufällt ist man von der Außenwelt getrennt. Hier empfängt einen das medizinische Gericht. Alles was man vorher an Titel und Funktionen, an Besitz und Vermögen hatte, ist wertlos. Die Zukunft wird vom ärztlichem Gerichtsurteil bestimmt. Auch die familiären Bindungen verlieren an Bedeutung. Die ersten Tage im Krankenhaus, mit den verschiedenen Untersuchungen können zu den schlimmsten Tagen des Lebens werden. Der Tag mit einer menschlichen Diagnose ist ein Geburtstag, eine Wiedergeburt. 

Wie viele Geburten verträgt der Mensch?

Kommentare:

E. am 21. Oktober 2003 um 17:27
Hallo Schlagloch, sehr schön rausgearbeitet. Schon mal dieses Buch gelesen: Oliver Sacks, Der Tag an dem mein Bein wegging. Beschreibt sehr gut, was einem als Patient so alles widerfährt.

24.10.2003   KATZ . MAUS 

Nach einem Besuch im Krankenhaus sitze ich in der Internatskirche von Tanzenberg. Die Seitenwände des Kirchenschiffes sind völlig kahl. Die Wände des Altar-Raumes sind in den Neunzigerjahren von Valentin Oman mit Fresken gestaltet worden. In den Fresken sind die Menschen nur schemenhaft erkennbar. Sie kommen aus dem All, werden hier auf der Erde zum Menschen und richten sich auf. Die Menschen schreiten auf den Altar zu, wo zuoberst der Christuskopf, der wie auf dem Turiner Grabtuch aussieht ist und verschwinden hinter dem Altar wieder in der Weite des Weltalls. Ich spreche mit Christus, der für mich die Verkörperung  des Leid ist. Er hat von sich gesagt, dass er gekommen ist um den kranken und hoffnungslosen Menschen  beizustehen. Niemand  kann Leid und Schmerzen besser verstehen als er, auch kein Arzt. Die Ärzte sprechen immer von Heilung, für sie gibt es kein Versagen. Wo können sich jene hinwenden bei denen die Medizin versagt hat. Sind wir Menschen die Versuchskaninchen Gottes, der uns fallen lässt und uns dann wieder auffängt? Sozusagen ausprobiert wie viel Angst verträgt der Mensch? 

Spielt Gott mit uns Katz und Maus?

Kommentare:
E. am 24. Oktober 2003 um 23:28
Ne bestimmt nicht. Entweder wir machen die Angst und daraus den Schmerz selber oder liebende Mitmenschen der Umwelt machen uns Angst, daraus die Krankheit, den Schmerz. Alle Krankheiten entstehen vermutlich aus Angst, auch Krebs, unser eigenen oder von anderen gemachter Angst. Keine oder  wenig Angst zu bekommen ist das beste Medikament. Vor allem sich keine Angst machen zu lassen.

M. am 5. Dezember 2003 um 18:25
Bleibt die Frage, wer  war früher die Katze oder die Maus? Braucht die Katze die Maus oder die Maus die Katze.

29.10.2003   VERSUCH . ANSTALT

Ein Krankenhaus ist eine Versuchsanstalt und Lehrwerk-Stätte. Als verunsicherter Patient trifft man auf unsichere Jungmediziner. Jede Behandlung ist ein Versuch mit der Hoffnung auf Besserung. Die jungen Ärzte und Ärztinnen lassen die meisten Patienten älter aussehen. Der Ruhepool im Krankenhaus sind die Stations-Schwestern und die ausländischen Putzfrauen. Sie sprechen zwar schlecht deutsch, lächeln aber den Patienten freundlich zu. Sie haben oft ein entbehrungs-reiches Leben hinter sich, bevor sie eine Aufenthalts-bewilligung bekommen haben und kennen den Schmerz. Die bunten Pillen sind  den Patienten unbekannt. Hat  man eine Vorliebe für grün, dann wird man zu den grünen Pillen greifen, hat man eine Vorliebe für gelb, so wird man sich von den gelben Pillen die Heilung erwarten.  

Die Farben sind im Kopf.

Kommentare:

A. am 31. Oktober 2003 um 18:18
Ich weiß auch nicht, ob wir alle nur Versuchskaninchen sind oder ob eine garstige Gottheit ihr Spielchen mit uns treibt. Das ist aber auch völlig egal . Wichtig ist nur, was ich selber aus meinem Leben mache. Ich kann an einer Krankheit zerbrechen und zugrunde gehen, ich kann sie aber auch als Warnung verstehen, etwas in meinem Leben zum Besseren zu ändern. Ich denke jeder Mensch hat das Potential in sich Eigenver-antwortung zu übernehmen und wenn er das tut, ist er schon nicht mehr ein Spielball irgendwelcher widrigen Mächte. Ich hab ja eine tatsächlich schwere Krankheit, aber selbst wenn ich hin und wieder in ein Tief falle, denke ich nicht daran, mich ausgeliefert zu fühlen. Selbst wenn eine Krankheit zum Tode führt, was bei mir Gottlob nicht der Fall ist, kann ich die verbleibende Zeit in Würde und Freiheit gestalten, ausgenommen mein Verstand ist kaputt.