HARN:drang

Es wird darüber gelächelt, wenn Menschen erzählen, dass sie eine Zeitung, eine Illustrierte oder ein Buch auf die Toilette mitnehmen. Hier können sie ungestört lesen,  abgeschieden vom Treiben des Hauses, abgekoppelt vom Lärm des Tages. Schöpferische Menschen sagen, dass sie hier kreativ denken können. Oftmals findet man auf dem stillen Örtchen einen Block mit Bleistift, wo man die Blitzgedanken niederschreiben kann. In den sechziger und siebziger Jahren wurden alte Zeitungen als Kloopapier verwendet. Da passierte es, dass man in einer Zeitung einen interessanten Artikel entdeckt hat und der Aufenthalt am Klo dauerte länger. Heute ist das Rauchen an vielen Orten verboten, so wird am Klo schnell eine Zigarette geraucht. In vielen Betrieben wird verlangt, dass für das Klogehen die Zeitkarte abgestempelt werden muss. Als Akkordarbeiter in einer Schuhfabrik, am Montageband, musste ich dem Meister Bescheid geben, wenn ich das  WC aufsuchen wollte. Er übernahm für kurze Zeit meine Arbeit am Montageband. Es durfte keine Unterbrechung bei der Montage geben.   

Bei einem Wochenendaufenthalt in einem frisch renovierten Hotel in Kroatien wird man damit überrascht, dass sich ein Internetanschluss im Bad, neben dem WC befindet. Es entspricht dem Trend, dass man nicht mehr eine Zeitung am WC liest, sondern den Laptop auf das WC mitnimmt. Das Internet prägt auch den Urlaubsaufenthalt, dies kann man in der Hotelhalle bei den frei zugänglichen Internetplätzen beobachten. Nach der Anmeldung bei der Rezeption führt bei vielen der erste Weg zum PC -Terminal. Dort kommt es zu Wartezeiten, sodass die Urlauber in der Hotelhalle auf- und abgehen, als müssten sie dringend auf das WC gehen, aber es ist besetzt. 

Harndrang im Internet.  

Ein Gedanke zu „HARN:drang

  1. Hallo Schlagloch,

    da kommt mir spontan der Titel eines Fassbinderfilms in den Kopf: “Welt am Draht”.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert