internet:spion l

Nach dem Abfeuern von schillernden Raketen und dem Zünden von ohrenbetäubenden Papierböllern, davor und danach beschwingte Musik, dazu ein Gläschen Wein und einem zumeist üppigen Essen, glaubt man nicht an die Warnungen, dass unser Wohlstand gefährdet ist. Mit ein paar Urlaubstagen, zwischen dem 1. und dem 8. Jänner begann für die Glücklichen mit dem 9. Jänner der Berufsalltag. Für die Tage zwischen Weihnachten und Heiligen Drei König gibt es vielerlei Bezeichnungen. Sie werden Brückentage und in Österreich als Fenstertage bezeichnet. In den Alpenländern spricht man von den Rauhnächten, wo es nicht ratsam ist nach Mitternacht im Freien unterwegs zu sein. Dabei könnte man von der Habergas oder von der wilden Jagd überrascht und von ihnen vazaht werden. In früheren Jahrhunderten hat man die Bedrohungen realer angesetzt, in unmittelbarer Umgebung des Menschen. Im Kino gibt es die neueste StarTreck Fortsetzung, wo im Weltall Gute und Böse gegeneinander kämpfen.

Heute spürt  jeder, dass diffuse Bedrohungen, welche seit der Aufklärung für Aberglaube und bösen Zauber gehalten wurden, aufs Neue in das Leben eindringen. Ausgelöst durch Terroranschläge, wobei schon die kleinsten Unregelmäßigkeiten auf öffentlichen Plätzen, in Bahnhöfen oder auf Flugplätzen eine Kettenreaktion auslösen. Diesen Schrecken versucht man durch mehr Polizisten und Militärpräsenz Herr zu werden. Man reagiert auf Meldungen die unklar und noch nicht bewiesen sind und zumeist nachts akut werden. Gerade so wie die Warnungen vor der wilden Jagd.

Die Saligen.

nach:kommen II

Man versucht die in Europa verstreuten Verwandten, ob noch lebend oder auch verstorben, zu besuchen. Oftmals findet man das Haus des Onkel oder der Tante nicht mehr, es wurde umgebaut, es gibt neue Eigentümer. Bei den Nachbarn begibt man sich auf Spurensuche, sind es länger Anwesende, erfährt man die eine oder andere Anekdote. Der anschließende Friedhofsbesuch endet das Eine- und Andermal mit einer Enttäuschung. Oft weiß man nicht mehr genau wo das Grab war und beginnt zu suchen, einige Zeit lang. Man schließt die Möglichkeit nicht aus, es könnte aufgelöst worden sein. Die Urenkel waren nicht bereit den Friedhofserhaltungsbeitrag zu bezahlen und das Grab wurde bei Platzbedarf aufgelöst. Nach diesen Erfahrungen, betroffen vom geschichtlichen Vakuum, macht man sich daran die Kartons mit den alten Fotos hervorzuholen. Es gilt die Fotos auszusortieren, chronologisch zu ordnen und in ein Bilderalbum einzukleben. Soweit noch bekannt, die wichtigsten Fakten dazu zufügen.

Wer zu den leidenschaftlichen Sammlern, seien es Bücher, Gemälde, Briefmarken, Münzen oder Ansichtskarten gehört, denkt darüber nach, wem er einmal seine Sammlung anvertrauen soll. Wen was vererben? Ob man selbst bereit ist darüber zu sprechen und  etwas Schriftliches zu fixieren. Es bereitet einiges an Kopfzerbrechen bis in der engsten Familie und in der Verwandtschaft jemand Passender gefunden ist. Zumeist hängt man an seiner Sammlung, die über Jahrzehnte aufgebaut wurde mit mehr Herzblut, als an den Wohnzimmermöbeln. Eine Sammlung, welcher Art immer, Briefmarken, Uhren oder Porzellanfiguren ist etwas höchst Persönliches. Vom Gefühl her spürt man, dass selbst bei ähnlichem Interesse beim Beschenkten, er die Sammlung mit anderen Augen betrachten wird. In seinem Alltag wird er der Sammlung einen anderen Stellenwert einräumen, als es bei einem selbst der Fall war. Sammler verschwenden kaum einen Gedanken darüber wie ihre materiellen Dinge, wie Sparbuch, Eigentumswohnung  oder ein unbebautes Grundstück vererbt und verwertet werden. Ihr Herz hängt am ideellen Wert ihrer Sammlung.

