…Untersuchungszimmer trennt mich von der Außenwelt.
Während meiner Selbstständigkeit kam es einmal zu Unstimmigkeiten mit einem Lehrling und der Lehrvertrag wurde aufgelöst. Gegen die Auflösung des Lehrvertrages haben sich die Eltern quergestellt, hatten aber gegen das Geständnis des Sohns keine ausreichende Entschuldigung. Als Spätfolgen traten bei mir Verdauungsbeschwerden auf. Es wurde eine eingehende Untersuchung notwendig. Der Hausarzt wünschte mir bei der Übergabe des Überweisungsscheines, Viel Glück! Viel Glück für was? Eine Schwerpunktklinik für Magen- und Darm Beschwerden ist das Krankenhaus in St. Veit. Als medizinischer Laie kannte ich nur den harmlosen Schnupfen oder den tödlichen Krebs.
Als die Schiebetür vom Untersuchungszimmer hinter mir zufiel, fühlte ich mich von der Außenwelt getrennt. Alle Aufregungen und Sorgen der Vergangenheit und alle Pläne für die Zukunft waren aus dem Gedächtnis ausradiert. Das ganze Leben teilte sich in die Zeit vor der Einweisung in das Krankenhaus und in das Jetzt. Die Diagnose war eine heilbare Gastritis. Gut erinnern kann ich mich an den Tag nach der Untersuchung. Am Nachmittag besuchte ich das Café auf der Dachterrasse vom Krankenhaus und habe den wunderbaren Blick über die Stadt genossen. Am Nebentisch blickte ich in das offene Gesicht einer Patientin und über das Buch, welches ich am Tisch liegen hatte, sind wir in das Gespräch gekommen.
Wie unnütz Ärger über die eigenen Fehler oder über versäumte Gelegenheiten sein kann, erlebte ich, als mein Abo in einem Fitnessstudio mit Sportbecken abgelaufen war. Wegen verschiedener Verpflichtungen schaffte ich es nicht, das Abo zeitgerecht zu verlängern. An einigen Tagen hatte ich mir fest vorgenommen, beim Fitnessstudio vorbeizuschauen. Mehrmals wurde ich durch Besorgungen für andere daran gehindert. Ich ärgerte mich darüber, dass ich anderen Wünschen vor eigenen Bedürfnissen den Vortritt lassen musste. Als Notnagel besuchte ich das Urquellbecken in der Warmbad Therme. Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass hier die Atmosphäre meinen Bedürfnissen und dem Alter besser entsprach. Kein Keuchen und Sprinten, keine laute Musik. Keine Leistungsschwimmer, welche den Genussschwimmer verdrängen und nach jeder Beckenlänge auf die Stoppuhr blicken. Beim Ausruhen fasste ich den Gedanken das Abo im Fitnessstudio nicht zu verlängern. Vor mir lag die Jahreszeit wo ich öfter Fahrradfahren werde. Dazwischen verschafft mir das Urquellbecken einen Ausgleich. Zuerst habe ich bedauert für meine Bedürfnisse keine Zeit zu haben, jetzt erlebe ich dies als Glück.