… zu stehen wo ich will.
Im Innenhof vom Toskana Trakt in Salzburg befindet sich das Café Toskana. Vom Gastgarten habe ich einen schönen Blick auf die Churfürststraße, hier führt die Route der Fiaker vorbei. Fast jeder zückt das Smartphone für ein Foto, wenn bei ihm die Kutsche vorbeifährt. Das Geklapper der Pferdehufe hallt durch die Fußgängerzone und die Plätze der Salzburger Innenstadt. Als Bub bin ich gemeinsam mit der Mama zu Beginn und am Ende des Sommers mit einer Pferdekutsche in die nächste Bezirksstadt gefahren. Dort haben wir direkt von der Kutsche weg Kirschen und Zwetschgen verkauft. Mit Pferden aufgewachsen befinde ich mich im Zwiespalt, ob Pferdekutschen in der Stadt noch artgerecht sind? Aus meiner Sichtweise haben Pferde eine lange Tradition als Zugpferde, die Pferdekutschen beherrschten anno dazumal das Stadtbild. Die Innenstädte waren schon damals gepflastert. In den engen Gassen herrschte ein dichtes Gedränge, wobei die Fußgänger das Nachsehen hatten. Sie wurden zur Seite gedrückt oder mussten zur Seite springen, wenn die Pferde im Galopp daherkamen. Vor etwa hundertfünfzig Jahren eroberten die Automobile die Städte und in der Übergangszeit kam es zu einem Kampf, zwischen Pferd und Auto um die Straßenhochheit. In der Zeit als der Autoverkehr die Zentren der Städte dominierte, wurden wiederum die Fußgänger an den Rand gedrängt. Einer Notiz auf der ORF Webseite entnehme ich, dass die erste Fußgängerzone in Österreich im Jahre 1961 in Klagenfurt eingerichtet wurde. Die ersten Fußgängerzonen in Europa wurden im Jahre 1953 in Rotterdam und in Kassel eröffnet. In den 80er Jahren wurden die Innenstädte europaweit autofrei.
In Salzburg ist die Zeit in einigen engen Gassen stehen geblieben. Die Pferdekutschen und die Fußgänger müssen sich, in Zeiten des überbordenden Fremdenverkehrs, die Gasse teilen. Ich habe beobachtet, dass die Begegnung zwischen Pferd und Mensch in der Churfürststraße konfliktfrei verläuft. Wobei ich mir vorstellen kann, dass für die Bedürfnisse und die Pflege der Pferde mehr getan werden könnte, dabei besteht Handlungsbedarf. Vorrangig wäre ein überdachter Stellplatz auf dem Residenzplatz, welcher den Pferden Schutz vor den Unbilden des Wetters gewährt. Dazu ein leichterer Zugang zu Wasser und Heu. Für die Behebung dieser und anderer Mängel, für mehr Tierwohl protestierte am Residenzplatz eine Gruppe von Tierschützern. Sie verteilten an die Passanten Flyer mit ihren aktuellen Forderungen. Fragen oder Argumente zu ihren Forderungen wollten sie nicht gelten lassen. Sie wollen nicht belästigt werden und wer sich ihrer Meinung nicht anschließt, hat kein Recht bei ihnen stehen zu bleiben. Wobei ich mir das Recht auf einen öffentlichen Platz zu stehen wo ich will, nicht absprechen ließ und ihrer Aufforderung weiterzugehen nicht nachgekommen bin. Den Zeitpunkt, wann ich weitergegangen bin habe ich selbst bestimmt.