Die Ansichtskarten wurden hinter…

…die Schmuckleiste der Küchenkredenz gesteckt.

Ob es heute möglich ist eine Kutschenfahrt mit der Kreditkarte zu bezahlen oder nur Bargeld angenommen wird, habe ich nicht erfahren. Beobachtet habe ich, dass im Eissalon eine Kugel Eis um zwei Euro mit der Kreditkarte bezahlt wurde. Überrascht zeigen sich viele Besucher und Bewohner der Stadt Salzburg, dass es ab Herbst in den O-Bussen keine Möglichkeit mehr gibt, beim Buslenker eine Fahrkarte zu lösen. Diese muss vorab am Fahrkartenautomaten oder im Internet gekauft werden. Für nicht online Digitalzombies wird dies eine Herausforderung oder überhaupt eine Barriere sein, um mit dem Bus zu fahren. In manchen Hausdurchgängen in der Innenstadt von Salzburg beengen Ansichtskartenständer den Durchgang. Mein Eindruck ist, dass das Angebot an Ansichtskarten den Bedarf bei weitem übersteigt. Ganz selten konnte ich beobachten, dass eine Person eine Ansichtskarte aussucht. Heute begnügen sich die meisten Besucher einen Schnappschuss, mit dem Zusatz „Liebe Grüße aus Salzburg“ per WhatsApp an die Verwandtschaft zu versenden. Die Botschaft, dass man durch die Salzburger Innenstadt bummelt, ist nur einen Mausklick entfernt. Mehr Aufwand an Zeit, Ideen und Kosten benötigt der Versand einer oder mehrerer Ansichtskarten.

Gerne mache ich mir die Mühe an Personen, mit denen mich eine besondere Freundschaft verbindet, eine Ansichtskarte zu senden. An Menschen oder Familien, von denen ich auch handgeschriebene Karten- und Billett Grüße bekomme. Meine Schwester gehört zu dem Personenkreis, eine Anti Digitalisierung Person, welche zu den Hohen Feiertagen und zu persönlichen Festtagen eine Glückwunschkarte oder -billett verschickt. Eine Tischnachbarin im Café Toskana stimmte mir zu, dass die Aufmerksamkeit und der Erinnerungswert von einem Billett oder Ansichtskarte um vieles größerer ist, als eine Fotonachricht mit WhatsApp. In der nächsten halben Minute kann dieser eine Gruß durch andere Fotos oder Meldungen verdrängt werden. Eine Ansichtskarte fristet zumeist ein längeres Dasein, auf einer Kommode im Wohnzimmer oder bei der Garderobe. Schwärme ich für Nostalgie?  Aus der Jugendzeit weiß ich von Zuhause, dass die Ansichtskarten, soweit welche eingetroffen sind, hinter die Schmuckleisten der Küchenkredenz gesteckt wurden. Dort führten sie ein langes Leben, genauso wie die Abrechnungen von der gelieferten Milch an die Molkerei Spittal oder die Abrechnungsstreifen der Kelag von der Stromlieferung. Die WhatsApp ist eine Momentaufnahme und wird von der nächsten Meldung überlagert. Nach dem Austausch über die in die Jahre gekommene Art Urlaubsgrüße zu versenden hat die Dame für den Abend, wie sie anmerkte, eine Seite aus der Tageszeitung „Die Presse“ entfernt und mitgenommen. Gab es einen längeren und interessanten Beitrag in der Tageszeitung, habe ich davon auch schon Gebrauch gemacht.

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