Es vergeht eine Halbestunde und der Herr erhebt sich wieder und wendet sich an einen anderen Mitreisenden. Sein Lamento ist ungefähr das Selbe, es sei für ihn unverständlich warum er, wenn er nach Gloggnitz will, durch Kärnten fahren muss. Inzwischen hat der Zug St. Veit an der Glan und Friesach passiert, halb beruhigt und halb von den Mitreisenden gebeten setzt er sich wieder nieder. Ständig blickt er auf seine Fahrplanauskunft und schüttelt immer wieder den Kopf. Nachdem er zum Dritten mal aufsteht und wieder jemanden anspricht, erhebe ich mich von meinem Platz und gehe auf den Pensionisten zu. In ein paar Sätzen kläre ich ihn auf, dass dies wahrscheinlich die bestmögliche Zugsverbindung sei, wo er nur einmal, in Wiener Neustadt, umsteigen muss. Der EC-Zug hat inzwischen das Murtal erreicht und hält in Bruck an der Mur. Ich versichere ihm, dass ich Bescheid sage, wenn wir über den Semmering fahren und ich werde ihn beim Umsteigen in Wiener Neustadt behilflich sein. Es ist für mich kein Problem ihn auf den Bahnsteig 5A, zum Regionalzug nach Gloggnitz, zu begleiten. Ich werde ebenfalls in Wiener Neustadt umsteigen und habe einen längeren Aufenthalt.
Noch einmal erzählt er mir von seiner Kur in Bad Gastein, wo er seit zehn Jahren hinfährt. Das Essen sei jedes Mal vorzüglich, er verstehe aber nicht, warum ihm von seiner Pension für den Aufenthalt ein Beitrag abgezogen wird. Wohl deshalb, weil für die Ausländer der Aufenthalt gratis ist. Auf seinem Nebensitz liegt ein kleiner Reisewecker. Die Wecker-zeit ist auf 13 Uhr eingestellt, die Uhrzeit wo der Zug fahrplanmäßig in Wiener Neustadt ankommen soll. Seine Fahrt nach Gloggnitz sei eine Fahrt bis an das Ende der Welt, den Fahrplanausdruck bezeichnet er als eine Irreführung durch die Behörde. Er glaube nicht, dass ihm der Bahnhofsvorstand von Gloggnitz absichtlich einen Streich gespielt hat. Als wir den Semmering hochfahren erhellt sich sein Gesicht, er räsoniert aber immer noch kopfschüttelnd über seine Reise bis an das Ende der Welt. In Wiener Neustadt begleite ich ihn auf das Bahngleis 5A zum Regionalzug nach Gloggnitz. Dankend steigt er in den Zug, der in zehn Minuten abfahren wird, ein.
Bei meiner Fahrt von Wiener Neustadt nach Rohrbach-Vorau krabbelt mir in der S- Bahn ein Marienkäfer auf meine Hose. Die neue Art, welche aus Asien nach Mitteleuropa eingewandert ist. Da ich kein Zugfenster öffnen kann, bugsiere ich ihn in die Verpackungshülle einer Lind Schokolade und lasse ihn vor dem Tor des Stiftes Vorau frei.
Hin und retour.