Der tägliche Bettenbau…

…war eine akribische Angelegenheit.

In den nächsten Tagen habe ich die Absicht die neueröffnete Koralmbahn dazu benützen, um den Grazer Christkindlmarkt zu besuchen. Bei einem Aufenthalt in Graz habe ich einen Heimvorteil, der fünfundfünfzig Jahre zurückliegt. Damals war ich Grundwehrdiener in der 3. Ausbildungskompanie der 4. Panzer Brigade. Stationiert waren wir in der Belgierkaserne in Wetzelsdorf. Dort absolvierte ich die Grundausbildung als Panzerschütze. Unter den vielen Steirern war ich einer der wenigen Kärntner. Während der Wehrdienstzeit musste ich mit mehreren Kameraden in einer Stube schlafen und leben. Dafür brachte ich Erfahrung aus meiner Zeit als Internatsschüler im Marianum Tanzenberg mit. Die Aussicht, dass ich maximal ein oder zweimal während der neunmonatigen Ausbildung nach Kärnten fahren werde, war für mich kein Nachteil. In den ersten drei Wochen bestand für die Grundwehrdiener ein generelles Ausgehverbot . Wir durften die Kaserne nicht verlassen, also auch nicht in die Stadt gehen. Als Abwechslung gab es in der Belgierkaserne eine Kantine und ein Kino. In Villach beobachte ich heute, dass die Parkplätze vor der Kaserne nach Dienstschluss leergefegt sind und über das Wochenende verwaist.

Geschick bewies ich dabei, als es notwendig war die Menge an Bekleidungsstücken und wehrdienstlichen Utensilien in den Stubenspint einzuordnen. Für die meisten der Einberufenen erschien dies als eine schiere Unmöglichkeit. Von zuhause waren sie gewöhnt, dass die Mutter in ihrem Kleiderschrank für Ordnung sorgte. Dabei mussten wir einer vorgegebenen Spintordnung folgen, welche an der Tür angeschlagen war. Bei einigen Rekruten endete der Tag damit, dass der Stubenälteste bei der Spintkontrolle mit einer Handbewegung den ganzen Inhalt des Spints auf das Bett warf. Das Einordnen begann von Neuem. Heikel gestaltete sich der tägliche Bettenbau. Damit war gemeint sein Bett aufzubetten, jede Leintuchkante musste genau sitzen und Falten im Leintuch waren verpönt. Akribisch wurde nach jedem Manöver die Reinigung der Gefechtsuniform und der Feldstiefel überprüft. Der Lauf des Sturmgewehr STG 58 musste nach einer Schießübung blitz blank gereinigt werden.

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