wien:splitter V

Ist man für einen Messebesuch ein paar Tage in Wien, dann kann man abseits der Ausstellung viele Beobachtungen machen. Vorteilhaft ist es, wenn man den beruflichen Aufenthalt verlängern kann, um ziellos durch die Stadt zu flanieren. Richtet man dabei seinen Blick nicht auf die Bauwerke und geht dabei mit nach oben gerichteten Augen durch die Kärntnerstraße und die Mariahilferstraße, sondern richtet man dabei den Blick auf die Menschen in der Fußgängerzone, so lässt sich manches kurioses beobachten.

Kommt man aus der Provinz nach Wien gewinnt man den Eindruck, dass es hier eine Fülle von Behörden, Museen, Theater, Forschungsstätten und anderen Institutionen gibt. Diese öffentlichen Einrichtungen, im Kultur- und Kunstbereich, im Forschungsbereich und auch im sozialen Bereich verschlingen einen großen Teil vom Budget des österreichischen Staates. Ohne diese Geldmittel gäbe es wohl um zwei Drittel weniger öffentliche Institutionen. Auf einer Seite Litfaßsäule klebt ein Plakat, welches zu den Jelinek – Dialogen einlädt, veranstaltet vom Jelinek Forschungszentrum. Elfriede Jelinek ist die österreichische Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2004.

Im Café Griensteidl steht in einer Ecke eine Telefonzelle mit Münzapparat und Telefonhörer, wie es sie früher auf öffentlichen Plätzen gegeben hat. Nach dem Einwerfen der Münzen tippte man die Rufnummer ein und die Telefonverbindung wurde hergestellt. In einem Sichtfeld wurde das vorhandene Guthaben angezeigt. Die älteren Münzapparate hatten eine Wählscheibe und beim Melden des gewünschten Teilnehmers musste man die „Verbindungstaste“ drücken. Jetzt steht vor der öffentlichen Telefonzelle ein Kleiderständer und sie ist nicht mehr zugänglich. Heute hat jeder sein Handy dabei, die Telefonzellen sind überflüssig. Ein Drittel der Cafebesucher unterhält sich nicht mit den Freunden am Cafetisch, sondern über das Handy mit Menschen die weit entfernt sind. Die Touristen schicken ihre Fotos vom Cafesalon um die halbe Welt.

In der Mitte des Cafés sitz ein junges Paar mit einem Kind und dieses isst aus einem Glas mit einem Löffel Nutella.

Nutella pur.

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