Durch unsere Zwangsbeglückung wird die afrikanische Textilindustrie zerstört.
In meinem Papierladen sammelte ich das Altpapier, dies waren vor allem Verpackungskartons und die alten, geköpften Zeitungen und Zeitschriften. In den 70er Jahren wurden nur die Titelseiten der Zeitungen und Zeitschriften zurückgesandt, der Rest der Zeitungen und Zeitschriften blieb beim Händler. Eine flächendeckende Altpapiersammlung oder Altpapiertonnen waren damals eine ferne Zukunftsmusik. In Villach existierte eine kleine Firma, welche Alteisen- und Altpapier gesammelt hat. Diese habe ich verständigt, wenn ich eine größere Menge an Altpapier und geköpften Zeitungen hatte. Damals wurden Firmen für das Einsammeln von Alteisen, Schrott und Altpapier belächelt, heute ist die Abfallwirtschaft ein boomendes Geschäft.
Bei den Container für Altglas stehen auch die grünen Container für Altkleider. Meine Einstellung zum Sammeln von Altkleidern hat sich seit meinem Besuch der documenta xv in Kassel verändert. In mehreren Videos und bei einer Diskussion habe ich aus erster Hand erfahren, wie negativ sich der Export unser Kleiderspenden für die afrikanische Textilbranche und das Selbstbewusstsein der Afrikaner auswirkt. Wir nehmen an, dass wir mit dem Export von gebrauchten Kleidern nach Afrika eine gute Tat vollbringen. Wir finden uns großartig, wenn wir den armen Afrikanern unsere Altkleider spenden. Unsere Vorstellung ist, dass sie durch Recycling neue Stoffe gewinnen könnten. Die Wirklichkeit ist eine andere, wie es in den Videos auf der Documenta gezeigt und von Wirtschaftsprofessoren erläutert wurde. Die Hälfte der Kleider sind ob ihrer schlechten Qualität nicht wieder verwertbar und werden oftmals auf ungesicherten Mülldeponien illegal verbrannt. Beim restlichen Kreislauf der Wiederverwertung ist der Schaden für die afrikanische Wirtschaft und der Bevölkerung um vieles größer als der Nutzen. Durch unsere Zwangsbeglückung wurden und werden die afrikanische Textilindustrie, welche ihre landestypischen Stoffe herstellt, zerstört. Ebenso die Folgebetriebe, wie Schneidereien und Handelshäuser. Zudem gibt es keine eigenständige afrikanische Mode, welche für den Nationalstolz und das Selbstbewusstsein, förderlich wäre. Zum Großteil schämen sich die Leute, wenn sie sozusagen gezwungen sind die europäischen Klamotten zu tragen, eine neue Form der Kolonialisierung. Auch die Chance zerstört, dass afrikanische Mode die westliche Welt erobern könnte, Textilien aus Afrika ein Exportschlager sein könnten.