schutt:asche

Wie Aufzeichnungen in den Tageheften überraschend eine neue Bedeutung erhalten erlebe ich, schmökere ich in den Tageheften vor einem Jahr. Darin lese ich, dass ich bei meinem Graz Besuch den Eindruck hatte, die Stadt wird in Schutt und Asche gelegt. Genährt wurde diese Feststellung durch die Installation von Martin Roth im Kunsthaus Graz.  Dort wurde auf der obersten Ebene Schutt von einer Baustelle, heute füge ich hinaus von einem ausgebombten Haus, aufgeschüttet. Im Minoriten Kloster ist die Erde des Innenhofes so umgewühlt als hätte, wie man sagt, eine Granate eingeschlagen. Schutt, Bomben und Granaten kann ich jetzt nicht einfach so hinschreiben ohne daran zu denken, dass in der Ukraine Häuser und Dörfer in Schutt und Asche gelegt werden. Etwas in Schutt und Asche zu legen hat innerhalb von Europa plötzlich eine ganz andere Dimension.

Die Ausstellung Atemnot im Minoriten Kloster weist stark auf unsere Probleme beim Durchatmen in der Coronapandemie hin. Einatmen, Ausatmen, ein Schluchzen und Seufzen aus den Mauern, von den Menschen die hier gelebt haben. Von einer Stimme werde ich aufgefordert, Einatmen, Ausatmen, nicht mehr atmen. Dies erinnerte mich an die Anweisungen bei den Röntgenaufnahmen von der Hüfte und der Lendenwirbelsäule. Die FFP2 Maske erschwert gerade Menschen, welche unter Atembeschwerden leiden das Atmen. Mit Atemnot zu kämpfen gehört zu den Kennzeichen der Infektion mit dem Sars 2 Virus. Viele Coronainfizierte wurden in den Krankenhäusern auf den Intensivstationen künstlich beatmet. Oft wurden im Fernsehen Bilder von Patienten mit Sauerstoffmasken gezeigt. Bilder, die uns auch nach Ende der Pandemie noch lange im Gedächtnis bleiben werden.

Nahtlos reiht sich hier eine Dokumentation im Stadtmuseum Graz ein. Dort werden die Bürger gefragt, wie wollen sie 2050 in Graz wohnen? Der Besucher ist mit einer Reihe von Fragen konfrontiert. Bei einer Perspektive für 2050, was für mich rein biologisch jenseits des Möglichen liegt, denke ich mir wie fragil momentan die unmittelbare Zukunft ist. So liegen dreißig Jahre in weiter Ferne, von einem längeren Zeitraum nimmt heute jeder Abstand. Bei Städten sehen wir, wie zerbrechlich diese sind und welches Potenzial Zerstörer hier vorfinden. Alles ballt sich auf einen Fleck, Wasser-, Strom- und Lebensmittelversorgung. Genauso die Einrichtungen der Infrastruktur, wie Krankenhaus, Verwaltung, Schulen, Bibliotheken und Verkehrsbetriebe. Die Einwohner sind mehr oder minder schutzlos den Raketen, Granaten und Bomben ausgeliefert, vor allem ein Ziel mit Masse. Im ländlichen Gebiet sieht es für die Angreifer weniger perfekt aus, alles ist zerstreut, bindet viel Personal und Geschütze.