4.Teil
In den hektischen Tagen der Vorweihnachtszeit vergisst er den Vorfall, bis er in einer Nacht durch Rückenschmerzen geweckt wird und ihm das seltsame Verhalten des Vogels in den Sinn kommt. Vielleicht wollte ihn der Vogel vor einer Gefahr warnen, auf die anstehenden Aufgaben und Veränderungen die im neuen Jahr auf ihn zukommen aufmerksam machen. Beim Wachliegen fällt ihn dazu der Zwischenfall im Sommer mit den Jungvögeln ein, den es im Hof gegeben hat. Seit Jahren brüteten Vögel in den Sträuchern und im Gestrüpp des wilden Weines, sie wurden dabei kaum von Menschen gestört. Der Innenhof, bedeckt mit weißem Marmorkiesel und in der Mitte zwei Statuen, gehörte zu seinem Rückzugsort für eine geruhsame Stunde. In den Sommermonaten konnte er dabei das Treiben der Vögel beobachten. An einem Sommertag, als er sich zum Zeitunglesen auf die Hofbank hinsetzen wollte, sah er am Boden, bei den Wurzeln des wilden Weines, ein Vogelnest mit drei jungen Vögeln liegen. Sie kreischten und wippten mit den Flügeln und versuchten dem Nest zu entkommen. Vielleicht hatten sie mit ihrer ungestümen Art das Nest ins Schwanken gebracht und sind mitsamt dem Nest am Boden gelandet. Beim Näherkommen piepsten und öffneten sie immer wieder ihre Mäuler, sie waren wohl hungrig und durstig. Er entfernte sich und beobachtete durch das Magazinfenster den Hof, aber das Elternpaar ließ sich nicht blicken. Bei Einbruch der Dämmerung kauerten sich die Jungvögel erschöpft aneinander. Mit einer Pipette versorgte Edmund die Vögel mit Wasser und hoffte, dass, das Vogelpaar in der Nacht wiederkommen würde. In der Nacht wären die Jungvögel eine leichte Beute für eine streunende Katze. Am nächsten Morgen war seine Erwartung, dass er die Vögel im Nest lebend vorfinden würde, klein. Es waren alle da und wieder öffneten sie beim Näherkommen ihre Mäuler. Er versorgte jeden mit ein paar Tropfen Wasser und telefonierte mit dem Tierheim in der nahen Stadt, ob es für die Vögel eine Überlebenschance gibt, wenn er sie in ihre Pflege gibt? „Sie könnten es versuchen“, war die Antwort. Nach Abgabe der „Sturzvögel“ im Tierheim hinterlegte er noch eine Geldspende für ihre Aufzucht.
Im Dämmerzustand, zwischen Wachsein und Einschlafen, wird es ihm zur Gewissheit, dass einer der Vögel ihm mit dem Klopfen am Fenster mitgeteilt hat, wir haben überlebt.
Autor: Franz Supersberger
Hallo Schlagloch 🙂
Was für eine schöne Geschichte. Hast du sie geschrieben?
Liebe Grüße in die Adventszeit .. 😉
Hallo Schlafmütze!
Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. Der Autor dieser Geschichte und aller Geschichten, die im Blog veröffentlicht wurden, bin ich. Sie passt gut in die Adventszeit. Wünsche auch dir eine beschauliche Adventszeit.
Gruss schlagloch