über:kärnten II

Manche politischen Vorkommnisse in Kärnten, nach der Jahrtausendwende, wurden über die Landesgrenzen, teilweise über die Bundesgrenzen hinaus bekannt. Bewegte man sich als Kärntner im österreichischen Ausland, wurde man über Jahrzehnte auf die  Person Jörg Haider angesprochen. Ein politisches Talent, wie man es in der österreichischen Innenpolitik selten erlebte. Mit einem Talent geboren zu sein, bedeutet  für dieses Talent Verantwortung zu übernehmen. Dabei gibt es den Bibelspruch, dass man seine Talente nicht unter den Scheffel stellen soll und auch nicht vergraben. Dem Talent hat ein Verkehrsunfall ein jähes Ende bereitet. Für die negativen Folgen seines Handelns hat er keine Haftung übernehmen müssen. Wie wir es bei Schauspielerinnen und Sängerinnen erleben, dass sie ein früher Tod vor dem Alter bewahrt hat. Am Höhepunkt seines Ruhmes ist er abgetreten, für die Schattenseiten musste er nicht mehr gerade stehen.

In diesem Zusammenhang wurde, nicht zum ersten Mal, die Psyche der Kärntner von Wiener  Psychiatern unter die Lupe genommen. Schon Erwin Ringel, der Erklärer der Österreichischen Seele, hat darauf hingewiesen, dass die Kärntner Seele sich wesentlich von den Restösterreichern unterscheidet.  Er hat die Kärntner als die Sizilianer Österreichs bezeichnet. Im Herbst 1988 hat Erwin Ringel im Schlossgarten von St. Kanzian einen denkwürdigen Vortrag gehalten. Diesem Vortrag habe ich gelauscht  und im Hermagoras Verlag ist danach das Buch, Die Kärntner Seele, erschienen. Vor zwei Jahren war ich wieder in St. Kanzian und habe dabei gesehen, wie sich das Ambiente des Schlossgartens verändert hat. Den Mittelpunkt bildet heute ein Bildungszentrum mit einem angeschlossenen Hotel und Restaurant. Manche Bäume, dachte ich mir, sind schon damals hier gestanden.

Ein Psychologe hat anlässlich des 10. Todestages von Jörg Haider erklärt, der Umgang der Kärntner mit dem verunglückten Landeshauptmann gleicht mit dem eines Heiratsschwindler. Obwohl man vom Heiratsschwindler emotional hereingelegt und finanziell ausgenommen wurde, schwärmen dessen ungeachtet viele Frauen weiterhin vom Charme und dem weltoffenen Auftreten.Dies ist eine Seite der menschlichen Psyche, wir verdrängen oftmals das Unangenehme und erinnern uns nur an die schönen Seiten. Bei Heiratsschwindlern sind die Opfer vornehmlich Frauen. Uns Männern geht es ähnlich. Jahre nach einer gescheiterten Beziehung beschwört man das Liebliche in der Verbindung, die schönen Augenblicke. Die unschönen Seiten und  Erlebnisse in der Partnerschaft, welche die Seele verletzt haben, werden ausgeblendet.

Fabrikant

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