rudi:dutschke

Die Jahrzehnte seit den 60er Jahren waren reich an technischen Errungenschaften und politischen Ereignissen. Zumeist haben sich einzelne Ereignisse schicksalhaft ins eigene Leben eingeprägt, von denen man es sich nicht entgehen lassen will darüber nachzudenken. Nachzuspionieren, wo man zu diesem Zeitpunkt gewesen ist, was man an diesem sogenannten historischen Tag gemacht hat. Im persönlichen Leben gibt es Ereignisse, welche sich in das Gedächtnis eingeprägt haben, manches Mal Schicksal entscheidend, welche aber kein Gegenüber in der Weltgeschichte haben.

Vom Schuss Attentat auf Rudi Dutschke am 22.04.1968 war ich tief betroffen. Fernab von den Zentren der Studentenrevolution in Frankreich und in Deutschland verfolgte ich in der Kleinstadt Spittal an der Drau dank der Zeitschriften Twen, Konkret, Stern und Spiegel die Jugendproteste. Diese Zeitschriften wurden in der Buchhandlung Petz verkauft, teilweise auch deshalb, weil sie von mir beim Grossisten Morawa angefordert wurden. Ich trug lange Haare, soweit es damals mit der Arbeit als Verkäufer vereinbar und vom Chef geduldet wurde. Der Chef, ein begeisterter Reserveoffizier, der sich als Double vom General Mosche Dajan sah.

Dass ich so leibhaft an den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehnissen teilhaben konnte, verdankte ich dem Tod der Trafikantin in der Bahnhofstraße und dem Umstand, dass es keine Nachfolgerin gab. Deshalb hat unsere Buchhandlung, welche  ein paar Häuser weiter gelegen war, den Verkauf der Zeitungen und Zeitschriften übernommen. Den Verkauf der Tabakwaren übernahm der Würstelbudenbetreiber vorm Bahnhof, ein Kriegsversehrter. Im 2. Weltkrieg wurde ihm nach einer Verletzung ein Bein amputiert. Für die Mittagspause, welche ich bei Schönwetter im Park vom Schloss Porcia verbrachte, konnte ich mir Zeitschriften ausborgen. So war ich über die sozialen und politischen Umwälzungen außerhalb von Kärnten informiert. Zu Hause gab es die Wochenzeitung Kärntner Bauer und den Raiffeisenboten. In diese Zeit fällt auch der Startschuss des Jugendsenders Ö3, bei deren Musik die Mutter Bedenken hatte, dieser „Lärm“ könnte das Eumig Radio kaputt machen.

68er

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert