In die Politzner Ursuppe wird der feingeschnittene Schinken eingetaucht.
Der Gesundheitszustand des verstorbenen Papstes Franziskus war am Ostersonntag auch bei der Politzner Osterjause mit Nachbarn ein Gesprächsthema. Politzner Osterjause bedeutet Selchfleisch, Schinken, Selchwürste, Hartwürste, gekochten Speck und Ostereier, alles fein aufgeschnitten, auf einen Teller. Schicht um Schicht die geweihten Selchwaren zu einer Pyramide aufzuschichten. Das I-Tüpferl zur Osterjause ist der frisch geriebene Krenn, welcher wie ein Salat schmackhaft gemacht wird. Dazu braucht es Wasser, einen Schuss Essig, eine Brise Salz und den geriebenen Kren hinzuzufügen. Die Schärfe des Krenn wird mit der Beigabe von Zucker dosiert, manche mögen den Kren ganz scharf, manche mild. In diese Politzner Ursuppe werden die fein aufgeschnittenen Würstel, der Schinken und die Eier mit einer Gabel eingetaucht. Als Gebäck gibt es ein Stück Kärntner Reindling. Eine Süßspeise zu Wurst und Schinken.
Manche Gäste können sich dies nicht vorstellen und wundern sich darüber, dass man zu der Osterjause den Reindling reicht. Die Meisten sind von der Kombination, die es in Kärnten einmalig zu Ostern gibt, nach den ersten vorsichtigen Bissen begeistert. Den richtigen Genuss verbreitet die Osterjause, wenn sie am Karsamstag von einem Geistlichen bei der traditionellen Fleischweihe gesegnet wurde. Bei der diesjährigen Osterjause habe ich von der Nachbarin erfahren, dass der Papst beim Ostersegen nicht gut bei Kräften war. Mit letzter Kraftanstrengung und fast unverständlichen Worten hat er den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet. Sie hatte den Eindruck, nach diesem Kraftakt, nach getaner Arbeit, wird er sich zurückziehen. Am Ostermontag ist er aus dem irdischen Leben geschieden. Nichts haben wir darüber erfahren, ob er als Papst überzeugt war, dass er von den Toten auferstehen wird, mit seinem Leib, als ganzer Mensch. Genügt es daran fest zu glauben, dass diese Vision Wirklichkeit wird? Sein Wirken war geprägt durch seinen tiefen Glauben, gestützt durch die Fürbitte Mariens.
Aus dem Tageheft 296