…aus dem Schnee.
Zu unserer körperlichen Ertüchtigung absolvierten wir während der Grundausbildung Orientierungsläufe. Morgens wurden wir in einem Waldgebiet in der Umgebung von Graz, versorgt mit einer Jause, Kompass und Wanderkarte, ausgesetzt. Mit Unterstützung der Karte mussten wir verschiedene Kontrollpunkte ansteuern. Dort wurde der Ausweis abgestempelt und zu einer bestimmten Uhrzeit mussten wir uns beim vereinbarten Sammelpunkt einfinden. In Kleingruppen von vier bis fünf Personen waren wir unterwegs. In welchem Tempo wir diese Aufgabe bewältigten war unserer Kondition und unserem Geschick im Kartenlesen geschuldet. Jener Gruppe welche als Erste den Sammelpunkt erreicht, winkte ein Urlaubsschein für das Wochenende. Beim ersten Orientierungslauf gaben alle Gas, jede Gruppe fühlte sich berufen Erste zu werden und den begehrten Urlaubsschein zu ergattern. Ich erinnere mich, dass wir darauf verzichtet haben unsere Jause zur Mittagszeit gemütlich zu verzehren. Während dem Gehen, es war mehr ein Hasten, haben wir die Fleischschmalzkonserve geöffnet, die Brote bestrichen und verzehrt. Erster wurde unsere Gruppe trotz dieses Eifers nicht. Das Beste, was aus der Bundesheerzeit nachwirkt ist die Fähigkeit, mich mit Hilfe einer Wanderkarte und eines Kompasses im Gelände zu orientieren. Diese Fähigkeit wird fünfzig Jahre später durch die Google Funktion Maps am Handy obsolet.
In der Belgierkaserne gab es für die Soldaten die Möglichkeit den zivilen Führerschein bei einer ortsansässigen Fahrschule zu machen. Diese hatte auf dem Kasernengelände einen Schulungsraum für den Fahrschulunterricht. Nach Dienstschluss gab es die Fahrstunden, der Fahrlehrer stand mit dem Fahrschulauto vor dem Kasernentor. Ich meldete mich für die Führerscheingruppen A, B und C an. Mit der Gruppe C erwarb ich automatisch weitere Fahrberechtigungen, wie Traktor, Baumaschinen und Sattelschlepper. In den ersten Fahrstunden war ich voll auf das Lenken des Lkw konzentriert. Schalten, Gas geben und Bremsen erledigte der Fahrlehrer mit den Pedalen auf seiner Seite. Die weiteren Fahrstunden mit dem Lkw verliefen recht ruppig, das rechte Maß für Gas geben und Bremsen musste ich erst finden.
Mit dem Führerschein in der Tasche freute ich mich auf das Ende des Wehrdienstes. Die Heimreise erfolgte Mitte Dezember mit dem Zug über Bruck an der Mur. Den Weg vom Bahnhof in Ferndorf in die Politzen legte ich zu Fuß zurück. Bei einem Halbschuh war seit einigen Monaten die Sohle beschädigt, an Regentagen bekam ich nasse Füße. Am Heimweg brach der linke Halbschuh endgültig entzwei, sodass der Vorderfuß aus dem Schnee ragte.