Seit Tagen läuft im TV die Berichterstattung über den Brand der Notre Dame in Paris. Am Fernsehschirm in der Hotelhalle zeigt man gerade einen „Schweigemarsch“ zur Kathedrale und es gibt Interviews mit den Feuerwehrmännern. Heros, welche bei der Brandbekämpfung dabei waren. In der Früh ein Interview mit Peter Handke gelesen, der zum Zeitpunkt des Brandausbruches in der Nähe der Notre Dame war.
An diesem Tag entscheiden wir uns für einen Ausflug in das nahe gelegene Aix-en-Provence. Die Hin- und Rückfahrt erfolgt mit einem öffentlichen Bus. Bei der Fahrt nach Aix erzählt uns die Führerin etwas von der Stimmungslage in der Bevölkerung nach der Brandkatastrophe der Notre Dame. Ein Teil der Franzosen wundert sich, woher plötzlich das viele Geld für den Wiederaufbau kommt. Für diesen Bevölkerungsteil wäre es vordringlicher die Milliarden Euro in den Wohnungsbau, die Bildung oder in die Erneuerung der Infrastruktur zu investieren.
Aix ist eine römische Stadtgründung, von wo aus die Provence erobert wurde. Ein lieblicher Gegenpool zum multikulturellen Marseille. Die schmalen Gassen der Altstadt sind aufgeräumt und frei von Graffitis. Auffallend an den Häusern ist, dass an den offenen Fensterläden Blumentöpfe aufgehängt sind. Auf allen zentralen Plätzen gibt es Gemüsemärkte, vornehme Läden, Cafés und Restaurant. Süßigkeiten verschiedener Art werden überall angeboten. Es ist sonnig und warm, wir genießen eine Cafepause im Freien.
Bei den Innenstadthäusern sehen wir auf Höhe vom ersten Stock Mauernischen. In diesen Nischen befinden sich Statuen der Schutzheiligen gegen Seuchen und die Pest. So konnten die Gebete um Verschonung vor der Pest im Freien verrichtet werden. In Pestzeiten weigerten sich zahlreiche Menschen eine Kirche aufsuchen, weil dort wegen der Menschenansammlung die Ansteckungsgefahr besonders groß war. Wir handhaben es im Winter ähnlich, wegen Ansteckungsgefahr mit einem Grippevirus meiden wir Veranstaltungen mit vielen Menschen.
Heute, am 18. 04. 2020 kann ich dazufügen, vor einem Jahr habe ich das Wort „Coronavirus“ noch nicht gekannt. Ein Mittel um die Corona Pandemie einzudämmen ist das Verbot von Menschenansammlungen. So betrachtet haben sich die Maßnahmen zur Bekämpfung einer Seuche seit dem Mittelalter nicht geändert.