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Die Beistandsbekundungen sind eine Promotion für die eigenen Landsleute.

Von Katastrophenbilder geht eine eigene Faszination aus. Verzweifelte Angehörige bahnen sich mit einer Tragbahre, darauf zwei notdürftig bekleidete Verletzte, einen Weg durch die aufgebrachte Menschenmenge. Entlang einer Straße, die von Bombentrichter übersät ist und wo sich rechts und links die Schuttmassen der beschädigten Häuser türmen. Die Fassaden der oberen Stockwerke sind eingestürzt, man blickt direkt in die Wohnräume. Diese Bilder und die Beschimpfungen der Einwohner gegen den Angreifer wiederholen sich täglich. Seit zwei Jahren sehen wir solche Bilder aus einem nahen Kriegsgebiet, seit kurzem ist ein Zweites dazugekommen.

Wie schaffen wir eine Bestandsaufnahme unserer unmittelbaren Situation? Würde dies bedeuten wir sind kleinlich, wenn wir uns auf Österreich beschränken? Hier sind wir nicht bedroht, was unsere Sicherheit und Versorgung angehen, was unseren Lebensunterhalt betrifft. In den Krisenherden eingreifen, etwas verändern, können wir als Einzelpersonen nicht. Ich zweifele an der Notwendigkeit, wenn der Außenminister, der Bundeskanzler oder der Bundespräsident irgendwo einem anderen Staatschef die Hand gibt. Der österreichische Staat kann außenpolitisch wenig bewegen. Diese Beistandsbekundungen sind eine Promotion für die eigenen Landsleute. Mein Dauerauftrag für die Initiative Ärzte ohne Grenzen gibt eine gewisse finanzielle Sicherheit für ihre medizinischen Einsätzen.

Da wir in keiner unmittelbarer Gefahr sind, müssten wir gut leben. Die eigene Missstimmung speist sich aus lokalen Missständen, die Leerstände bei den Geschäftslokalen in der Villacher Innenstadt, dass einem niemand im Hypermarkt eine Auskunft zum Badeöl geben konnte. Bei Fragen auf unfreundliche Weise darauf verwiesen wurde, nähere Informationen dem Regaletikett zu entnehmen. Es freut mich, wenn die Verkäuferin bei den Herrenhemden bei ihrer Frage, ob ich ein Hemd für den täglichen Bedarf oder für einen festlichen Anlass suche, einen aufmunternden Blick schenkt. Sie hilft mir gerne bei der Auswahl, für mich würde sie die Größen „Regular fit“ empfehlen. Ganz spontan sagte ich: „Ich suche ein Hemd, welches zu meiner eben gekauften Schuheinlage passt“. Da konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen.

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