Weitere Minuten verstreichen, auf die zentrale Bibelstelle wird nicht eingegangen. Persönlich gewinne ich den Eindruck, es wird ein großer Bogen um die Kernaussage gemacht. Der Priester will um jeden Preis bei der der Fernzeugung durch den Heiligen Geist nicht anstreifen. So spricht der Herr Pfarrer lieber darüber, dass das Matthäusevangelium mit der Genealogie Jesu beginnt undsoweiter. Patriotisch wirkt für mich der Hinweis: „In wenigen Tagen wird in der ganzen Welt das wohl berühmteste österreichische Lied gesungen, Stille Nacht, heilige Nacht. Dessen erste Strophe endet mit den Worten, Christus der Retter ist da. Der Prediger sieht im heutigen Evangelium eine persönliche Hilfe: „Wir sollen Jesus in unserem Leben einen Platz geben, so wie es Maria tat, die seine Mutter wurde und wie es Josef erlebte, der nicht sein Erzeuger war und doch sein Vater wurde. Auf einen aufschlussreichen Satz zur Empfängnis durch den Heiligen Geist wartete ich vergebens. Auch bei den Ausführungen von Kardinal Schönborn zum obigen Matthäus Evangelium in einer österreichischen Tageszeitung suchte ich vergebens nach einer Erklärung.
Ludwig Wittgenstein sagte: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. An anderer Stelle: „Das Christentum gründet sich nicht auf eine historische Wahrheit, sondern es gibt uns eine Nachricht und sagt, jetzt glaube“! Und weiter: „So sonderbar es klingt: Die historischen Berichte der Evangelien könnten, im historischen Sinn, erweislich falsch sein, und der Glaube verlöre doch nichts dadurch. Aber nicht, weil er sich etwa auf allgemeine Vernunftwahrheiten bezöge sondern, weil der historische Beweis den Glauben gar nichts angeht.“
Aus dem Tagebuch…