dreiländereck

Zwischen den Polen Abnützung und Stellungskrieg.

Vielfach wird angenommen, dass die Rentenjahre nur von Spaß und Fröhlichkeit geprägt sind, in vielen Passionisten Haushalten sieht es anders aus. Das Alter bringt den einen und anderen körperliche Einschränkungen. Manches Mal sind sie nicht relevant oder sind mit Hilfe der Medizin gut beherrschbar. Bei mir waren die Schmerzen in der linken Hüfte zuletzt nicht mehr konventionell therapierbar. In kurzen Abständen musste ich zu Schmerztabletten greifen. Für manche Rentner ist dies nicht erwähnenswert, für mich war es nach einem fast schmerzfreien und medikamentenfreien Leben eine beinahe Katastrophe. Ich haderte mit Gott und der Welt, dies ließ mich nicht davon abhalten, die documenta xv in Kassel zu besuchen. Dafür nahm ich einige schmerzhafte Tage gerne in Kauf. Das Interesse an der neuen Ausrichtung der documenta, vom Geniekult zum Gemeinschaftswerk ließ mich die zeitweisen Schmerz Phasen in Kauf nehmen. Nicht immer müssen es körperliche Schmerzen sein, die den flotten Rentneralltag beeinträchtigen. Es gibt Abnützungserscheinungen innerhalb der Partnerschaft und Stellungskriege in der Lebensgemeinschaft, zu meist nicht erklärbar und sinnlos. Zwischen den Polen Abnützung und Stellungskrieg liegen freudige Erlebnisse.

Persönliche Begegnungen wo die Vergangenheit aufleuchtet. Verklärt, wie sie von Fremden wahrgenommen wurde. Ein solcher magischer Moment war eine Zufallsbegegnung in einem Innenstadt Café von Villach. Am Nebentisch unterhielten sich zwei jüngere Frauen über ihr Wandererlebnis am Dreiländereck, der Rückweg führte sie beim Arnoldsteiner Wasserfall vorbei. In meinem Innersten haben die Alarmglocken geläutet, nebenan gibt es ein Gespräch über den Arnoldsteiner Wasserfall in meiner jahrzehntelangen Wohngemeinde. Den Wasserfall kenne ich von meinen Spaziergängen. Vom alten Ortsteil führt eine schmale Straße Richtung Wasserfall, wird zuletzt unwegsam, gesäumt von desolaten, unbewohnten Häusern und einer stillgelegten Mühle. Bei den Frauen habe ich höflich angeklopft und von mir erzählt: „Ich habe Jahrzehnte im Ort gelebt und kenne den Arnoldsteiner Wasserfall.“

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