bad vöslau

Auch sechs Monate nach der Hüft-OP betreibe ich morgens einige der empfohlenen Übungen zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur. Soweit ich die Physiotherapeutin verstanden habe gibt es einen speziellen Muskel, welcher von der Gesäßrückseite quer in den vorderen Oberschenkel verläuft. Dieser Muskel verursacht leichte Einschränkungen bei manchen Gymübungen, wie dem Heranziehen des Fußes an das Gesäß. Um im Sitzen die Socken anzuziehen muss ich den Fuß etwas mit der Hand anheben, das Beugen macht keine Probleme. Die meisten Bewegungen mit dem neuen Hüftgelenk funktionieren wunderbar. Zu Jahresbeginn bin ich für die Mobilität im normalen Alltag und die Schmerzfreiheit dankbar. Zu jenen, welche mich auf meine Hüftoperation angesprochen haben, habe ich von einem persönlichen Weihnachtswunder erzählt. Nicht nur der Alltag ist gut verträglich, ich konnte Weihnachten und Silvester in einem Gesundheitshotel verbringen. Eine solchen Aufenthalt habe ich mir vor und kurz nach der Operation nicht vorstellen können.

Im Kurort Baden bei Wien wird mit Schwefelwasser therapiert. Der Schwefelgeruch ist im ganzen Ort gegenwärtig. Er ist etwas unangenehm, es riecht sehr intensiv nach faulen Eiern. Die Kurstadt Baden verkauft das Schwefelwasser sehr werbewirksam mit dem Slogan, das gelbe Gold. Das Gesundheitshotel im benachbarten Bad Vöslau verfügt über ein weitläufiges Innen- und Außen Schwimmbecken. Ideal für Kurgäste mit Einschränkungen oder Beschwerden beim Bewegungsapparat. Unser letzter Aufenthalt war nicht unser erster Aufenthalt in diesem Hotel. Die ganzen Jahre war ich der landläufigen Meinung wir baden in Thermal Wasser. Dies wird speziell bei rheumatischen Beschwerden empfohlen. Durch das Vöslauer Mineralwasser hat Bad Vöslau eine österreichweite Präsenz. Bei einer Stadt Führung durch den geschichtsträchtigen Ort mit seinen historischen Villen und der Mineralwasserquelle habe ich erfahren, dass die Schwimmbecken im Gesundheitshotel mit Vöslauer Mineralwasser gespeist werden. Es kommt mit etwa 21 Grad aus dem Boden und wird für den Badetrieb zusätzlich erwärmt. Ein Jahrzehnt lang habe ich nicht gewusst, dass ich hier im Mineralwasser bade, anderseits haben wir Vöslauer Mineralwasser zu Hause auf den Tisch stehen. Der nächste Besuch, welchem wir ein Vöslauer Mineralwasser kredenzen erfährt, dass ich in dem Vöslauer Mineralwasser gebadet habe.

Sparsam

Zu einem fertigen Wohnhaus hat noch niemand nein gesagt.

Vielen älteren Personen ist die Abneigung gegenüber Familienfesten in der Gastwirtschaft eingebrannt, sie lehnen es ab eine Familienfeier in ein Gasthaus zu verlegen. Für einen Restaurantbesuch unter der Woche hegen sie keinerlei Verständnis. Dies ist unabhängig von der Pensionshöhe. Was gustiert wird sind die Gutscheine von Möbelhäusern, wo man ein deftiges Frühstück oder eine opulente Hauptspeise zu Minipreisen verzehren kann. Diese Gutscheine werden sorgfältig in der Brieftasche verwahrt. Der Sparwille lässt es zu, dass man ein tolles Bauernfrühstück für € 9.90 oder ein Champignonschnitzel mit Beilage für € 12.90 verzehrt. Die Sparsamen verzichten bei den Hauptspeisen auf ein Getränk, dieses kann man zu Hause viel billiger trinken.

