bettler:in III

Über einen größeren Zeitraum stand ich jeder öffentlichen Bettelei kritisch gegenüber und dies hatte seinen Grund in einem persönlichen Erlebnis. Wir befanden uns auf der Heimfahrt nach Kärnten. Auf der Autobahn in Slowenien ist mir ein langsam fahrendes Auto aufgefallen. Beim Überholen winkte der Fahrer mit der Hand aus dem Fenster. Ich verstand es als Signal für ein Problem mit ihrem Auto und als eine Bitte zum Stehenbleiben. Im Rückspiegel sah ich einen älteren Mercedes mit einem deutschen Kennzeichen. Ich dachte mir, wahrscheinlich handelt es sich um ein älteres Ehepaar aus Deutschland, welches auf der Rückreise vom Urlaub in Slowenien ein Problem bekommen hat. Bei einem polnischen, ungarischen oder rumänischen Kennzeichen wäre ich nicht auf den Pannenstreifen gefahren und hätte unser Auto abgestellt.  Der Mercedes bleibt hinter uns stehen und vom Beifahrersitz steigt ein Herr im mittleren Alter aus und kommt zu uns nach vorne. Meine  Frau öffnet das Autofenster und der Herr bittet in gutem Deutsch, mit ausländischem Akzent,  um Hilfe. Er sei mit der Familie, einschließlich zwei Kindern, auf der Heimfahrt in die Türkei. Leider haben sie die Kreditkarte verloren und kein Guthaben am Handy, so könnten sie  ihre Freunde nicht verständigen. Ob wir nicht Geld leihen würden, damit sie das Handy aufladen und den Kindern etwas zu trinken kaufen könnten. Er würde uns dafür Schmuck geben und hat dabei ein paar Perlenketten (Imitate) durch das Fenster gereicht. Mir ist die Schilderung zwar fragwürdig vorgekommen, trotzdem habe ich ihm 20 Euro in die Hand gedrückt. Daraufhin hat er durch das Fenster in das Wageninnern geschaut und gefragt, ob wir nicht etwas mehr geben könnten?  Dabei hat er seine Visitenkarte hereingereicht, eine Auto Import und Export Firm mit Sitz in Berlin. Ob wir ihm nicht 100 Euro vorschießen könnten? Wenn ich ihm meine Bankverbindung bekanntgebe, würde er diesen Betrag, ist er  wieder in Berlin, zurück-überweisen. Ich habe ihm 100 Euro gegeben und ihm versichert, wenn er in einer wirklichen Notlage ist, mache ich dies freiwillig. Ich brauche keine Rückzahlung und auch keinen Schmuck. Wir sind vom Pannenstreifen schnellstmöglich weitergefahren und bei der nächsten Autobahnraststätte stehengeblieben. Ich  habe den Kofferraum kontrolliert, ob unser Gebäck noch vollständig ist. Während er mit uns verhandelt hat, hätte es ja sein können, dass einer von der Familie etwas aus dem Kofferraum entwendet hätte. Nach diesem  Erlebnis hatte ich eine Zeit-lang eine Bettlerallergie.

Wer ist der Böse.

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