lind:wurm

Seit über vierhundert Jahren verbringe ich, der Lindwurm, meine Zeit damit dem regen Treiben auf dem Neuen Platz in Klagenfurt zuzusehen. Vieles hat sich verändert, der Alltag der Menschen sich stetig gewandelt. Über Jahrhunderte waren es Bauersleute, Bäcker und Metzger die hier auf den Marktständen ihre Waren verkauften und Handwerker boten ihre Produkte an. Mit der Zeit wurden rundherum immer mehr Häuser errichtet, in denen die Händler und die Handwerker einzogen. Pferde und Ochsen waren lange Zeit die Zugtiere für die Kutschen und Leiterwagen. Damit wurden Menschen und Waren befördert. Plötzlich fuhren knatternde und stinkende Wagen ohne Pferde durch die Stadt. Es wurden immer mehr und sie fuhren immer schneller. Mit meinen Drachenaugen konnte ich dem Treiben nicht mehr folgen. Die Abgase, obwohl ich dereinst selbst Feuer gespuckt habe, begannen mein Gehirn zu benebeln.  Ich spürte noch, dass es unter mir zu rumoren begann und plötzlich sind die feuerspeienden Gefährten unter mir verschwunden. So döse ich narkotisiert vor mich hin und öffne ein Auge halb, wenn ich den feinen Duft von Schokolade, Marzipan und Zimt rieche. Dann weiß ich, Weihnachten ist da und wieder ist ein Menschenjahr vorüber. Was aber für mich, in meinem Alter, keine Rolle spielt.

Uralt

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