Umgekehrt habe ich meinen Literaturminiaturen weniger Zeit widmen können, anderseits habe ich den Anspruch für das Blog Schlagloch in die Höhe geschraubt. Ich habe mehr Korrekturen angebracht, als dies vorher der Fall war. Ob dadurch die Texte an Spontanität eingebüßt haben, kann ich selbst nicht beurteilen. Läuft dies ähnlich ab wie bei der Verdauung, dass je länger die Speisen im Magen und Darm verweilen umso mehr Nährstoffe werden aus den Lebensmitteln herausgefiltert. Auch die Teilnahme an Workshop mit literarischen und religiösen Themen war möglich. Der Urlaub war, wie auch schon zu den Berufszeiten, ein Kuraufenthalt. Die körperlichen Beschwerden haben sich trotz Pension nicht aufgelöst. Manches Mal ist das Gegenteil eingetreten, dass ich meinen Körper mehr beobachte und auch kleine Beschwerden, Schmerzen und Veränderungen wahrnehme. Im Beruf hat man keine Zeit diese kleinen Unbilden wahrzunehmen. Da wird das Meiste von den Aufgaben überdeckt. Die Idee aus Langweile oder aus Neugier zum Arzt zu gehen, kann einem im Berufsalltag nicht kommen. Es kann sein, dass man für seine Neugier durch den Arzt mit einer Diagnose bestraft wird.
Immer wieder stellt man sich die Frage, ob man jetzt zu den älteren Leuten gezählt wird. Irgendwann wird man dann von jemandem getröstet der sagt, dass das Alter erst mit 65 Jahren beginnt. Wird man 65 Jahre alt sein, dann wird sich jemand finden der sagt, das Alter fängt mit siebzig Jahren an. Und vielleicht verspricht dann die Medizin, dass niemand vor Neunzig sterben muss. Ein wirksames Mittel gegen Schnupfen wird es immer noch nicht geben.
Jung mit 66.