bahnhof:vorplatz II

Manche Bettler haben einen kleinen Hund an ihrer Seite.

Der Aufmerksamkeit wird von der Stadtverwaltung dadurch erhöht, dass dieser Bereich mit einem rot-weiß-roten Baustellenband eingezäunt wurde. Dies soll verhindern, dass sich die Sandler, darf man sie heute noch so nennen, sich über den ganzen Salzburger Bahnhofsvorplatz verteilen. Damit will ich kein Urteil über die Menschen fällen. Zwischen ihnen plärrt ein Radio und steht ein verlassenes Einkaufs Waggerl vom nahen Sparmarkt mit Unrat. Ein junger Bursche bringt gerade Nachschub, eine Palette Ottakringer Bierdosen und wird von den Kumpeln freudig begrüßt. Ist für sie ihr Schicksal, der Ausdruck ihr Leben wäre etwas zu hochgegriffen, nur mit dem täglichen Quantum an Bier erträglich. Alkohol zu jeder Tageszeit, ob um zehn Uhr Vormittag oder um vier Uhr Nachmittag.  Ein Spruch zur Ehrenrettung der Biertrinker lautet, kein Bier vor vier. Zwischen den biertrinkenden Männern hockt eine voluminöse Frau auf ihrer Gehhilfe und schaut teilnahmslos in die Sonne. Neben sich ein Einkaufswagerl, wo sie ihre Kleider und ihr Bettzeug verwahrt. Ein Handy gehört auch bei den Sandler zum Alltag. Was ihre Probleme sind, aber auch die Unterstützung die es für sie geben wird, zeigt sich beim Vorübergehen nicht.

Beim Ausgang vom Salzburger Bahnhof hocken Bettler auf dem Boden und bitten um eine Spende für ein Essen. Manche Bettler haben einen kleinen Hund an ihrer Seite. Der treuherzige Blick eines Hundes löst bei vielen Menschen mehr Emotionen aus, als der Anblick des abgemagerten Bettlers. Der Hundeblick erreicht das Herz des Tierfreundes schneller, als der vorgehaltene Hut oder der am Boden stehende leere Trinkbecher von MC Donald. Welche zufriedenstellende Lösung es für diese Randgruppe geben kann, stellt sich nicht nur am Salzburger Bahnhof. In christlichen Organisationen wird diesen Menschen, so sie ihre Zentren aufsuchen, Hilfe angeboten. Anderseits glaube ich, dass unter ihnen manche einen gewissen Stolz haben und eine Hilfe ohne Gegenleistung ablehnen würden. Möglicherweise könnte man mit einfachen Beschäftigungen eine Trendwende bei der Unterstandslosigkeit einleiten. Derzeit gibt es in den verschiedensten Berufen einen Mangel an Arbeitskräften. In einer Touristenstadt wie Salzburg werden sicher eine Fülle von kleinen Handgriffen benötigt. Für eine solche Initiative müsste etwas vom Stadtbudget locker gemacht werden. Bei diesem Tourismusaufkommen dürfte es dabei für die Stadtkassa zu keiner finanzielle Ausblutung kommen.  Damit könnte man den vielen Bahnreisenden und Bustouristen ein erstes irritierendes Bild ersparen. Anders gesehen ist für mich, den Wohlstandsmenschen der Anblick von Armut, Verwahrlosung und Alkoholismus zumutbar.