Man hat nicht oft die Möglichkeit sich zwanglos über die Sünde, das Jenseits, die Auferstehung und den Plan Gottes zu unterhalten. Ein neuer Aspekt eröffnet sich, wenn man sagt, ein Dogma ist nicht endgültiges, auch im Glauben gilt der Grundsatz des Forschen. Man kann wie in der Biologie, der Astronomie oder in der Medizin nach neuen Erkenntnissen suchen. Das Leben macht Sinn wenn man forscht, zu neuen Einsichten kommt. Studieren heißt nicht nur althergebrachtes aufzunehmen, sondern selbst als Gelehrter tätig zu werden. In Glaubensfragen besteht die Möglichkeit durch suchen zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Die Welt wie wir sie wahrnehmen gibt es in der Wirklichkeit nicht, sie ist eine Folge unserer Erkenntnisse. Die Dogmen sind nichts anderes, als dass sie einmal die Endpunkte eines Forschungsprozesses waren, die Kilometersteine im Glauben. Sie waren nie als Endpunkte gedacht, der Prozess wird fortgesetzt und es kommen neue Kilometersteine dazu. Jeder ist berechtigt einen neuen Randstein dazuzufügen. Wir alle sind Straßenbaumeister des Glauben. Thomas von Aquin sagt: „ Gott kann mit der Vernunft erkannt werden“.
Vernünftig werden.
Dogmen als Kilometersteine, das finde ich gut. Ich würde es nur dadurch präzisieren, dass man die Steine natürlich nicht beliebig setzen kann, sondern die Erkenntnisfahrt verstehen muss, und das ist natürlich nach 2000 Jahren keine Kleinigkeit. Im übrigen gilt natürlich auch die Regel der Naturwissenschaft, dass eine neue Theorie eine Verbesserung des bisherigen Verständnisses bringen muss. Also meine ich, dass die Latte recht hoch liegt – man bedenke den Erkenntnisvorsprung im religiösen Denken.
Liebe Grüße und viel Mut!
weichensteller