zeit:lauf ll

Woher kommt das Zeitbewußtsein,  wenn ein Baby sehr bald seinen Essens Rhythmus hat, ist dieser ähnlich mit dem Empfinden der Kühe, die sehr unruhig sind, bevor sie ihr Heu bekommen. Egal ob es sich um Babys, Katzen, Rinder oder Fische handelt, in einer ersten Phase dürften die Zeitwahrnehmung ähnlich sein. Die Erinnerung an die Vergangenheit ist hauptsächlich durch schmerzhafte Erfahrungen geprägt. Die ersten bleibenden Empfindungen zur Vergangenheit sind leidvolle Vorkommnisse.  Wer einmal über eine Stufe gestolpert ist, wird sich diese mit Sicherheit merken.  Ein  Kleinkind kann dabei das erste Mal mit der Vergangenheit konfrontiert sein. Tiere verhalten sich ähnlich, wird beim Überschreiten einer Wegzone ein elektrischer Impuls ausgelöst dann wird das Tier, in Zukunft diese Zone nicht mehr überschreiten. Beim Erlernen von Fähigkeiten ist die wirkungsvollste Art die Belohnung durch Süßigkeiten oder Tierfutter. bzw passiert dies wenn es um die Erlernung, die Erinnerung geht, wo ich Futter bzw. Essen erhalte.

Immer wieder hat es den Anschein,  dass die Zeitwahrnehmung  dazu dient, sich an die Fehler, an die Unglücksfälle, an die Katastrophen der Vergangenheit zu erinnern. Die Vergangenheit wird durch diese Vorfälle datiert. Eine Faustregel von mir wäre,  fragt man mehrere Personen, an welche Lebenssituationen sie sich erinnern können, so werden diese bestimmt aus zwei Drittel von den Unglücksfällen und den Katastrophen stammen und nur ein Drittel aus glücklichen Vorkommnissen. Um dabei zu bleiben kann man sagen, dass die Zeit bei schmerzhaften Erlebnissen dem  Empfinden nach viel langsamer verläuft, als bei Angenehmen. Kommt es zu einer Störung beim Lift und man ist unfreiwillig eingesperrt, dann wird die Zeit dem Gespür nach bis zur Behebung der Störung unendlich langsamer vergehen, als bei einer Unterhaltung mit einem lieben Menschen in einem Cafe. Macht die Zeitrechnung und -messung, wie wir es derzeit kennen einen Sinn? Für den einen ist ein Jahr, geht es um einige Reisen, die Hochzeit oder den Wechsel in einen interessanten Beruf, wie es im Volksmund heißt im Flug vergangen. Für jemand anderen, der einen neuen Job sucht und dabei nur Absagen erhält oder sich von einer Operation erholen muss, kann ein Jahr unendlich lang dauern. Mehrfach hört man von Menschen, die sich in einer wirtschaftlichen oder zwischenmenschlichen schlechten Situation befinden den Klageruf: Hoffentlich ist dieses Jahr bald vorbei. Die Zeit ist eine Hoffnung in die Zukunft, die Vergangenheit, mit ihren Erlebnissen will man so schnell wie möglich los werden. Die Fähigkeit des Menschen, das Denken an die Vergangenheit und die Planung der Zukunft ist ein subjektiver Prozess. Jeder hat das Gestern in einem anderen Tempo erlebt und auch das Morgen kommt  in verschiedenen Tempi daher. So bleibt vom Diskurs über die Vergangenheit und die Zukunft, einzig der  konkrete Augenblick übrig.

Eine Steigerung der negativen Zeitwahrnehmung erfährt der Mensch im vorgerückten Lebensalter, wo er sich der Endlichkeit des Lebens stärker bewusst wird. Die wissenschaftliche Statistik sagt, der Sterbezeitpunkt rückt näher, dann verläuft die Zeit noch schneller und die Vergangenheit ist manches Mal ausgelöscht.  Speziell kommt die kindliche Vergangenheit zum Vorschein. Umso mehr kommt es zu Handlungen die auf die Ewigkeit setzen, die darauf ausgerichtet sind, etwas für die Zukunft zu bewahren. Etwas von der eigenen Vergangenheit, für die Zukunft,  die nicht mehr die eigene Zukunft sein wird, zu bewahren.

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