Wie unter Sportlern, Tischlern oder Gärtnern gibt es extreme Personen, welche sich nicht den gängigen Vorbildern anpassen. Bei den Häuslbauer welche, nachdem sie mit einem Wohnhaus fertig sind und es einem der Kinder übergeben haben, beginnen sie ein neues Objekt. Zu einem fertigen Wohnhaus hat noch niemand nein gesagt. Eine weitere Variante ist ein Haus zu sanieren, um es dann zu einem moderaten Preis zu vermieten. Wer einem hartnäckigen Häuslbauer beim Renovieren hilft muss damit rechnen, dass für eine Zigaretten- oder Kaffeepause keine Zeit bleibt. Das geleistete Pensum hat Vorrang. Nach Meinung eines typischen Häuslbauer ist es zumutbar, dass der Handlanger vier bis fünf Stunden ohne Pause auskommt. Hätte er in seinem Arbeitsleben immer Pausen gemacht, dann hätte er es nicht zu seinen Besitzungen gebracht. Bei seinen Fahrten nach und von Oberitalien, für den Import von Elektrogeräten, hat er auf Pausen verzichtet. So war es möglich, die Elektrogeräte noch am selben Tag auf der Grenze in Thörl Maglern zu verzollen. Hätte er dies nicht geschafft wäre für die Zollabfertigung ein weiterer Arbeitstag notwendig gewesen. Im Laufe der Jahrzehnte hätten sich solche zusätzlichen Tage summiert und hätten am Ende vom Berufsleben für den großen Erfolg gefehlt.

sparwille

Ein Einfamilienhaus passt nicht in den Sarg und wird im Himmel nicht gebraucht.

Zurzeit liest und hört man über die Generation der Babyboomer zumeist negatives. Die Diskussion dreht sich um die Kosten für die Pensionen und den Wunsch nach kräftiger Pensionserhöhung, dem sich keine österreichische Bundesregierung entziehen kann. Die Rentner sind eine verlässliche und parteiorientierte Wählerschicht. Wer einmal christlich oder sozialistisch gewählt hat, wird im Alter kaum die Partei wechseln. Für die älteren Generationen ist der Gang zur Wahlurne eine staatsbürgerliche Pflicht, auch wenn es keine Wahlpflicht mehr gibt. Sie kommen dem Aufruf der Parteien wählen zugehen verlässlich nach. Die letzte Tranche der Babyboomer wird in den nächsten Jahren in Rente gehen. Dafür werden Horrorszenarien errichtet, eine aufkommende Gewitterfront, mit der Frage, wie die Pensionen in diesem Ausmaß finanziert werden sollen? Dazu muss gesagt werden, dass die Senioren für sich selbst wenig verbrauchen. Diese Generation ist sparen gewohnt und leistet sich nur das Notwendigste. Der Spar Wille führt bei ihnen dazu, dass der Rest von der Rente den Kindern, zumeist den Enkelkindern zugutekommt. Des Weiteren gibt es konkrete Vermögenswerte wie Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen oder Wertpapiere, welche allesamt nicht in den Sarg passen und im Himmel nicht gebraucht werden.

Woher kommen die Geldreserven der älteren Generation? Eine Voraussetzung war der sprichwörtliche Fleiß und in der Nachkriegszeit war die 50-Stunden Woche Normalität. Im Jahre 1959 wurde in Österreich die 45 Stundenwoche eingeführt. Während meiner Ausbildungszeit als Buchhändler, in den 1960er Jahren, war die 45 Stundenwoche bindend. Für mich war es selbstverständlich, dass ein Teil meiner Freizeit dazu benützt wurde, um am Bergbauernhof mitzuarbeiten. Der Verbrauch der Schillinge erfolgte sparsamst. Die Bekleidung wurde getragen bis sie untragbar war, keine aufwendigen Urlaube und kaum Ausgaben für das Freizeitvergnügen. Jene, mit handwerklichem Geschick unterstützten sich in ihrer Freizeit gegenseitig beim Hausbau. Mit dieser Nachbarschaftshilfe und dem Arbeitswillen wurden die vielen Eigenheime errichtet. Gerne werden in den Sonntagsreden der Politiker die erwähnten Häuslbauer zitiert, welche man von der wieder akut gewordenen Vermögens- und Erbschaftssteuer verschonen will.

auge gottes

Die Ostukraine verwandelt sich in einen Blutacker.

Beim Abwärtsgehen, auf dem Rückweg vom Harzberg nach Bad Vöslau, ist mir das Gehen mit dem neuen Hüftgelenk leichtgefallen. Von vielen Befürchtungen befreit und mein Horizont hat sich erweitert. Will bedeuten, ein mehr an Beanspruchungen ist mit meiner neuen Hüfte möglich. Fast zwangsläufig kommen die Wanderer und Spaziergänger zur Jubiläumswarte bei der Kapelle „Das Auge Gottes“ vorbei. Zumeist wird man auf dem Rückweg mit der Nase auf diese Andachtsstelle gestoßen.  Gott hat geholfen, Gott hilft, Gott wird helfen. Diese Aussage steht auf dem oberen Sims der Kapelle. Vor der Kapelle verrichtet die Frau von einem Ehepaar gerade ein stilles Gebet. Ich spreche das Ehepaar auf den Spruch an der Oberkante von der Kapelle an: „Hilft beten?“ Die Frau antwortet: „Aus ihrer Krankheitserfahrung weiß sie, das Beten hilft“. Sie räumt ein, dass manche in die Kirche gehen, ein kurzes Gebet sprechen und schon hilft Gott. Andere beten ewig und ihre Bitte wird nicht erhört. Wie lässt sich die Wirkung des Gebets nachvollziehen, diese Frage haben sich schon viele gestellt?

