beim Besuch eines Bioladens.
Die Bemühungen, dass Geschäfte, Restaurants, Behörden oder Museen barrierefrei werden, gibt es seit Jahrzehnten. Die Diskussion für eine behindert gerechte Welt wird in der Öffentlichkeit kontrovers geführt. Zuallererst denkt man dabei, dass Menschen die einen Rollstuhl benötigen, diese Zugang zu allen öffentlichen Gebäuden haben. Unabhängig davon, ob die Mobilitätshilfe händisch bewegt wird, von einem E-motor angetrieben oder durch einen Betreuer geschoben wird. Im Mittelpunkt steht der Umstand, wie kommt jemand mit Behinderung in einen Supermarkt, in ein Kaffeehaus, in eine Bankfiliale oder kann sich einen Kinofilm ansehen. Etwas Besonderes ist Mobilität im weiteren Sinne, eine Bus- oder Zugfahrt. Wie zugänglich für alle sind Bahnhöfe, die Bahnsteige mit einem Lift erreichbar? Toll finde ich die S-Bahn und den Railjet der ÖBB, welche beim Ein- und Aussteigen mit dem Bahnsteig eine Ebene bilden. Dies kommt auch den E-Bike Fahrern, welche oft ältere Personen sind zugute. Diese sind mit dem Gewicht des Elektrofahrrades wiederholt überfordert. Bei den öffentlichen Gebäuden hat sich die Barrierefreiheit am meisten durchgesetzt. Hier kommt zugute, dass in historischen Gebäuden auch aufwendige Einbauten von Rampen und Aufzügen nicht aus Betriebsgewinnen bezahlt werden müssen, sondern aus dem Staatshaushalt finanziert werden. An deren Kosten beteiligen wir uns alle. Dies ermöglicht, dass alle großen Wiener Museen, wie ich sie kenne, ohne Zugangsbeschränkungen sind. Es ist kein Zufall, dass sich verhältnismäßig viele Rollstuhlfahrer durch die Ausstellungen bewegen. Musik hören, Bücher lesen und Ausstellungen zu besuchen sind Beschäftigungen, welche missliche Vorkommnisse im Alltag, Zerwürfnisse und Beleidigungen vergessen lassen. Zumeist für einige Stunden und dies ist ein Geschenk.
Das Betrachten von Bildern erfordert Zeit und wer im Rolli sitzt der lernt freiwillig oder unfreiwillig, dass alles länger braucht. Wer Glück hat wird bei seinen Bemühungen unterstützt, bekommt von anderen Personen Zeit geschenkt. Die Schule der Langsamkeit und der Aufmerksamkeit erfährt jemand, welcher Rollstuhlpatienten betreut. Nicht im literarischen Sinn, wie es Peter Handke in seinem Buch Die Entdeckung der Langsamkeit beschreibt, sondern beim Besuch eines Bioladens.