Großdatum.

nach:kommen I

Oftmals fragt man sich, was wird dereinst von einer Person, von meiner Person, noch länger in Erinnerung bleiben. Während der ersten fünf Jahrzehnte ist dies keine vordringliche Angelegenheit. Zu sehr ist alles auf Erwerb, auf Anerkennung, auf die Erziehung der Nachkommenschaft, auf das Flügge werden der Brut ausgerichtet. Man steht Mitten im Leben und die Tage sind zu kurz, um den Schaffensdrang voll auszuleben. Plötzlich ändern sich die Tage, am Ende des Sommers bemerkt man, dass sich die ersten Blätter verfärben. Beim Spaziergang an der Drau stellt man verwundert fest, wie viele bunte Blätter am Boden liegen. Kommt eine Brise Wind hat man den Eindruck, als regnet es Blätter in allen Farben vom Himmel. Die Ursache für die Aufmerksamkeit, welche man den Veränderungen in der Natur entgegenbringt, sieht man in der Natur selbst, nicht in sich. Dabei sind es die eigenen Empfindungen und der Umstand, dass man sich im letzten Drittel des Lebens befindet. Dies verfärbt die Blätter früher und lässt sie vom Himmel wirbeln. Nicht die Kalendertage  werden kürzer, die voraussichtlichen Lebenstage werden weniger. Hier liegt die wahre Ursache für den frühen Herbstbeginn.

Das Interesse an den alten  Familienfotos erwacht plötzlich, genauso wie das Interesse an den weit verstreuten Verwandten. Man begibt sich auf die Suche nach Überlebenden, den Nachkommen von verzogenen Blutsverwandten. Lässt es die eigene Gesundheit zu, besucht man die ausgewanderten Familienmitglieder in Asien, Australien oder Amerika. Es wird der Versuch unternommen, an die jüngere Generation anzudocken. Zumeist können diese mit der Verwandtschaft aus Europa, deren Muttersprache sie nicht sprechen, nichts anfangen. Für sie ist Canada oder Indien ihre Heimat. Europa kennen sie aus den Erzählungen von den Großeltern. Vielleicht die Musik von Mozart oder von Strauß, den Namen von Freud und Musil, die Städte Wien und Salzburg. Diese Namen strahlen über Österreich hinaus. Vom restlichen Österreich, den übrigen Bundesländern und Landeshauptstädte geht kein Licht aus, diese führen eine Existenz wie die schwarzen Löcher im All. Man vermutet das es sie gibt, hat aber keine eindeutigen Beweise.

