Geht es um einen Sonntagsausflug mit der betagten Oma oder den Eltern, so ist die erste Priorität in einem Restaurant ein gutes Essen zu verzehren. Zum Ausklang im Winter ein großes Stück Torte oder einen üppigen Eisbecher im Sommer. Weniger sorgt man sich um ihre inneren Bedürfnisse, um mehr Unterhaltung für die Tage zu Hause oder um Neues Kennenzulernen. Erleben sie etwas Neues, so können sie sich von ihren immer gleichen Erinnerungen lösen. Hirnforscher sagen, die die Jugenderlebnisse bleiben am meisten lebendig, teilweise verklärt.
In der Pandemie fehlen den älteren Senioren, außerhalb der Seniorenheime, die Möglichkeiten etwas Neues zu erleben. Sie könnten sich frei bewegen, aber wie frei ist man, wenn man alleine in einer Wohnung lebt? Auf das ungebundene Leben, welches man nach dem Tod des Partners geführt hat, war man stolz. In vielen Ehen sterben zuerst die Männer, weil sie ein ungesundes Leben führten und zumeist älter waren. Es gibt Töchter, Söhne und Enkerln aber oft weggezogen. Jene sind gut dran, welche nur in einer zu groß gewordenen Miet- oder Eigentumswohnung wohnen und nicht allein in einem Einfamilienhaus. In Zeiten wie diesen wird es für sie immer kälter, weil der tägliche Spaziergang mit einem Plauscherl in einem Café, mit Freundinnen nicht möglich ist. Schon über Monate finden keine Sprachkurse und der Englischstammtisch statt. Es gibt keine Schnapserunden, Kreativ- und Seniorennachmittage sind ausgesetzt. All dies macht etwas mit der inneren Befindlichkeit.
Jetzt sitzen sie alleine beim Selbstgekochten, beim zwanghaften Mittagessen zu Hause. Zu normalen Zeiten gab es wenigstens monatlich einen Geburtstag oder Namenstage von Bekannten beim Stadtwirt zu feiern. Die Psyche fühlt sich unterfordert, schlecht betreut. Fehlt dazu der Partner, welchem man sein aktives Leben bis zu den Jugenderlebnissen erzählen kann, dann sind die Tage stumm. Kinder und Enkerln beschränken sich auf die Nachfrage, ob die Mutter oder Oma genug zu essen hat und keine neuen körperlichen Beschwerden aufgetreten sind? Von den alten Geschichten, wie sich die flotten Enkeln ausdrücken, wollen sie nichts hören.