Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

stark:regen II

Nach dem letzten Hochwasser in Kärnten spricht man vom Hochwassertourismus.

Vom Politzner Berg schaute ich Tag für Tag auf die Drau, welche dem Tal ihren Namen gab. Bei Regen konnte man die Häuser am Talboden im Drautal sehen. Das Phänomen des Starkregen war zu dieser Zeit unbekannt. Die Talbewohner kannten in den Jahren vor 1980 die Risiken, wenn die Drau über die Ufer trat. Das mächtige Hochwasser in der Mitte der 60er Jahre erlebte ich als Jugendlicher vom Politzner Berg. Als ich morgens aufwachte hörte ich ein mächtiges Rauschen. Beim Blick aus dem Fenster sah ich eine sintflutartige Drau, die den ganzen Talboden bedeckte. Als ich diesen Sommer die Luftaufnahmen vom Hochwasser in Unterkärnten sah und wie die Einfamilienhäuser wie Spielzeughäuser vom DKT in den braunen Fluten standen, wiederholte sich für mich der Anblick vom Politzner Berg. Die Häuser in der Ortschaft Beinten wurden damals von den braunen Fluten der Drau umspült, teilweise bis in den ersten Stock. Das ganze Drautal war ein reisender Fluss. Eine Woche später sah ich die Felder und Äcker unter einem braunen Letten. Die Drau war in ihr Flussbett zurückgekehrt und schlängelte sich grünblau in der glitzernden Sonne zwischen den Erlenwäldern Richtung Villach.

Nach dem letzten Hochwasser in Kärnten spricht man vom Hochwassertourismus. Befeuert wird diese Manie durch die sozialen Medien, wo es darum geht als erster die spektakulärsten Bilder einer Katastrophe hochzuladen. Einerlei ob ein Feuersturm auf der Insel Rhodos oder ein Hochwasser in Kärnten. 

stark:regen

Das Zutage treten des Hungerbaches wurde als ein böses Omen verstanden.

Am ersten Wochenende im August 2023 kam es infolge eines Genua Tiefs in Südkärnten in vielen Gemeinden zu Überschwemmungen und Hangrutschungen. Diese extremen Wetterereignisse werden in den letzten Jahren mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht. Etwas kann ich aus eigener Erfahrung sagen, vor vierzig oder fünfzig Jahren war der Begriff Starkregen unbekannt. Bei Starkregen ist der Niederschlag so dicht, dass man die nächsten Häuser nicht mehr sehen kann. Für eine halbe Stunde entsteht eine Mauer aus Wasser, sintflutartig ist ein Wort, welches dafür verwendet wird. Dazu kommen oft orkanartige Stürme, wie wir sie in Kärnten vor der Jahrtausendwende nicht gekannt haben. Bei Sonnenschein kein Thema ist die Tatsache, dass die Rückhaltebereiche, gemeint sind Moore und Sumpflandschaften entlang der Bäche nicht mehr vorhanden sind. Zumeist werden diese Flächen landwirtschaftlich oder bautechnisch genutzt. Die Regenmassen sammeln sich im künstlichen Bachbett und treten später über das Ufern. In den Bergregionen durchschneiden Fortstraßen den Waldboden und die zumeist unbefestigten Böschungen sind der ideale Nährboden für Hangrutschungen. Eine Hand wäscht die andere.

Ein positiver Nebeneffekt der Regenperioden sind die frei zugänglichen Thermalquellen in Warmbad- Villach. Diese warmen Quellen treten nach starken Regenfällen an die Oberfläche, bekannt unter dem Namen Maibachl. Das Zutage treten der Quelle passierte früher zumeist nach Niederschlägen im Frühjahr. Inzwischen hält sich das Maibachl an keine Jahreszeit mehr und beginnt nach den Starkregen zu sprudeln. Im ersten Augustwochenende sprudelte auch die Quelle vom Hungerbach.  Das Herausströmen dieser warmen Thermalwasserquelle hat Seltenheitswert. Im vorigen Jahrhundert sprudelte der Hungerbach in großen Jahresabständen. Das Zutage treten des Hungerbaches wurde als ein böses Omen verstanden. Man befürchtete, dass in der Region ein Unglück passieren wird, ein Fingerzeig für Europa.

e:mobil II

In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd.

In den ersten Fahrstunden gab es Anpassungsschwierigkeiten beim Wegfahren nach einem Halt bei den Ampeln, es sollte synchron mit allen anderen Autofahrern erfolgen. Dies bedeutet nicht zu schnell wegzufahren um keinen Auffahrunfall zu verursachen und nicht zu lange zögern, damit auch andere noch die Grünphase nützen können. Ein kritischer Moment war das Wegfahren mit dem Lkw in einem Steilstück der Grazer Innenstadt. Das Kunststück für den Fahrschüler bestand darin, alles ausgewogen zu betätigen, die Bremse, die Kupplung und das Gaspedal. Damit der Lkw ruckfrei in Fahrt kommt. Dabei sind Pannen aufgetreten, der Lkw ist zurückgerollt, hat einen schnellen Sprung nach vorne gemacht oder der Motor wurde abgewürgt.

