heilige:nacht

In dieses Vakuum stößt der Kult um das meistgesungene Weihnachtslied und wird kräftig von den Religionen instrumentalisiert. Eine Melodie die jedermann zugänglich ist, deren Geburtsstätte bei der Christenheit liegt, das Urheberrecht bei der katholischen Kirche. Man sieht darüber hinweg, dass in jedem Einkaufszentrum und auf jeden Weihnachtsmarkt dieses Lied bis zum Erbrechen in den vier Wochen vor Weihnachten, jetzt sind es schon sechs Wochen, gespielt wird. Es gab auch eine Zeit, wo es statt der Zeile, Christus der Retter ist da, geheißen hat, unser Führer der Retter ist da.

Woher kommt beim Adventsingen die Ergriffenheit der Zuhörer, wenn dieses Lied erklingt?  Zumindest die ersten Nachkriegsgenerationen werden wieder zu Kindern. Es ist der Moment, wo wir bemüht sind, unsere Kindheit für fünf Minuten wieder zu erwecken. Welches Kind hat noch die Gelegenheit am Waldesrand mit ein paar Fichtenzweigen und verdorrten Ästen einen Stall zu errichten, die Tschurtschen simulierten Esel und Kuh.

Der Text und die Melodie von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ grenzt an das nicht Erklärbare, genauso wie es heißt, dass die Skulptur im unbehauenen Marmorblock schon enthalten ist. Am Bildhauer liegt es diese Figur behutsam aus dem Marmor freizulegen. So ähnlich waren Josef Mohr und Franz Xaver Gruber die Geburtshelfer für den Text und die Melodie von „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Christus der Retter ist da, und wir verharren immer noch in derselben menschlichen Krise wie vor zweihundert Jahren. Nicht in diesem körperlichen Moloch, der alles niederbügelt, aber in Zukunftsängsten und Sinnkrise. Im digitalen Zeitalter sind wir mit dem Endgültigen doch allein. Manche Menschen hoffen, dass wir es schaffen werden, über den Tod hinaus ein Tor zu öffnen. Nicht nur einen Blick zurück in die Geburtsstunde des Universums zu werfen, sondern einen Blick in das noch Unbekannte, von uns als das Jenseits bezeichnete. Von dort konnte noch kein Physiker Strahlungen und Frequenzen dingfest machen. Heute gilt alles Irdische nicht mehr für ewig, den Naturgesetzen droht die Manipulation durch den Menschen, von der Abschaffung des Todes sind wir weit entfernt.

Fortsetzung folgt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert