seniorchefin

Die gebückte, ältere Frau, welche über die Stufen aus dem Lager kam und der Floristin mitteilte, dass sie die leeren Kartons entsorgt habe, erinnerte mich an die Seniorchefin in meinem Ausbildungsbetrieb zum Buchhändler. In der Bahnhofstraße in Spittal / Drau absolvierte ich in einer alteingesessenen Buchhandlung meine Ausbildung. Ums Eck befand sich das Wohnhaus des Chefs und dort lebte auch die Seniorchefin. Der Chef hatte im Magazin, hinter einer Regalwand seinen Büroplatz. Dies war ein Schreibtisch mit einem Aufsatz, wo diverse Firmendrucksorten und Bestellkarten von verschiedenen Lieferanten steckten. Neben dem Schreibtisch türmte sich am Boden ein Stapel von Buchkatalogen und -Prospekten der Neuerscheinungen diverser Verlage. Am Schreibtisch gab es einen Stempelhalter mit dem diversen Firmenstempel, eine Schale für die Bleistifte, Büroklammern und den Anfeuchter für Briefmarken. Auf der linken Seite stand eine Kofferschreibmaschine. Zumeist saß der Chef versunken in seinem Stuhl, verarbeitete die Lieferscheine zu Rechnungen, füllte Bestellkarten aus oder blätterte in den Bücherprospekten mit den Neuerscheinungen. Im Regalschrank hinter ihm befanden sich die notwendigen Ordner für die Buchhaltung.

Zweimal die Woche, um halb zehn Uhr Vormittag, kam die zierliche Seniorchefin durch die hintere Eingangstür in das Magazin. Sie machte sich beim Altpapier, welches unter der massiven Schneidemaschine aufbewahrt wurde, zu schaffen. In den 60er Jahren wurden die Lieferungen von Büchern, Schreibgeräten, Formularbücher und Schulartikel in Schachteln geliefert und diese waren mit Packpapier umwickelt und mit Spagat verschnürt. Das Packpapier wurde von uns geglättet und im Verkauf zum Einpacken verwendet. Auch der Bindfaden wurde weiterverwendet. Die Seniorchefin stellte uns die Frage: „Ist Harry hier“? War der Chef anwesend setzte sie sich bei seinem Büroplatz auf einen wackeligen Sessel und schaute Harry bei der Arbeit zu. Manchmal unterbrach sie seine Arbeit mit den Worten: „Harry was machst du jetzt oder Harry warum machst du dies so“?

Ein Gedanke zu „seniorchefin

  1. Den “5.3.” begehen wir als Kalendertag Z i t a H a b s b u r g , die “1919” n. Christi Geburt Kaiser Karl zu hindern suchte, die deutschen Sprachräume an Drau und Moldau ihres Schutzes zu berauben – aber welche Sprache vergaß sie, die so viele Sprachen sprach?

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