Am Eingang zum Montafon liegt die kleine Bezirksstadt Bludenz. In der Bahnhofstraße befindet sich eine Papierhandlung traditioneller Machart. Als Papierhändler in Muse werde ich neugierig, wenn vor dem Geschäft zwei Billettständer stehen. Ich benötige eine Geburtstagskarte. Ich suche nach einer Karte, von der ich noch nicht weiß, was sie darstellen soll. Das kleine Glück ist mir hold. Im Geschäft sehe ich alles, was man sich von einem Papiergeschäft erwartet. Von den Schultaschen bis zu den Mappen, eine Vielzahl an einzelnen Papieren, sowie eine schöne Auswahl an einzelnen Stiften. Einerlei ob es sich um Bleistifte, Farbstifte oder einzelne Gelschreiber handelt. In den Supermärkten findet man diese Artikel, wohl auch zur Vermeidung eines Diebstahles, nur mehr in einer Großpackung. Irrtümlich wird dies Vorteilspackung genannt, weil zumeist braucht man nur eine Farbe, die anderen Stifte trocknen aus. In einer Lokalzeitung habe ich unlängst gelesen, dass die Farbstifte einer österreichischen Bleistiftfabrik von Gefangenen in der Justizanstalt Klagenfurt einsortiert und verpackt werden.
Noch arbeitet die Senior Chefin im Papiergeschäft mit und bietet mir zur Glückwunschkarte eine Breitfüllfeder von Lamy an. Der gute Umsatz wäre die Breitfüllfeder gewesen. Eine geschäftstüchtige Dame, trotz ihres fortgeschrittenen Alters. Seit über fünfzig Jahren steht sie schon im Geschäft, erzählt sie mir auf Nachfrage, nachdem ich mich als Branchenkollege geoutet habe. Sie will noch ein Jahrzehnt dazulegen oder länger, zumindest so lange es ihre Füße erlauben. Während meiner Papierhandelslehre ist jeden Vormittag die Seniorchefin in den Laden gekommen.Sie hat dabei immer etwas entdeckt, was sich seit ihrer Zeit verändert hat. Sie war Mitte achtzig, manchmal eine Frage gestellt oder nur unverständlich den Kopf geschüttelt. Was würde diese Generation zu den Veränderungen, welche sich heute innerhalb von zehn Jahren abspielen, sagen?
Turbozeit