glück:spiel I

In den Badeorten an der oberen Adria spielt sich das Leben in den Abendstunden im Zentrum  ab. In Bibione, um einen beliebten Badeort stellvertretend für andere zu nennen, verwandelt sich die Hauptstraße abends in eine Flaniermeile. Die Spoiler in der Fahrbahn werden aktiviert und ab zwanzig Uhr wird dadurch eine tagsüber befahrbare Straße in eine Fußgängerzone verwandelt. In dieser gibt es eine nicht enden wollende  Kette von Pizzeria, Cafés, Bars, Textilläden, Schmuckgeschäften, Taschen- und Schuhboutiquen,  Kebab und Schnellimbissbuden, Spielhallen und Strandutensilien Kioske. Nach Aussage der Partnerin bewegen sich in der Fußgängerzone mehr Menschen als auf der Fifth Avenue in New York. Beim Spazierengehen befinde ich mich in meinem Element, ich kann dabei viel beobachten. Wie ein Fotograf suche ich nach dem Außergewöhnlichen. Gibt es auch soundso viele  Fotos von einer Fliege, so schätzt der Fotograf, dass seine Aufnahme von der Fliege einmalig sein wird. Ähnlich geht es mir, dass ich mir zugestehe, dass ich mit einmaligen Beobachtungen und Beschreibungen aufwarten kann. Für mich wesentlich ist, diese Beobachtung zu erweitern. Dies bedeutet im Kopf die Eindrücke kurz zuschließen, im Gedächtnis nach Verbindungen zu suchen, welche schon lange zurückliegen. Das Flanieren gerät zu einem Spagat zwischen Wachsam sein und Loslassen.

Wie in italienischen Touristenorten üblich finden sich zwischen zwanzig und vierundzwanzig Uhr sehr viele Kinder, vom  Kleinkind bis zum Jugendlichen, alles auf der Straße. Sie spielen auf den Plätzen mit einem Ball oder Fangen, und benützen den Kinderwagen ihrer Geschwister als Hindernis. Müdigkeit ist Kindern fremd, müde sind die Bustouristen, zumeist Senioren. Fühlen sie sich unbeobachtet sinken sie, auf einer Bank sitzend, in sich zusammen oder stützen sich auf einen Stock. Seit das Nordic Walking zu den Trendsportarten zählt, sieht man bei den Rentner weniger Krücken, dafür stützen sie sich auf die trendigen Nordic Walkingstöcke. Inmitten des Besucherstromes posieren fahrende Verkäufer, die zumeist nur einen Artikel anbieten, am Abend etwas mit einem Leuchteffekt. Einen Fallschirmspringer oder ein UFO die blickend zur Erde schweben oder die leuchtenden Finger Spinner. Gefragt ist auch der Spaziergang mit Hund, dieser verschafft bei entsprechender Größe, eine sogenannte Rettungsgasse. Je nach Gewühl einen Ansprechpartner.

Gassi gehen.

Ein Gedanke zu „glück:spiel I

  1. Diese Flaniermeilen! Manchmal unvermeidlich. In Fuertventura(Norden) bin ich oft die Strassen neben der Hauptstrasse gelaufen..

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