…war das Laufhaus geschlossen.
Wer für einige Tage am Strand in Lignano an der Oberen Adria war, kennt die fliegenden Händler, welche mit ihren Sonnenbrillenkollektionen, angeblich Original Ray Pan oder Dice für fünf bis zehn Euro hausieren gehen. Andere Verkäufer probieren es mit Badetüchern, Strandkleider und Sonnenhüten. Zumeist sind es Schwarze, aus dem Inneren Afrikas, welche die pralle Mittagshitze nicht stört. Neu dazugekommen sind in den letzten Jahren die fliegenden Masseurinnen. Asiatische Frauen, die ihre Dienste an Ort und Stelle anbieten, bequem auf dem eigenen Liegestuhl. Eine Teilkörpermassage gibt es um zehn Euro, welche im Hotel um fünfunddreißig Euro erhältlich ist. Die Qualität der Massage besteht jede Prüfung. Nach einer Massage schlägt die Masseurin vor, ob sie am nächsten Tag um dieselbe Zeit vorbeikommen kann. Man kann am Sandstrand ein Massagepaket für den eigenen Liegeplatz buchen. Ein Störfaktor sind die Kontrollen der Strandpolizei bei den fliegenden Händlern und bei den mobilen Massagediensten. Beim Auftauchen der Polizisten unterbrechen die Masseurinnen kurzfristig die Massage. Ist der Streifendienst vorüber, sind die fliegenden Händler und die fliegenden Masseurinnen wieder da.
Die Region im Dreiländereck Friaul, Kärnten und Slowenien war immer ein Betätigungsfeld für Schmuggler von Tabak, Spirituosen und Drogen. In Kärnten gibt es Laufhäuser und Prostitution nahe der Grenze. Die meisten Freier kommen aus dem oberitalienischen Raum. In der Papierhandlung in Arnoldstein hatten wir eine Annahmestelle für Kleiderreinigung. Zu uns brachten die Damen des Laufhauses, wir hatten für sie den Kosenamen „Diddl Mäuse“ ihre Berufsbekleidung zur Reinigung. Im Geschäft erlebte ich sie mit angenehmen Umgangsformen, gut gelaunt und gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Nach einer These von Michael Kühler von der sozialen Einbettung in eine Gemeinschaft, kann ich annehmen, dass sie im Laufhaus ein sinnerfülltes Leben haben. Diese Zuschreibung gilt unabhängig von einer ethischen und moralischen Wertvorstellung. In Arnoldstein gibt es einen monatlichen Gebetskreis um die Schließung des Laufhauses durch die Behörde. Geglückt ist dies dem Coronavirus, während der Lockdowns war das Laufhaus geschlossen. Aus dem Tageheft…