Eine Besonderheit im Stadtverkehr war die Vorrangstellung der Straßenbahn. In den siebziger Jahren den Grazer Jakominiplatz während des Abendverkehrs mit einem Lkw zu überqueren war herausfordernd. Es gab keine Ampeln, für die Straßenbahn, die Linienbusse, den Pkw- und Lkw Verkehr galt alleine die Rechtsregel. Bei der Fahrprüfung wäre ich in einem Steilstück beim Wegfahren fast gescheitert. Beim ersten Versuch ist der Motor abgestorben, beim Zweiten auch. Der Prüfer hat mir erlaubt es ein Drittes Mal zu versuchen, dann hat es geklappt. Mit einem zugedrückten Auge bin ich durch die Fahrprüfung gekommen. Die Fahrstunden mit dem Lkw im Stadtverkehr machten Schwierigkeiten. Heute bin ich über diese harte Schule froh.

Die Benützung der Grazer Straßenbahn während der Bundesheerzeit war ein Erlebnis, wir hatten Freifahrscheine. Wer im städtischen Bereich aufgewachsen ist wird die nötige Erfahrung mit Bus, Straßenbahn und U-Bahn besitzen. Um nicht Schaden zu erleiden ist es wichtig sofort den nächsten freien Sitzplatz zu schnappen und nicht lange zu zaudern. Wo gibt es einen schönen Platz mit mehr Aussicht? Für die Stadtbewohner geht es darum, möglichst schnell von einem Stadtteil zum Nächsten zu kommen. Die Ausstattung der O-Busse von heute, wie ich es öfter in Salzburg erlebe, hat mit den damaligen Triebfahrzeugen wenig Gemeinsames. Eines ist geblieben, man soll sich schnell niedersetzen.

e:mobil

Meine ersten Fahrversuche endeten damit, dass der LKW ein paar Hupfer machte .

Das hochgesteckte Ziel in der Europäischen Gemeinschaft ist, ab dem Jahre 2035 keine Neuzulassung mehr von Autos mit einem Verbrenner Motor. Keine Benzin- oder Dieselautos wie wir sie heute kennen. Damit will die EU die Wende zur E-Mobilität herbeiführen. Bin ich ehrlich zu mir, dann wird sich durch mein Alter die Frage nach einem neuen Auto, E-Auto, nicht mehr stellen. Ich kann mir vorstellen, dass die Bedienung und das Fahren mit einem Elektromobil etwas anderes sind, als mit einem Benzin- oder Dieselauto. In nächster Zeit werde ich eine Probefahrt mit einem E – Auto unternehmen. Wie sich das Wegfahren und das Beschleunigen gestaltet, darauf bin ich neugierig. Das Wegfahren erfordert Fingerspitzengefühl, wovon ich sagen würde, dabei kann man den langgedienten Autofahrer von dem Neueinsteiger unterscheiden. Das Anfahren gehört zu den ersten Hürden im Fahrunterricht. An diese Situation erinnere ich mich.

Erschwerend ist bei mir hinzugekommen, dass ich neben dem Führerschein A und B auch zum C- Führerschein angetreten bin. Von Beginn absolvierte ich die Fahrstunden mit einem Lkw. Der Anfang war holprig, weil ich keinerlei Fahrpraxis hatte. Wie stimme ich das Lösen der Handbremse mit dem Kupplungs- und Gaspedal ab? Meine ersten Fahrversuche vor der Belgier Kaserne in Wetzelsdorf endeten damit, dass der Lkw ein paar Hupfer machte, dann stillstand und ich wieder neu starten musste. Ab der dritten Fahrstunde beherrschte ich das Wegfahren auf dem Vorplatz der Belgier Kaserne in Graz. Die Fahrstunden absolvierte ich abends, in der Zeit des Berufsverkehrs.

venedig:pkw

Damals waren die Autos richtige Kleinformate.

Seit diesem Jahr müssen Tagesgäste in Venedig eine Eintrittsgebühr bezahlen. Wer nicht in Venedig übernachtet, muss sich im Internet für das geplante Datum seines Aufenthalts anmelden. Die Gebühr beträgt zwischen drei und zehn Euro. Die Höhe ist davon abhängig, wie weit im Voraus gebucht wird. Besucher, welche mit dem eigenen Pkw anreisen müssen die Parkhäuser außerhalb der Stadt benützen. Ein Tagesticket kostet etwa wie ein Fahrschein mit dem Intercitybus Villach-Venedig hin und retour. Bei der Fahrt mit dem Bus kann man es sich bequem machen, es kommt zu keinen brenzligen Verkehrssituationen auf der Alpen Adria Autobahn.

Mitte der neunziger Jahre war es mit dem privaten Pkw noch möglich auf die Piazza Roma zu fahren und dort das Auto in einem der Parkhäuser abzustellen. Dabei brauchte es beim Hochfahren in die oberen Parkdecks autofahrerisches Geschick. Diese Parkhäuser wurden in den fünfziger Jahren errichtet und damals waren die Autos richtige Kleinformate. In den achtziger Jahren hat bei der Größe und Ausstattung der Autos eine Explosion eingesetzt. Die Misere, dass die Abstellflächen für das Auto sehr eng bemessen sind, trifft auch auf die Tiefgaragen in den Wohnanlagen, die in den sechziger und den siebziger Jahren errichtet wurden, zu.

Stand man im Parkhause in Venedig im Stau, wo kein vorwärts oder vorbeikommen möglich war, ist man vom Personal aufgefordert worden aus dem Auto auszusteigen und den Autoschlüssel stecken zu lassen. Je nach freiwerdenden Parkplätzen wurde dann das Auto vom Garagenpersonal eingeparkt. Der Parkwächter stellte eine Bestätigung mit der Autonummer aus. Selbst wurde man in den Trubel der Lagunenstadt entlassen. Abends fand man sein Auto unversehrt und eingeparkt im Parkhaus vor.