Die Verkehrsunfälle, Einbrüche und Raufereien werden zur Routine.
In der Zeit des intensiven Arbeits- oder Familienprozesses gibt es oft den Seufzer, hätte ich nur mehr Zeit um ausführlich die Tageszeitung oder gemütlich ein Buch zu lesen. In der Rente ist man abrupt nicht mehr so glücklich darüber, dass jetzt dafür genug Zeit zur Verfügung steht. Wer die Möglichkeit hat über Monate die Tageszeitung ausführlich zu lesen wird dies als langweilig erleben. Ereignen sich keine außerordentlichen Ereignisse wie Wahlen in Österreich und USA, Regierungskrisen, kriegerische Konflikte und Naturkatastrophen, dann gibt es ein großes Potenzial an Wiederholungen. Bei den Lokalnachrichten, den Gerichtsreportagen oder den wieder kehrenden Vertröstungen der Politiker, dass in den nächsten Monaten und Jahren dies und jenes umgesetzt wird. Die Erneuerung der Bildungspläne, die Energieversorgung optimiert wird und die vielen neuen Arbeitsplätze welche die Bundesregierung schaffen will. Zum Jahresbeginn hagelt es an neuen Versprechungen vom Politikerhimmel. Als Rentner langweile ich mich darüber, weil ich dies schon oft gehört habe. Es klingt banal, auch die täglichen Verkehrsunfälle, Einbrüche oder Raufereien werden zur Routine. Die Wiederholungen der Lokalereignisse erlebte ich als Redaktionsaspirant der Kärntner Volkszeitung Anfang der siebziger Jahre. Täglich um sechs Uhr abends rief ich telefonisch bei den Bezirksgendarmeriekommandos an um zu erfahren, was sich in ihrem Bezirk an Einbrüchen, verirrten Wanderer, ausgebüxten Weidevieh oder vermissten Pensionisten aus dem Altersheim ereignet hat. Am nächsten Tag hatten diese Vorkommnisse ihren Platz auf der Lokalseite unter Kurzmeldungen.
Es gab damals keine 5minuten News oder Nachrichten um drei Minuten vor jeder vollen Stunde. Bei dramatischen Ereignissen wie Raubüberfall, folgenschweren Verkehrsunfall oder bei einem Brand eines Wirtschaftsgebäudes wurden wir von einem Spezi, der im Bezirkskommando saß, über das Ereignis zeitnah in Kenntnis gesetzt. Die alten Hasen unter den Journalisten hatten ein Funkgerät mit dem sie den Gendarmerie Funk abhören konnten. Versprach es eine gute Story zu werden, dann setzte sich ein Lokalredakteur und ein Pressefotograf in das Auto und fuhren an Ort und Stelle.