Ärgert man sich über den starken Verkehr auf der Umfahrungsstraße oder sieht man wie in der Nähe ein Einfamilienhaus gebaut wird, dann fragt man sein Gegenüber, was wird sich in den nächsten zehn Jahren noch alles ändern? Passt man genau auf merkt man, dass das Gegenüber für einen Moment zusammen zuckt. Für einen zwanzig oder dreißigjährigen Menschen sind zehn Jahre ein vernachlässigbarer Zeitraum, für einen siebzigjährigen oder achtzigjährigen Menschen ist es ein Zeitraum der gewisse Unsicherheitsfakten in sich birgt. Die materielle Basis ist meistens abgesichert, in Österreich kann man sich auf die Pension und die Sozialleistungen verlassen. Man hofft, dass die Wirtschaftskrise gemeistert wird und der Wohlstand keine neuen Risse bekommt. Der große Risikofaktor ist die Gesundheit, es hängt vieles vom momentanen Gesundheitszustand ab. Viele Krankheiten tauchen im Alter aus dem Nichts auf, bestehende Beschwerden verschlechtern sich zusehends. Da kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, ich werde in zehn Jahren sehen, wie sich der Verkehr entwickelt hat.
Andere, die jetzt aus dem Arbeitsprozess ausscheiden haben plötzlich Zeit sich ihrer inneren Berufung zuzuwenden. Sie stellen fest, dass, wenn sie mehr als eine Talentprobe abgeben wollen einige Jahre, vielleicht ein Jahrzehnt brauchen werden, um sich durchzusetzen. Wie wird es um die körperliche Verfassung und geistige Gesundheit bestellt sein. Manches, was für drei Jahre geplant ist, braucht plötzlich fünf Jahre.
In einem Gasthof in Warmbad Villach, welches von einem jungen Ehepaar vor drei Monaten neu eröffnet wurde entwickelte sich beim Zahlen mit dem Wirt ein Gespräch. Man erkundigte sich, wie sich die Besucherzahlen seit der Eröffnung entwickelt haben. Der Wirt meint, dass es immer mehr werden. Er würde dies auch brauchen, er müsse bis zur Pension noch dreißig oder gar vierzig Jahre arbeiten. Da stellte ihm der Gast die Frage: „ Was sind die schöneren Lebensaussichten, bis zur Pension noch dreißig Jahre zu arbeiten oder wegen des fortgeschrittenen Alters fast sicher sein, dass man nicht mehr sein wird.”
Strassenkreuzung.
Hätte Vladimir Horowitz 1965, also im Alter
von 62 Jahren, kein Comeback versuchen sollen,
war er da schon zu alt? – Älter noch ist wohl
Simeon – von dem der Weihnachtsevangelist
Lukas berichtet, er habe sterben wollen, wo er
im Tempel zu Jerusalem im Baby Jesus den
Messias erkannte – 2,25-35. Nur: was sieht der
Greis Simeon überhaupt, daß ihm die Furcht vor
dem Tod abhanden kommt? Zuletzt nun aber
das weitaus Bedrängendste an dieser Stelle
des Evangeliums: was hilft denn das Berichtete
uns? Fürchten wir deshalb den Tod weniger,
weil Simeon ihn nicht mehr fürchtet? Was für
eine Verheißung enthält also die Vision Simeons
für u n s ? Selbst wenn es uns gegeben wäre
zu wissen, was Simeon zu wissen scheint, so
ist das doch die Frage: wenn eine alte oder
sehr alte Frau oder ein alter oder ein sehr
alter Mann sähe, was Simeon sieht, welche
Glückseligkeit gewännen sie damit? Nicht
mehr auf den gekreuzigten Heiland blicken
zu müssen?
Siegfried P. Posch
Hallo Schlagloch!
Ich glaube das beantwortet jeder, auch zu anderen Zeiten, anders.
Gut, ich habe vielleicht noch 20 Jahre, weiß aber auch, wie schnell die letzten Dreizehn vergangen sind….seitdem ich krank bin. Auch damit muss man sich irgendwie arangieren…mit der Zeit, die immer weniger wird, jedenfalls, für diesen Körper zu dieser Zeit.
….und manchmal denke ich sogar schon….hoffentlich erlebe ich das nicht mehr……
Jeder Zeitabschnitt im Leben bringt subjektiv Gutes und Schlechtes. Kommt auch auf die Einstellung an. Sicher war es wirklich nicht sehr schön Brustkrebs zu bekommen. Aber, ich habe mich dadurch enorm weiter entwickelt. Passiert mir etwas Schlimmes, stelle ich immer die Frage,…was soll ich jetzt daraus lernen?? (…und es gab wirklich schon Stunden in meinem Leben, wo ich abgeschlossen hatte…).
Liebe grüße
Grey Owl
Herr Siegfried P. Posch!
Der Pianist Vladimir Horowitz ist ein starkes Vorbild für Alle, die vorhandene Begabungen “wiederbeleben”.
Der Greis Simeon kann sagen: “Nun lässt du Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.” (L. 2,29)
Gruss schlagloch.
Hallo GreyOwl !
…das beantwortet jeder, zu anderen Zeiten, anders. Ich glaube, viele würden gerne Zeit gegen Arbeit umtauschen, geht nicht.
Ich bin Gottseidank von so dramatischen Erkrankungen verschont geblieben. Wohl aber habe ich nach persönlichen Erlebnissen, wie Erdbeben, Autounfall, aber auch neue Bindung, über Zeit und Lebenszeit nachgedacht.
Gruss schlagloch.
Mit Herrn Altbürgermeister von Graz Stingl durfte
ich zuletzt im Betagten-Heim hier in der Theodor-
Körner-Straße ein religiös bekennendes
Weihnachtsfest feiern. Er lädt heute (“17. März”)
zu einer Kontaktnahme für seine Charity ein.
Ich habe noch immer die Frage: M. Luther,
G. W. F. Hegel und S. Kierkegaard hielten das
Christsein für untrennbar vom Monarchismus.
Wann gab es einen Übergang zu einem
demokratischen “Gebt dem Cäsar, was des
Cäsars”?
Siegfried P. Posch
Aber doch zuerst noch die Frage: Simeon sagt
auch, zu Maria, der Mutter Jesu, ihre Seele
werde ein Schwert durchdringen – Lk. 2,35.
Warum betrifft das Furchtbare Simeon selbst
so wenig, daß es selbst Gott zugleich für seinen
Frieden danken kann?
Siegfried P. Posch