Spurensuche

zünd:funke II

Nach den vielen Spekulationen rund um das Schreiben ist es angebracht vom eigenen Schreiben, vom Nachdenken, vom Prozess bis zur Verschriftlichung zu erzählen. Der Auslöser für meine Literaturminiaturen ist häufig ein Satz während einer Unterhaltung, von jemandem anderen oder von mir geäußert. Im weitesten Sinne auch eine Meinung oder eine Feststellung, welche in einem Gespräch getroffen wird. Ausgangspunkt für einen Text kann eine völlige Nebensächlichkeit sein, Begebenheiten die keines Blickes wert sind. Diese bilden die Grundlagen für meine Texte. Zumeist werden sie in einer kurzen, handschriftlichen Notiz in meinen Tageheften (A6 Notizheft) festgehalten. Diese Notizen werden durch Fantasie, Erinnerungen und die Möglichkeiten erweitert. In der Wohnung ist es immer derselbe Schreibplatz, das sogenannte Schreib-und Katzenzimmer. Tagsüber, zumeist am Nachmittag wird diese Kammer von mir zum Schreiben benützt, nachtsüber dient es der Wohnungskatze als Schlafraum. Das Geheimnis,wie ich zu diesem Text gekommen bin, soll gelüftet werden. Die Initialzündung liegt in einer kurzen Notiz in meinen Tageheften. Dort habe ich festgehalten, dass von Berufstätigen mir gegenüber der Wunsch geäußert wurde, im Ruhestand möchten sie auch Schreiben. Zumeist denken sie dabei an eine Autobiographie. Sie bewerten ihre Erlebnisse und Tätigkeiten für so interessant, dass es auch andere interessieren könnte. Sie  wissen nicht, dass erfundene Geschichten zumeist spannender klingen, als die Tatsächlichen. Von einigen, die über etwas Schreibtalent verfügen, ist es ein konkretes Vorhaben für den Ruhestand, zu schreiben und ein Buch zu veröffentlichen.

Noch etwas erweckt die Neugier von Bekannten, von Zuhörern und Lesern meiner Webseite und meiner Bücher, wie ich zum Namen Schlagloch für mein Blog gekommen bin. Da bin ich in der genüsslichen Lage auf den ersten Eintrag in meinem Blog zu verweisen. Heute würde ich es noch genauso definieren, vielleicht etwas phantasievoller formulieren.

Taggedanken

zünd:funke I

Wie kann man sich die Arbeit, den Arbeitstag eines Schriftstellers vorstellen, werde ich oftmals gefragt? Meistens vor oder nach einer öffentlichen Lesung, auch wenn ich von meinem Blog oder den veröffentlichten Büchern berichte. Ich erzähle wie meine Literaturminiaturen, die Texte, welche ich seit dreizehn Jahren auf  diesem Weblog veröffentliche, zustande kommen. Manche kennen die abenteuerlichsten Anekdoten von Schriftstellern, wie sie der Intuition nachgeholfen haben, wie sie in ihrem Gehirn den Schreibimpuls ausgelöst haben.So gibt es eine Anekdote von einem Autor, der in einer Schublade des Schreibtisches faule Äpfel liegen hatte und durch den Fäulnisgeruch zum Schreiben angeregt wurde. Ein Anderer braucht eine Dose gespitzter Bleistifte, damit seine einmal in Fluss gekommenen Gedanken nicht abreißen. Es gibt Literaten, welche nach einem Viertel Wein von der Muse geküsst werden oder sich genüsslich an den PC setzen und eine Pfeife anzünden. Wahrscheinlich kann jeder der Texte verfasst mit einem persönlichen Schreibimpuls aufwarten. Möglich, dass nach diesem Aufruf  einige ihren ganz persönlichen Schreibimpuls preisgeben? Die Kommentarfunktion ist für alle offen. Dazu gesellen sich die unterschiedlichen Tageszeiten, welche beim Schreiben eine Rolle spielen. Ähnlich wie für andere Tätigkeiten gibt es Morgen-, Abend- oder Nachtmenschen.

Die Ameisenschriftsteller, benützen täglich ihre Notizhefte, die Schreibmaschine oder den PC um ihre Gedanken, Phrasen, Erinnerungen und Spekulationen festzuhalten. Wieder andere warten auf den göttlichen Moment, auf eine spontane Eingebung um diese dann niederzuschreiben. Eine wichtige Rolle spielt auch der Platz zum Schreiben. Ist es immer derselbe Ort oder zieht man es in der Wohnung vor den Ort zu wechseln? Löst erst das Unterwegs sein, die Wartehalle von einem Bahnhof, die Zugfahrt oder ein fremder Ort den Schreibimpuls aus?  Ziehen am Zugfenster die Landschaften und Häuser vorbei trägt dies dazu bei, dass im Kopf die Gedanken zu fließen beginnen.

Explosion