Ein aktuelles Beispiel ist die Gebetsoffensive in den christlichen Kirchen, für den Frieden in der Ukraine. Das Ehepaar fragt sich auch, hilft Beten und wie geht Frieden in der Ukraine? Nicht einverstanden sind sie mit der Praxis der permanenten Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie sehen darin die Möglichkeit für die großen Militärmächte ihre Waffendepots leerzuräumen. Damit Platz zu schaffen für neue Waffen und ein Anstoß um effizientere Waffen zu entwickeln. Die massiven Waffenlieferungen verhindern einen Waffenstillstand und blockieren jedwede Verhandlungen. Sind die Waffenlieferungen und die zig Milliarden Euro an die Ukraine Judaslohn? Dreißig Silberlinge, welche Judas für den Verrat von Jesus an die Hohenpriester bekommen hat? Westeuropa kauft sich mit Geld davon frei, das Leben seiner Landsleute auf das Spiel zu setzen. Die Europäische Union lässt die Menschen aus dem Osten für sich töten und sterben. Die Ostukraine verwandelt sich in einen Blutacker.

harzberg

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt .

Von den Weinbergen bei Bad Vöslau führen mehrere Wanderwege auf den Harzberg, mit etwa 475 Meter Seehöhe. Bad Vöslau liegt auf etwa 275 Meter Seehöhe. Der Name Harzberg leitet sich davon ab, dass hier seit alters her von den Föhren Harz gewonnen wird. Im Wald findet man überall Bäume, deren Rinde teilweise entfernt wurde und im Stamm sind Einschnitte zur Harzgewinnung zu sehen. Die würzige Luft der Föhren befeuert den Aufstieg. Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt dachte ich, als ein junger Mountainbike Fahrer sich an mir vorbeiquälte. Er war nahe dran vom Fahrrad abzusteigen. Durch mein aufmunterndes Klatschen, ein zwei drei vier, eins zwei drei vier, schaffte er jeweils eine Kurbelumdrehung am Fahrrad. So erreichte er den nächsten Rastplatz und auch ich, weil das Tempo war in etwa dasselbe. Für einen Jungen, wie sie in der Tagespresse dargestellt werden unüblich, bedankte er sich für meine mentale Unterstützung. Mit sich war er zufrieden, dass er nach einer Corona Infektion es mit dem Fahrrad erstmals wieder bis hier heraufgeschafft hat. Seine Lungenfunktion ist eingeschränkt, er erhofft sich vom täglichen Fahrrad Training eine Besserung. Nach meiner Hüftoperation war es die erste große Wanderung bergwärts und über einen Zeitraum von eineinhalb Stunden ohne Hilfsmittel. Wie wird mein Befinden nach der Tour sein?

Wir waren beide Ersttäter, er mit dem Fahrrad, ich mit der neuen Hüftprothese. Von seinem freiwilligen Einsatz beim Roten Kreuz weiß er, das meine Mobilität nach der Hüftoperation keine Selbstverständlichkeit ist. Er kennt auch einen anderen Verlauf, wo die Beweglichkeit Monate nach der Operation zu wünschen übrig lässt. Bei der Aussichtswarte am Harzberg bietet sich nach dem Jahreswechsel rund um die Jausen Station ein Bild von Gerümpel. Was hier alles rumliegt, kann das Auge nicht schnell genug erfassen. Hier finden sich Getränkekisten und Getränkeflaschen aller Art, leere Blechkübel von Kartoffel- und Bohnensalat. Tetra Pack vom Milch und Apfelsaft. Baugitter um Bereiche mit Unrat einzugrenzen, Biertische und Bänke samt ausrangierten Stühlen. Elektrogeräte welche ausgemustert wurden. An der Tür zum Gastzimmer hängt die Tafel Geschlossen. Der Zugang zum einstigen Känguru Gehege ist mit Spanplatten verriegelt. Ein ausgebleichter Plakatständer erinnert daran, dass hier von den Wirtsleuten hinter dem Haus Kängurus gehalten wurden. Das Pachtverhältnis wurde, nach Aussage vom Stadtführer von der Gemeinde Bad Vöslau, aufgelöst. Die Kängurus bereits an einem Zoo übergeben.