bus:reise

Busreisen sind Kontaktbörsen von der feinen Art . Bei einem bunt zusammengewürfelten Haufen ergeben sich in den Pausen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten im Hotel vielerlei Vernetzungen. Man hat es mit unterschiedlichen Reisenden zu tun, manche sind auf ihre Zweierbeziehung fixiert, andere Paare suchen das Gespräch mit den anderen Teilnehmern. Zwar nicht generell, aber ich beobachte, dass Seniorenehepaare nicht mehr so egozentriert sind und gerne den Austausch mit anderen suchen. Dazu gesellen sich ältere Damen, diese versuchen bei Mitreisenden anzudocken, weil sie die Unterhaltung suchen. Oftmals sind  sie verwitwet und verreisen, um sich in der Gruppe auszutauschen. Bei den jetzigen Senioren war der Mann bei der Eheschließung zumeist älter war als die Frau. Da die Männer generell eine kürze Lebenserwartung haben als die Frauen, gibt es eine beachtliche Zahl Alleinreisender Pensionistinnen. Zu den Anknüpfungspunkten beim Abendbuffett gehört die Frage, woher man kommt und was war die letzte Reise.

Bei einem Aufenthalt in Rovinj lernten wir im Hotel eine rüstige, ältere Dame kennen, die von erstaunlichen Reiseerlebnissen erzählte. Die Dame konnte sich an ihre Fahrten in das ehemalige Jugoslawien erinnern. Dies war in den 60er und 70er Jahren eine beliebte Reisedestination der Kärntner und Steirer. Wem Oberitalien zu teuer und zu überlaufen war, wich nach Jugoslawien aus. Der Komfort und das Service in den Unterkünften ließen zu jener Zeit zu wünschen übrig. Das Hotelpersonal war nicht besonders zuvorkommend. Nach Ostblockdevise was bringts  wenn ich engagiert bin, es gibt immer denselben Lohn. Den Kaffee hat die Dame zu Titoszeiten von daheim mitgenommen, weil der Jugo-Kaffee schmeckte ihr nicht. Bei einer Rundreise durch Rumänien, Ceausescu war noch an der Macht, gab es in den Restaurants bei einem Fischgericht nur ein hauchdünnes Rädchen Zitrone.

Erinnerung

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